Hilfe für BauernDrohnen retten Rehkitze vor dem Mähtod
Schweizweit werden jährlich bis zu 1500 Rehkitze durch Mäher getötet. Rettung soll es nun aus der Luft geben: In Ausserrhoden sucht man mit Drohnen nach den Tieren.
Ein tragischer Fall ereignete sich vergangene Woche in Ruggell FL. Wie das «Liechtensteiner Vaterland» berichtete, fand ein Jagdaufseher auf einem frisch gemähten Feld ein totes Rehkitz auf. Es war der Mähmaschine zum Opfer gefallen. Der Landwirt wurde angezeigt. Dies könnte einem Bauern in der Schweiz bei ähnlichem Verhalten auch passieren: «Wenn es sich nach Gesetz um Tierquälerei handelt, dann würde es durchaus eine Anzeige geben», sagt Heinz Nigg, Leiter des Amts für Raum und Wald und Jagdverwalter des Kantons Appenzell Ausserrhoden am Dienstag gegenüber 20 Minuten.
Wärmebildkamera spürt Kitzlein auf
Um den Mähtod in Zukunft generell zu vermeiden, haben Ausserrhoder Jäger und Landwirte nun in Rehetobel Drohnen getestet, mit denen die gefährdeten Jungtiere im hohen Gras aufgespürt und gerettet werden können. «Seit diesem Frühling befassen wir uns intensiv mit der Rehkitzrettung», so Nigg zum Pilotprojekt. Mit einer Drohne, an der eine Wärmebildkamera befestigt ist, wird eine Wiese abgesucht. Auf dem Bildschirm von Drohnenpilot Ueli Sager erscheinen dann in roter Farbe Wärmepunkte: «Mittels Funk lotse ich die Wildhüter dann genau zu diesen Punkten, wo sie nachschauen können, was dort ist», erklärt er das Vorgehen.
So sieht es aus, wenn die Drohne mit einer Wärmebildkamera die Wiese filmt. (Video: Ueli Sager)
Die ersten Versuche zeigen bereits grosse Erfolge: «Vergangene Woche haben wir sechs Kitze in den Wiesen gefunden», so Jäger und Wildhüter Mirko Calderara. Die Jungtiere werden dann mit einem Holzharass zugedeckt und mit einer Fahne markiert. Der Bauer kann dann um das Kitz herummähen und es nach getaner Arbeit wieder freilassen.
Natürlich seien die roten Punkte auf dem Bildschirm nicht immer Rehkitze. «Manchmal stossen wir auch auf Feldhasen, Katzen oder Mäusehaufen», so Calderara. Doch der Drohnenflug sei immer ein Erfolg – auch ohne Rehkitzfund. Denn: «Wir wissen dann, dass die Wiese rehfrei ist und können grünes Licht fürs Mähen geben.»
Schweizweit erfahren jährlich bis zu 1500 Rehkitze den Tod durch den Mäher. Rettung soll es nun aus der Luft geben: In Ausserrhoden sucht man nun mit Drohnen nach den Tieren.
Jäger und Drohnenpilot zeigen und erklären das Vorgehen. (Video: lad)
Finanzierung noch unklar
Für die Bauern eine Erleichterung: «Wenn wir unbeschwert Mähen können, ist das natürlich ein grosser Vorteil», sagt Ernst Graf, Präsident des Bauernverbandes Appenzell Ausserrhoden. Zudem sichere es die Futterqualität. Gerät nämlich ein totes Tier ins Futter der Kühe, könne dies zu tödlichen Vergiftungen führen.
Für das Absuchen eines Feldes von einer Grösse von sieben Hektaren brauche das Team normalerweise 15 Minuten. Die Zeiteinsparung gegenüber der konventionellen Methode mit Verblendungen ist enorm. Auch die Erfolgsquote steigt. «Das zeigt uns, dass das Projekt auf technischer Seite funktioniert. Nun fehlt noch der organisatorische Teil», sagt Jagdverwalter Nigg. Es werde mit involvierten Parteien verhandelt und mit den Bauern kommuniziert. Zudem muss die Finanzierung geklärt werden: «Ist der Preis für die Bauern tragbar, wäre die Drohnensuche eine sehr gute Lösung», sagt Bauernvertreter Graf.