Ein Käser hält die Justiz auf Trab

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Kantonsgericht SGEin Käser hält die Justiz auf Trab

Am Dienstag steht Käser K. W. wegen gewerbsmässigem Betrug vor Gericht. Nicht zum ersten Mal: Der 49-Jährige beschäftigt die St.Galler Justiz seit Jahren.

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Am Dienstag steht Käser Karl W. erneut vor dem Kantonsgericht St. Gallen. Dieses Mal wegen gewerbsmässigem Betrug.

Am Dienstag steht Käser Karl W. erneut vor dem Kantonsgericht St. Gallen. Dieses Mal wegen gewerbsmässigem Betrug.

Keystone/Gian Ehrenzeller

Gewerbsmässiger Betrug, Anstiftung zur Urkundenfälschung und Tierquälerei lauten die Vorwürfe, wenn K. W. am Dienstag vor dem St. Galler Kantonsgericht erscheint. Unter anderem soll der Käser und Schweinemäster seine Säuli unter misslichen Bedingungen gehalten und sie dann unter einem falschen Qualitätslabel verkauft haben.

Für den 49-Jährigen gehören Gerichtstermine schon fast zur Routine. Als «Falschkäser» und «Skandal-Käser» hat W. weit über die Kantonsgrenzen hinaus zweifelhafte Berühmtheit erlangt.

Käse unter falscher Etikette verkauft

Erstmals sorgte W. für Schlagzeilen, als 2011 die Milchverwerter-Organisation PMO, ein Zusammenschluss von Ostschweizer Milchbauern, mit lautem Getöse Konkurs ging. In den Kassen klaffte ein Loch von zehn Millionen Franken. Als Hauptschuldigen machte man bald einmal Käser W. ausfindig: Er hatte nicht nur minderwertigen Käse produziert, sondern diesen auch noch unter falscher Etikette verkauft. Ausserdem wurde ihm vorgeworfen, Geld der Bauern unterschlagen zu haben. Von diesem Vorwurf sprach ihn das Bundesgericht später jedoch frei.

Von der Schweinemast ins Asylwesen

Damit war der Ärger mit W. aber noch lange nicht vorbei. Mal lief bei einem Tiertransport Schweinekot aus Lastwagen und Anhänger, mal lief Gülle aus der Grube und über ein Nachbarsfeld. Es setzte jeweils eine Busse ab. Auch mit dem Zahlen nahm es W. nicht immer so genau: Einmal waren es Angestellte, die ihr Geld einfordern mussten, dann wieder ein Auftragnehmer.

Letztes Jahr dann geriet W. erneut in die Schlagzeilen. In einer Liegenschaft in Kaltbrunn, wo W. einst eine Schweinemästerei betrieb, logieren seit einiger Zeit Asylbewerber. 2016 wurde das Haus ohne Bewilligung umgebaut. Offiziell wird das Asylzentrum von einer MSW Group AG betrieben. Für Insider ist jedoch klar, dass W. nach wie vor seine Finger im Spiel hat. Zeugen wollen beobachtet haben, wie W. bei den Bauarbeiten die Anweisungen gab.

Wer gab den Auftrag?

Inzwischen steht W. im Zentrum einer weiteren Untersuchung: Anfang Februar wurde im Asylzentrum der Keller überflutet, Wasser drang in einen Heizungsraum, worauf ein Öltank umkippte. In der Folge wurde ein Arbeiter damit beauftragt, den Keller auszupumpen. Diesel gelangte auf Strassen, Felder und in Bäche. Noch ist nicht offiziell bekannt, wer dem Arbeiter den verheerenden Auftrag gegeben hat.

W. war am Montag für 20 Minuten nicht erreichbar.

*Name der Redaktion bekannt.

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