Tessiner wollte Rakete auf Schwarzmarkt verkaufen

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Razzia in ItalienTessiner wollte Rakete auf Schwarzmarkt verkaufen

Bei einer Kontrolle der Polizei wurden in Turin drei Männer verhaftet und ein grosses Waffenarsenal sowie Nazi-Propaganda beschlagnahmt.

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rab/kle

Bei einer Kontrolle der Polizei wurden in Turin drei Männer verhaftet und ein grosses Waffenarsenal sowie Nazi-Propaganda beschlagnahmt. Quelle: AFP

Die Polizei von Turin in Norditalien hat am Montagmorgen im Rahmen einer Untersuchung gegen italienische Kämpfer, die in der Ostukraine auf Seite prorussischer Rebellen gekämpft haben sollen, drei Männer festgenommen. Zu den drei Personen gehörten ein Mitglied der rechtsextremen und offen neofaschistischen Partei Forza Nuova sowie ein 42-jähriger Schweizer.

Der Tessiner A. M.* aus Bissone wurde in einem Hotel beim Flughafen Forlì (bei Bologna) verhaftet. Laut dem Sender RAI 1 hat M. zusammen mit den Italienern versucht, eine Luft-Luft-Rakete von den katarischen Streitkräften auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Laut den Ermittlern wollten die Verdächtiger die Waffe an ukrainischen Separatisten verkaufen.

Bei der Razzia wurde neben der Rakete französischer Bauart ein ganzes Waffenarsenal beschlagnahmt: Sturmgewehre, Pistolen und Munition. Auch Material mit Nazisymbolen sei sichergestellt worden, teilte die Polizei in Turin am Montag mit.

Bei der beschlagnahmten Rakete handelt es sich um eine 3,5 Meter lange, funktionsfähige, 800 Kilogramm schwere Luft-Luft-Rakete vom Typ Matra S530 mit einem Wert von 500'000 Euro.

Wer ist A. M.?

Wie Tio.ch schreibt, hatte A. M. im Jahr 2016 in Bissone ein Unternehmen gegründet. Nach der Insolvenz eröffnete der Mann zwei Jahre später in Chiasso wieder ein Geschäft. Gemäss Handelsregister ist die Gesellschaft im Bereich «Verkauf, Vermietung, Verwaltung und Vermittlung im Bereich der Luftfahrtmechanik» tätig.

Einer der Verhafteten kandidierte für einen Senatssitz

Bei den anderen beiden Verhafteten handelt es sich um den 60 Jahre alten F. D. B.* und den 51-jährigen F. B.* Einer von ihnen soll Kontakte zum Golfemirat Katar haben.

Im Haus von F. D. B. in Gallarate seien neun Sturmgewehre, eine Maschinenpistole, fast 30 Jagdgewehre, sieben Pistolen und 20 Bajonette sichergestellt worden, dazu Munition und alte Naziplaketten, einige mit Hakenkreuzen.

Die Polizei steht neben einer Rakete, die sie in der Nähe von Pavia, Norditalien, beschlagnahmt hat. Dies im Rahmen einer Untersuchung gegen Italiener, die an dem von Russland unterstützten Aufstand im Osten der Ukraine teilgenommen haben.
Insgesamt wurden bei der Razzia drei Männer festgenommen. Darunter auch ein Schweizer aus dem Tessin.
Die Verhaftungen erfolgten, nachdem die Beamten einen riesigen Vorrat an automatischen Waffen, ...
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Die Polizei steht neben einer Rakete, die sie in der Nähe von Pavia, Norditalien, beschlagnahmt hat. Dies im Rahmen einer Untersuchung gegen Italiener, die an dem von Russland unterstützten Aufstand im Osten der Ukraine teilgenommen haben.

Tino Romano

F. D. B. habe 2001 ohne Erfolg für die Forza Nuova für einen Senatssitz kandidiert. Im Jahr 2003, während er als Zollinspektor am Flughafen Malpensa arbeitete, wurde er des Betrugs beschuldigt: Der Verdächtige steckte die Mehrwertsteuer ein, die ausländische Fluggäste bei ihrer Abreise zurückforderten.

Polizei untersucht Verbindung zu Juventus-Ultras

Über die Absichten der Besitzer der Waffen könne bislang nur spekuliert werden, sagte der Polizeipräfekt von Turin, Giuseppe De Matteis. «Bislang gibt es für uns keinen Anlass, von staatsgefährdenden Vorhaben auszugehen», fügte ein Anti-Terror-Experte der Polizei hinzu.

Die italienischen Sicherheitskräfte waren in den vergangenen Wochen mehrfach gegen Rechtsextreme in der Umgebung von Turin vorgegangen. Die Polizei untersucht Verbindungen zwischen den verhafteten Italienern und einer Gruppe von Juventus-Ultras, wie das Portal «Wired» berichtet.

Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) hat bereits auf den Fall reagiert: ««Es ist erschreckend, wie einfach man anscheinend an solche Waffen kommt. Dass selbst bekannte Rechtsextreme in den Besitz einer Rakete kommen können, ist verstörend. Der Fall zeigt, dass man den gewaltbereiten Rechtsextremismus nicht unterschätzen darf», sagt Sekretär Lewin Lempert. Es handle sich um einen krassen Fall illegalen Waffenhandels, an dem ein Schweizer beteiligt sei. «Der Staat muss auf jeden Fall genau hinschauen, was kleine Rüstungs- und Raumfahrtsfirmen in der Schweiz treiben.»

* Namen der Redaktion bekannt

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