Wegen KlimawandelMigros verkauft teils kein Feuerwerk mehr
In der Ost- und Innerschweiz verkauft die Migros ab sofort kein Feuerwerk mehr. In Basel und Zürich gibt es in diesem Sommer noch Knaller, aber danach ebenfalls nie mehr.
Eine Tradition ist vom Aussterben bedroht: In den Migros-Genossenschaften Luzern und Ostschweiz wird ab sofort kein Feuerwerk mehr verkauft. Grund: Im Sommer gäbe es vermehrt Feuerwerksverbote. «Der Entscheid
wurde aufgrund der aktuellen Klimaentwicklung und zunehmender Planungsunsicherheit getroffen.» Die Migros Luzern bezog ihr Feuerwerk bisher bei der Bugano AG, der schweizweit grössten Feuerwerkproduzentin aus Neudorf LU.
Zürich und Basel steigen nach dem 1. August auch aus
Es sind allerdings nicht nur wirtschaftliche Gründe, die zum Aus führen. Lisa Savenberg, Sprecherin der Migros Luzern, sagte zu 20 Minuten: «Wir verkaufen nicht nur zum 1. August kein Feuerwerk mehr, sondern verzichten aus Rücksicht auf die Umwelt auch zu Silvester neu ganz darauf.» Und: Dies wird nicht nur in der Ost- und Zentralschweiz der Fall sein. «Auch die Migros Genossenschaften Basel und Zürich werden nur noch in diesem August Feuerwerk verkaufen, danach ebenfalls nicht mehr», so Savenberg weiter. Die Migros Aare verzichtete als erste Genossenschaft auf Feuerwerk.
Coop und Aldi verkaufen weiter Feuerwerk
Aldi und Coop werden anders als die Migros weiter Feuerwerk verkaufen: «Coop wird weiterhin in der Schweiz Feuerwerk verkaufen», sagt Urs Meier, Leiter der Medienstelle. Und bei Lidl heisst es: «Derzeit ist kein allgemeiner Verzicht auf den Feuerwerksverkauf geplant.» Allerdings wurde im vergangenen Jahr in Kantonen mit absolutem Feuerverbot im Freien auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern verzichtet. Auch Aldi Suisse wird Feuerwerkskörper zum Nationalfeiertag am 1. August anbieten. «Jedoch beobachten wir stets aufmerksam die Entwicklungen wie etwa Wetterlage und allfällige Feuerverbote, so dass wir jederzeit auf mögliche Anweisungen und Auflagen der Kantone – etwa durch Verkaufsstopps – reagieren können», sagt Philippe Vetterli, von der Medienstelle. Auch die Landi verkauft weiter Feuerwerk, das Sortiment werde aber laufen überprüft und angepasst.
Das Bafu schätzt, dass pro Jahr rund 1800 Tonnen Feuerwerkskörper verkauft werden. Dass Feuerwerk der Umwelt schadet, ist unbestritten: Es belastet die Luft und verursacht Lärm. Laut einer Studie des Bafu entstehen in der Schweiz 320 Tonnen Feinstaub pro Jahr durch Feuerwerk, was bis zu zwei Prozent des gesamten Feinstaub-Ausstosses im Land entspricht.
Städte verzichten auf Feuerwerk
Aus Umweltgründen geraten auch öffentliche Feuerwerke unter Druck, welche Gemeinden und Städte in der Schweiz traditionellerweise durchführen: Die Stadt Konstanz will aus Umweltschutzgründen auf das traditionelle Feuerwerk am Seenachtsfest verzichten. Auch Olten verzichtet am 1. August.
Feuerwerk ist kein Klimakiller
Ein Klimakiller indes ist das Abbrennen von Feuerwerk nicht. Klima-Experten sagen, dass der CO2-Ausstoss von Raketen marginal sei. Laut einer Studie des Bafu werden in der Schweiz jährlich 2000 Tonnen Feuerwerkskörper gezündet – und dabei 86 Tonnen CO2 freigesetzt. Pro Kopf also 0,00001 Tonnen. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Ausstoss in der Schweiz betrug im Jahr 2017 4,5 Tonnen.
Antonia Reinhard von der Migros-Unternehmenskommunikation betont in diesem Zusammenhang, dass die Umwelt «nicht der Hauptfaktor» für den Verzicht sei. Mit dem Verkaufsverzicht trage die Migros zur Entlastung von Mensch, Tier und Umwelt bei. Dies seien gleich wichtige Gründe, die zur Massnahme geführt hätten, wie die genannten wirtschaftlichen Gründe mit der Planungsunsicherheit.