Missbrauchs-VorwurfZuger SVP-Präsident gibt Parteileitung ab
SVP-Kantonalpräsident Markus Hürlimann ist am Dienstag festgenommen worden. Er soll an der Landammann-Feier die Co-Präsidentin der Alternativen – Grünen mit K.o.-Tropfen gefügig gemacht haben.

SVP-Kantonalpräsident Markus Hürlimann.
Der Zuger SVP-Kantonalpräsident Markus Hürlimann ist seit Mittwochmittag wieder auf freiem Fuss. Er war am Dienstag verhaftet worden. Gegen den 40-Jährigen wird wegen Handlungen gegen die sexuelle Integrität ermittelt.
Hürlimann soll nach der Landammann-Feier am vergangenen Samstag Sex mit der 34-jährigen Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin (Alternative - die Grünen) gehabt haben. Den Verdacht, dass dabei K.-o.-Tropfen im Spiel waren, klären die Strafverfolgungsbehörden nun ab.
Die Co-Präsidentin der Alternative - die Grünen Zug konnte sich am Morgen nach dem Fest an nichts mehr erinnern und ging ins Spital, um Blut- und Urintests machen zu lassen. Dies vermeldete am Dienstag das Luzerner Online Portal «zentral» und am Mittwoch die «Neue Zuger Zeitung». Der «Blick» publizierte am Mittwoch den Namen des Politikers.
Viel Alkohol geflossen
Das Spital hat daraufhin die Strafverfolgungsbehörden informiert. Weil es sich um ein Offizialdelikt handelt, wird dieses von Amts wegen verfolgt. Eine Anzeige habe Spiess-Hegglin nicht erstattet, sagte Judith Aklin, Sprecherin der Zuger Strafverfolgungsbehörden gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die Ergebnisse der Blut- und Urintests liegen noch nicht vor.
Fest stehe, bei dem Fest zu Ehren des neuen Landammanns sei sehr viel Alkohol geflossen. Was sich genau zugetragen hat und ob dabei auch K.-o.-Tropfen im Spiel waren, müsse nun abgeklärt werden, sagte Aklin.
Einvernehmliches Handeln
Über seinen Anwalt bestreitet Hürlimann die Vorwürfe, sich einer strafbaren Handlung schuldig gemacht zu haben. Die bisherigen Untersuchungen würden in keiner Weise bestätigen, dass K.o.-Tropfen im Spiel waren. Wie sein Anwalt weiter schreibt, hätten alle Zeugen den beiden Personen ein einvernehmliches Handeln attestiert.
Bis zur Beendigung des Verfahrens tritt Markus Hürlimann in den Ausstand. Wie die SVP des Kantons Zug schreibt, wird Thomas Aeschi die Leitung der Partei ad interim übernehmen. Was genau in der Nacht geschah, sei momentan Gegenstand polizeilicher Abklärungen, so die Parteileitung.
«Generell herrscht in der Politik ein sexistisches Klima»
Barbara Beck, die zweite Co-Präsidentin der Alternativen – Grünen, wollte zu dem Fall nichts sagen. «Wir nehmen momentan keine Stellung, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt», sagt sie gegenüber 20 Minuten. Sie selbst sei an dem besagten Abend nicht dabei gewesen.
Auch Jürg Strub, Präsident der Zuger FDP, war an dem Abend nicht im Restaurant Schiff. «Ich kann dazu nicht viel sagen. Vorerst ist es einfach mal eine Behauptung, die jetzt abgeklärt werden muss.»
Barbara Gysel, Präsidentin der Zuger Sozialdemokraten, war an der Veranstaltung dabei, ging jedoch anschliessend nicht ins Restaurant. «Jeder sexuelle Missbrauch ist verwerflich und schlimm. Vor allem natürlich für die Opfer und ihr Umfeld. Zu den aktuellen Vorwürfen gegen Herrn Hürlimann kann ich mich aber nicht äussern. Aber es gilt auch hier wie immer die Unschuldsvermutung.» Unabhängig von dem Fall macht Gysel jedoch eine Tendenz sorge: «Generell herrscht in der Politik ein sexistisches Klima.»
Meist nur Alkohol im Spiel
Dass mit K.o.-Tropfen andere Menschen bewusstlos und dann gefügig gemacht werden, ist bekannt. Dennoch warnt Hugo Kupferschmidt, Direktor des Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum, vor voreiligen Schlüssen. «Es müssen nicht zwingend irgendwelche Substanzen im Spiel sein, in 95 Prozent der Fälle findet man lediglich Alkohol», sagt er zu 20 Minuten. Letztendlich sei es auch beim Alkohol eine Frage der Dosis. «Es gibt auch Fälle, wo dann die Leute denken, ihnen sei was anderes verabreicht worden.»
Hier im Restaurant Schiff in Zug sollen die Parlamentarier noch weiter gefeiert haben.
(Bild: TripAdvisor) (bee/sda)