Hundebesitzerin«Dass Rapunzel noch lebt, ist ein Wunder»
Rapunzels Besitzerin ist überglücklich: Nach sechs Monaten hat sie ihre Schäferhündin endlich wieder. Das Tier hat 400 Kilometer zurückgelegt.
«Rapunzel ist ein verrücktes Huhn», sagt Jasmin Ehret-Väth (41), die in Hösbach in der Nähe von Frankfurt am Main lebt. Damit meint die Deutsche ihre Schäferhündin, die sie am Wochenende nach sechs langen Monaten endlich wieder sehen konnte. «Ich glaube, sie hat uns noch erkannt.»
Derzeit liegt das Tier im Zürcher Tierspital. Sanitäter von Schutz & Rettung haben es zufällig am Freitag verletzt bei der A1 gefunden. «Die Hündin hatte innere Blutungen und ein gebrochenes Becken.» Zwei Operationen an der Milz und am Becken habe sie mittlerweile überstanden. «Dass sie noch lebt, ist ein Wunder. Wir haben mit allem gerechnet», so Ehret-Väth.
Hündin öffnete Tür
Alles begann am 14. August 2017 mit einer Ohrverletzung, die sich das acht Jahre alte Tier beim Spielen mit einem anderen Hund zugezogen hatte. Rapunzel sollte deswegen über Nacht beim Tierarzt bleiben, so Ehret-Väth. «Am Morgen rief man uns an und sagte uns, sie sei abgehauen.» Dem Arzt macht sie keine Vorwürfe. «Rapunzel öffnete eine schwere Tür, die nicht einmal meine achtjährige Tochter aufkriegte», sagt sie.
Die Besitzerin informierte die Polizei und suchte ihr Tier über Social Media, eine Zeitung und eine Tierdatenbank. Schon zwei Tage später bekam sie die Nachricht, dass ihr Hund in der Nähe ihres Wohnortes gesichtet worden sei. «Obwohl der Tierarzt 25 Kilometer weit weg war, lief Rapunzel fast bis nach Hause. Dabei überquerte sie drei Autobahnen und den Main.» Nur die letzte Abzweigung habe sie nicht genommen.
Rapunzel fing ein Huhn
Ehret-Väth fuhr zum Fundort, doch sie verpasste ihre Hündin um wenige Minuten. So sollte es in den nächsten Monaten weitergehen. Immer wieder sei ihr Tier gesehen und sogar fotografiert worden. So im August bei Stockstadt, Obernau, Sulzbach sowie von September bis Dezember in der Nähe von Schwäbisch Hall.
«Leider gelang es niemandem, sie einzufangen, da sie sich von Fremden nicht anfassen lässt», sagt die 41-Jährige. Die Leute hätten ihr sogar Essen hingestellt, das sie aber verweigert habe. «Stattdessen fing Rapunzel laut Augenzeugen ein Huhn.»
«Rapunzel ist nicht besonders sportlich»
Zuletzt erfuhr Ehret-Väth Ende Januar, dass sich ihr Tier bei Horb am Neckar in Baden-Württemberg aufhält: «Zum Spass sagte ich, dass sie jetzt bald in die Schweiz geht.» Tatsächlich endete ihr über 400 Kilometer langer Fussmarsch auf der Autobahn bei Zürich, wo sie angefahren wurde.
Rapunzel sei im Allgemeinen sehr gesund: «Deshalb überstand sie wohl auch die lange Reise.» Denn besonders sportlich sei sie nicht, so Ehret-Väth: «Sie ist ein Familienhund und hält sich die meiste Zeit auf unserem Hof auf.» Eine Hundeschule oder sonstige Kurse habe sie noch nie besucht.
In zwei Wochen nach Hause?
Nun hofft Ehret-Väth, dass Rapunzel bald wieder fit ist: «Wenn alles gut läuft, können wir sie in zwei Wochen nach Hause nehmen. Meine Kinder sind schon ganz aufgeregt.» Sie habe gehört, dass Zürich das beste Tierspital in Europa habe: «Es war wohl grosses Glück, dass Rapunzel so weit gewandert ist.» Sie habe das Personal aber vorgewarnt: «Sobald meine Hündin wieder auf den eigenen Beinen stehen kann, wird sie wohl versuchen, Türen zu öffnen.»