«Zustände sind schlimmer als auf Mallorca»

Aktualisiert

Abends länger offen in Zürich«Zustände sind schlimmer als auf Mallorca»

In den Sommerferien dürfen Gartenbeizen in bestimmten Teilen der Stadt Zürich bis 2 Uhr offen haben. Die Quartiervereine haben Einsprache gemacht.

von
tam
Der Stadtrat hat beschlossen, dass die Gartenbeizen im Sommer länger offen haben dürfen.
Vorerst aber nur probehalber und mit wissenschaftlicher Begleitung.
Die Regelung heute ist, dass sie um Mitternacht schliessen müssen.
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Der Stadtrat hat beschlossen, dass die Gartenbeizen im Sommer länger offen haben dürfen.

Keystone/Gaetan Bally

Gegen die «Mediterranen Nächte» in Zürich regt sich Widerstand: Eine Interessengemeinschaft will verhindern, dass Bars und Restaurants an manchen Tagen bis 2 Uhr morgens offen bleiben dürfen. Sie haben gegen das Zürcher Pilotprojekt Einsprache eingereicht.

In den Monaten Juli und August 2020 sollen gewisse Zürcher Restaurants und Bars bis 2 Uhr geöffnet sein. Das beschloss das Zürcher Sicherheitsdepartement Mitte November. Gegen diesen Entscheid wehrt sich nun die Gruppe «Innenstadt als Wohnquartier».

Einsprache gemacht

Am vergangenen Donnerstag reichte sie beim Stadtrat Einsprache gegen die Verfügung ein. Das teilte sie am Dienstag an ihrer Medienkonferenz mit. Sie fordert den Stadtrat dazu auf, das Projekt «Mediterrane Nächte» abzublasen.

An ihrer Medienkonferenz warfen IG-Vertreter der Stadt vor, dass sie «ohne Rücksicht auf die Bewohner» Aussenwirtschaften bewilligten. Bewohner und Bewohnerinnen müssten Zustände erdulden, die nicht einmal mit jenen auf Mallorca vergleichbar seien, so die IG.

«Wir sind überrascht worden»

Die Interessensgemeinschaft ist der Meinung, dass die Bewilligungen für Barbetriebe bis 2 Uhr morgens das Bundesrecht verletze. Felix Stocker, Vorstandsmitglied Quartierverein Zürich 1 rechts der Limmat, kritisierte das Vorgehen der Stadt. «Wir wurden von den Stadtplänen völlig überrascht und standen unter einem maximalen Zeitdruck, fristgerecht eine Einsprache zu formulieren.»

Ein Mediensprecher des Zürcher Sicherheitsdepartements zeigte sich erstaunt über diesen Vorwurf. «Die Stadt hat ihre Pläne mit einer Medienmitteilung öffentlich gemacht. Zudem betrug die Einsprachefrist 30 Tage.»

Die IG werde nun die Antwort der Stadt abwarten, so Felix Stocker. Wenn diese unbefriedigend ausfalle, werde sie ihre Einsprache an die nächste Instanz ziehen. Das wäre der Bezirksrat. Hinter der Gruppe «Innenstadt als Wohnquartier» stehen die drei Quartiervereine Zürich 1 rechts der Limmat, Selnau-City und Aussersihl-Hard. Zusätzlich werden die Interessen von sieben weiteren Gruppen und Vereinen vertreten.

Nicht in Wohngebieten

Die Stadt Zürich will ein vom Gemeinderat breit unterstütztes Postulat umsetzen und während den Schulferien probehalber sogenannte «Mediterrane Nächte» erlauben. Restaurants und Bars mit Gastwirtschaften im Freien sollen an lauen Sommerabenden erst um 2 Uhr ihren Aussenbereich schliessen müssen. Lautsprecheranlagen und Live-Musik sind allerdings nicht erlaubt.

Die verlängerten Öffnungszeiten gelten auch nicht für Restaurants und Bars, die sich in den Lärmzonen 1 und 2 befinden. Darunter werden Zonen verstanden, die sich hauptsächlich in Wohngebieten befinden oder die als Erholung dienen.

«Wir möchten uns bewusst nicht positionieren»

Nicht in der Interessensgemeinschaft dabei ist etwa der Quartierverein Wiedikon. «Wir möchten uns bewusst nicht positionieren», sagt Präsident Urs Rauber. In Wiedikon würden sowohl jüngere Leute, die gern Party machen, als auch betroffene Anwohner leben. «Wir verstehen die Anliegen von beiden Seiten und sind offen für Diskussionen.»

Beim Quartierverein Riesbach sagt Präsident Urs Frey, dass man das nicht eingehend diskutiert habe, den moderaten Versuchsbetrieb aber prüfenswert finde. Auch der Quartierverein Wollishofen ist nicht mit dabei: «Unser Quartier ist kein Ausgehviertel und deshalb nicht stark betroffen davon», sagt Präsident Martin Bürki. Zudem sei der Test ja beschränkt auf die Zeit der Sommerferien. (tam/sda)

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