IG will auf Carparkplatz Kongresshaus bauen

Aktualisiert

ZürichIG will auf Carparkplatz Kongresshaus bauen

Was die Stadt Zürich nicht geschafft hat, versuchen jetzt Private: Die Uni, ETH und Wirtschaftsverbände arbeiten auf ein privat finanziertes Kongresszentrum hin.

von
som

Zürich braucht kein grosses Kongresszentrum, hat der Stadtrat vor einem Jahr beschlossen. Stattdessen will er das bestehende Kongresshaus für 140 Millionen Franken modernisieren. Das passt einer frisch gegründeten Interessengemeinschaft (IG) nicht, die aus Mitgliedern von Wirtschaftsverbänden sowie der Uni und der ETH besteht (siehe Box). Sie will sich dafür einsetzen, dass ein Kongresszentrum mit 2500 bis 3000 Plätzen privat finanziert wird.

«Mit einem solchen Zentrum hat Zürich das Potential, sich in Europa als Kongressstadt zu etablieren», sagt IG-Mitglied Jörg Arnold und Präsident des Zürcher Hotelierverbands. Das habe eine eigene Studie ergeben, die Zürich Tourismus in Auftrag gegeben habe. «Wir schiessen damit aber nicht gegen das Vorhaben der Stadt», sagt Arnold zum «Tages-Anzeiger». «Es hat in Zürich Platz für zwei Häuser.»

Kongresszentrum neben dem Hauptbahnhof

Auch wenn für die IG noch nicht klar ist, wie das Zentrum einst aussehen und wie viel es kosten wird, favorisiert sie bereits einen Standort. Es soll auf dem Carparkplatz direkt neben dem Hauptbahnhof gebaut werden. Dieses Areal kam für die Stadt nie in Frage, da dort die alten Pläne für einen Stadttunnel, der die A1 und A3 verbinden, in die Quere kommen. Unter anderem war von einer Baulinie die Rede, die sich ohne Beschluss auf Bundesebene nicht ändern lässt. «Wir wissen um die Schwierigkeiten des Standorts», sagt Arnold. Die IG habe sich aber bei der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion erkundigt und die Antwort bekommen, dass sich das Problem lösen lasse. Das Bundesamt für Strassen habe demnach Bereitschaft erkennen lassen, Konzessionen einzugehen.

Selbst finanzieren will die IG das Kongresszentrum nicht, wie Arnold sagt: «Wir suchen Investoren - wenn es sich um ein gutes Projekt handelt, lassen sich diese auch finden.» Allerdings hänge es davon ab, welche Art von Mantelnutzung, etwa für ein Hotel oder Einkaufszentrum, auf dem Areal möglich ist. Das bedeutet aber Zonenplanänderung und die Stadt müsste dem Realisator das Land abtreten.

Stadt ist skeptisch

Im Zürcher Stadthaus steht man dem Vorhaben offen, wenn auch mit Skepsis gegenüber, wie Urs Spinner vom Hochbaudepartement zum «Tages-Anzeiger» sagt. Erstens bestünden Zweifel, ob es eine zusätzliche Kongressinfrastruktur wirklich brauche. Zweitens sieht die Stadt das Problem mit den alten Einträgen für den Stadttunnel.

Drittens stelle sich die Frage, wo die Cars unterkommen würden. «Wenn Private die ­Situation anders einschätzen als wir und Lösungen haben, stehen wir ihnen selbstverständlich nicht im Weg», sagt Spinner.

Wer sich alles für ein Kongresszentrum einsetzt

Die IG für eine Kongresszentrum wird breit abgestützt. Mit dabei sind unter anderem Hoteliers, die Universität, die ETH, die Fifa, die Handelskammer, der Bankenverband, der Hauseigentümerverband, die City-Vereinigung und Zürich Tourismus. Präsident der IG ist der frühere SP-Stadtpräsident Elmar Leder­gerber, heute Tourismuschef.

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