250 Skelette gefunden – Arbeiten dauern länger

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Münsterhof Zürich250 Skelette gefunden – Arbeiten dauern länger

Die Bauarbeiten am Münsterhof in Zürich dauern länger als geplant. Grund dafür ist der Fund von 250 Skeletten aus dem Mittelalter – hauptsächlich von Kindern.

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Der Münsterhof - hier eine Aufnahme vom letzten Frühling - ist länger eine Baustelle als ursprünglich angenommen. Statt wie geplant in diesem November ist der Abschluss erst im April 2016 möglich.
Grund: Die archäologischen Grabungen waren weit aufwendiger. So stiess man zum Beispiel auf inzwischen gegen 250 Skelette, die pietätvoll freigelegt und geborgen werden müssen.
Bereits im Frühling entdeckten die Archäologen Reste des einstigen Rösslitrams.
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Der Münsterhof - hier eine Aufnahme vom letzten Frühling - ist länger eine Baustelle als ursprünglich angenommen. Statt wie geplant in diesem November ist der Abschluss erst im April 2016 möglich.

Keystone/Steffen Schmidt

Die Sanierungs- und Gestaltungsarbeiten am Münsterhof hätten eigentlich im November abgeschlossen sein sollen – nun wird das voraussichtliche Bauende auf April 2016 verschoben.

So wurde am Anfang unterschätzt, wie reichhaltig die Bodenschichten unter einem der ältesten Plätze Zürichs sind. Unter anderem stiess man auf inzwischen gegen 250 Skelette, die zuerst freigelegt und geborgen werden müssen, wie das

Tiefbauamt am Dienstag mitteilte.

Hauptsächlich Kinder und Jugendliche

Bereits zu Beginn der Bauarbeiten wurden Reste des Schienenunterbaus für das erste elektrische Tram, das im frühen 20. Jahrhundert verkehrte, gefunden. Danach entdeckten die Archäologen des Amts für Städtebau mittelalterliche Friedhofsmauern und Gräber – Reste einer Rundkapelle aus dem 9. Jahrhundert.

Laut Larisa Mbilo handelt es sich um einen besonders arbeitsintensiven Fund. «Die freigelegten Skelette werden im Friedhof Sihlfeld zwischengelagert», so die Mitarbeiterin der Kommunikationsstelle des Hochbaudepartements. Noch offen sei, ob DNA-Analysen angeordnet werden sollen. Schon jetzt stehe aber fest, dass es sich bei den Funden um viele Jugendliche und Kinder handle.

Friedhofsfund bereits vor Jahren prognostiziert

Das hange damit zusammen, dass die Lebenserwartung im Mittelalter deutlich tiefer gewesen sei als heute. Mbilo: «Wahrscheinlich gehörten die Leute zum Kloster und waren zum Beispiel Handwerker oder Schüler.» Ob die Gebeine wieder bestattet werden, sei noch unklar. Jedenfalls werde ein pietätvoller Umgang garantiert.

Bereits in den Jahren 1977/78 hatte man im Rahmen von Bauarbeiten archäologische Grabungen am Münsterhof durchgeführt – jedoch an einer anderen Stelle. Deshalb hatte man damals nur den Ansatz der aktuellen Funde gesehen. «Wir haben jedoch gewusst, dass wir bei den jetzigen Grabungen auf einen grösseren Friedhof stossen werden», so Mbilo.

Zum Weihnachtsgeschäft begehbar

Nebst den archäologischen Grabungen verzögern sich die aktuellen Arbeiten zudem, da es aus bautechnischen Gründen nötig ist, an einzelnen Stellen Gräben anders zu führen und grösser zu dimensionieren. Trotz der erwähnten Verzögerungen wird der Münsterhof Ende November 2015 aber zu gut zwei Dritteln fertiggebaut und gepflastert sein. Diese Fläche ist mit wenigen Einschränkungen betretbar.

Somit werden die Tiefbauarbeiten Ende November eingestellt und für das Weihnachtsgeschäft auf den noch nicht fertig gebauten Flächen teils provisorische Fussgängerwege eingerichtet. Die Arbeiten der Archäologen sind Ende November abgeschlossen, die Tiefbauarbeiten starten Mitte Januar 2016 wieder.

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