Drei Billettkontrolleure und ein Fahrgast angeklagt

Aktualisiert

VBZ-Kontrolle eskaliertDrei Billettkontrolleure und ein Fahrgast angeklagt

Der Fall einer eskalierten Billettkontrolle vom Juli 2018 in Zürich-Wipkingen kommt vor Gericht. Angeklagt sind drei VBZ-Mitarbeiter und ein Fahrgast.

T. Mathis
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T. Mathis
Bei der Haltestelle am Bahnhof Zürich-Wipkingen kam es Anfang Juli 2018 zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Kontrolleuren und einem Fahrgast.
Ein VBZ-Mitarbeiter kam für mehrere Wochen in Untersuchungshaft.
Der VBZ-Kontrolleur, zwei weitere VBZ-Mitarbeiter sowie der Fahrgast müssen sich wegen des Vorfalls vor dem Gericht verantworten.
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Bei der Haltestelle am Bahnhof Zürich-Wipkingen kam es Anfang Juli 2018 zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Kontrolleuren und einem Fahrgast.

Thomas Mathis

Sechs leicht verletzte Personen und zwei Festnahmen – das war das Resultat einer eskalierten Billettkontrolle in Zürich-Wipkingen im Juli 2018. Festgenommen hatte die Polizei einen 20-jährigen Fahrgast, der ohne gültiges Billett unterwegs gewesen war, und einen 45-jährigen Kontrolleur, der bei den Verkehrsbetrieben der Stadt Zürich (VBZ) angestellt ist.

Der Passagier kam noch am selben Tag auf freien Fuss. Der Kontrolleur dagegen musste wegen Verdunkelungsgefahr für einen Monat in Untersuchungshaft. Nun hat die Staatsanwaltschaft Zürich in diesem Fall Anklage vor dem Bezirksgericht Zürich erhoben, wie Sprecher Erich Wenzinger auf Anfrage bestätigt. Dem festgenommenen Kontrolleur werden versuchte schwere Körperverletzung und Tätlichkeiten vorgeworfen. Der Fahrgast muss sich unter anderem wegen mehrfacher Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, einfacher Körperverletzung und mehrfacher Beschimpfung verantworten.

Zwei weitere Kontrolleure angeklagt

Beschuldigt sind zudem zwei weitere VBZ-Kontrolleure wegen einfacher Körperverletzung und Sachbeschädigung. Das Verfahren gegen einen vierten VBZ-Kontrolleur wurde bereits vor einiger Zeit eingestellt und das Verfahren gegen einen fünften VBZ-Kontrolleur wurde aus Gründen, die in der Person des Betroffenen liegen, sistiert. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Was genau vorgefallen ist, ist noch unklar. Laut der «Neuen Zürcher Zeitung» hat ein Passant die Auseinandersetzung mit dem Handy gefilmt. Die Anklageschrift, die den Sachverhalt beschreibt, gibt das Gericht erst heraus, wenn der Termin für die Verhandlung feststeht.

«Sie knallten meinen Kopf heftig auf den Randstein»

Im «Blick» hat der 20-jährige Fahrgast seine Version der Geschichte bekannt gemacht. Für ihn ist klar: Dass die Kontrolle so ausartete, ist nicht seine Schuld. Demnach geriet er im Bus ohne gültiges Billett in eine Grosskontrolle. Er habe dem Kontrolleur gesagt, er solle ihm eine Busse ausstellen. Noch im Bus habe dieser die Personalien erfasst.

Als sie beim Bahnhof Wipkingen aus dem Bus gestiegen seien, habe er nach der Busse gegriffen, so der 20-Jährige: «Ich wollte auf den Zug.» Doch stattdessen habe der Kontrolleur extrem langsam gemacht und sich aufgeplustert. Dann habe er genervt den Kontrolleur beleidigt. Dieser habe ihn am Kragen gepackt und heftig umgestossen. Der Passagier habe dem Kontrolleur darauf einen Faustschlag verpasst. Für ihn war das Selbstverteidigung. Dann seien die anderen vier Kontrolleure dazugekommen.

Zu fünft seien sie auf ihn losgegangen. «Sie knallten meinen Kopf so heftig auf den Randstein, dass meine Brille zersplitterte», sagt er zur Zeitung. Der Kontrolleur, mit dem der Streit begonnen hatte, habe ihm gegen den Kopf getreten, während er am Boden fixiert gewesen sei. Dabei habe er Schläfe, Kiefer, Ohr und den seitlichen Hinterkopf getroffen. Der Gerichtsmediziner habe später leichte innere Blutungen festgestellt.

Die VBZ können wegen des laufenden Verfahrens nicht Stellung zum Fall nehmen.

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