Anwältin kritisiert Untersuchung der ETH

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Studentinnen wehren sichAnwältin kritisiert Untersuchung der ETH

Ein Architekturprofessor soll mehrere Studentinnen sexuell belästigt haben. Er wurde von der Hochschule entlastet. Nun droht eine Klage der Betroffenen.

von
fss
Ein Professor der ETH Zürich soll Studentinnen sexuell belästigt haben.
Der Architektur-Professor soll Studentinnen angemacht und ihnen Oben-ohne-Fotos von sich geschickt haben. Das berichten mehrere Quellen.
Ein externer unabhängiger Untersuchungsführer nahm sich der Sache an.
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Ein Professor der ETH Zürich soll Studentinnen sexuell belästigt haben.

Keystone/Walter Bieri

Im Juni 2018 wurden Vorwürfe laut, dass ein Architekturprofessor an der ETH mehrere Studentinnen sexuell belästigt haben soll. Eine Studentin sagte damals zu 20 Minuten: «Der Professor näherte sich den Studentinnen meist via Instagram oder Facebook an und schickte ihnen Nacktbilder von sich.»

Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, untersuchte die ETH die Vorwürfe. In der vergangenen Woche kam der externe unabhängige Untersuchungsführer zum Schluss, dass es sich nicht um sexuelle Belästigung im strafrechtlichen Sinne handelte, die rechtsgültig verfolgt werden könne. Der Professor habe es versäumt, seine persönlichen und beruflichen Beziehungen zu trennen.

«Die ETH war schlicht überfordert»

Nun droht eine Anwältin mit einer Klage. Sie bemängelt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass die Untersuchung zu einseitig gewesen sei. Die betroffenen Frauen mussten eine Geheimhaltungsklausel unterschreiben und ohne Anwalt zur Befragung erscheinen.

Ausserdem wurden die Reporte direkt an den Professor oder seine Anwälte weitergeleitet – ohne Anonymisierung. Ein Opfer gab gar an, dass sie von einer externen Person angesprochen worden sei. Ein ehemaliger Mitarbeiter der ETH sagt: «Die ETH war schlicht überfordert mit dem Verfahren und kümmerte sich vorwiegend um die eigene Reputation.»

Professor verlässt die ETH auf eigenen Wunsch

Ein Sprecher der technischen Hochschule bestreitet die Vorwürfe: «Der externe unabhängige Untersuchungsführer hat das angebliche Fehlverhalten des Professors im Rahmen der Disziplinaruntersuchung nach rechtsstaatlichen Prinzipien untersucht und beurteilt.» Auch ein zweiter Experte habe die Ergebnisse unterstützt.

Der Professor verlässt die ETH nun per Ende Juli – auf eigenen Wunsch. Er wurde bis im Sommer von seiner Lehrtätigkeit befreit, um seine Forschungsprojekte zu beenden.

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