Winterthurer WahrzeichenEndlich wieder Leben im Sulzer-Hochhaus
Mit fast hundert Metern war es einst das höchste Gebäude der Schweiz: das Sulzer-Hochhaus. Ein Jahrzehnt lang stand es leer, nun wird es zum Hauptsitz des Industriekonzerns Sulzer.
In das Winterthurer Sulzer-Hochhaus kehrt wieder Leben ein: Nachdem das Gebäude zehn Jahre lang leer stand, werden die oberen 14 Stockwerke ab kommendem Jahr wieder als Büros genutzt. Einziehen wird der Sulzer-Konzern, der das Hochhaus in den 1960er-Jahren baute.
Im zweiten Quartal 2013 wird Sulzer 360 Arbeitsplätze in das Wahrzeichen der ehemaligen Industriestadt verlegen. Die Mitarbeitenden waren bisher gleich gegenüber an der Zürcherstrasse und an vier anderen Standorten untergebracht.
Von der Zusammenlegung im Hochhaus verspricht sich der Konzern gemäss einer Mitteilung vom Mittwoch Einsparungen bei Unterhalt und Wartung sowie eine bessere Zusammenarbeit unter den Abteilungen. Sulzer hat an den bisherigen Standorten aber auch zu wenig Platz. Wegen der guten Geschäftsentwicklung sei die Mitarbeiterzahl angestiegen, sagte Sulzer-Sprecherin Verena Gölkel auf Anfrage der SDA. Gegenwärtig arbeiten in Winterthur über 700 Mitarbeitende, rund 30 mehr als noch vor einem Jahr.
Keine Umbauten nötig
Anfangs sei man zusammengerückt, doch im Sommer habe man sich schliesslich auf die Suche nach einem neuen Standort gemacht. Das Sulzer-Hochhaus, das offiziell eigentlich Wintower heisst, bezeichnet Gölkel als «bestes aller geprüften Angebote».
Sulzer könne die Einteilung der Flächen selber bestimmen. Weitere Umbauten oder Sanierungsmassnahmen seien nicht nötig, sagte sie weiter. Der Büroturm wurde vor Jahren asbestsaniert und auf Minergie- Standard gebracht.
Untere 12 Etagen bleiben vorerst leer
Vermietet werden die Büroflächen von der Wintower Immobilien AG, die der privaten Stiftung des umstrittenen Immobilienkönigs Bruno Stefanini («10vor10»-Porträt) angehört. Der 88-Jährige sucht seit Jahren nach Mietern für das Winterthurer Wahrzeichen - bisher vergeblich.
Ob Stefanini dem Industriekonzern mit dem Preis entgegenkam, will Gölkel nicht sagen. «Die Miete ist marktüblich.» Für die unteren 12 Stockwerke hat Stefanini bis jetzt keine Abnehmer gefunden. Gölkel hält es für denkbar, dass der Einzug von Sulzer aber ein positives Signal für andere potenzielle Mieter sein könnte.
Für viele Sulzer-Mitarbeiter ist es eine Rückkehr an ihren «bisherigen» Arbeitsplatz. Der Konzern nutzte das Hochhaus fast 40 Jahre lang als Bürohaus, bis der Niedergang der Industrie in den 1990er-Jahren Sulzer dazu zwang, sich mit weniger zu begnügen und das Hochhaus überflüssig wurde.
Anfangs konnten noch einzelne Etagen vermietet werden. Seit 2002 steht der Turm leer und Sulzer verkaufte ihn schliesslich an Stefaninis Stiftung. Die Stadt Winterthur und die AXA zeigten zwar beide Interesse am denkmalgeschützten Gebäude, zogen aber beide das Sulzer-Areal als neuen Standort vor.
Weiterhin Weihnachtsstimmung?
Mehr erwärmen kann sich jeweils die Winterthurer Bevölkerung, weil sich der Turm jeweils an Weihnachten in einen riesigen Christbaum verwandelt. Ob die Beleuchtung auch in Zukunft angeschaltet wird, ist noch unklar.
Das sei jetzt natürlich nicht das vordringlichste Problem, sagte Gölkel. Aber man werde das abklären. Falls weitere Mieter einziehen würden, müssten diese natürlich auch mitmachen.
«Ein starkes Zeichen für Winterthur»
Das Hochhaus wurde in den Jahren 1962 bis 1966 gebaut und war mit seinen 92 Metern fast dreissig Jahre lang das höchste Gebäude der Schweiz - bis der Basler Messeturm ihm den Rang ablief. Heute muss sich das 26-stöckige Gebäude mit dem dritten Platz begnügen. Auf Platz eins steht heute der Zürcher Prime Tower.
Im Gespräch mit dem Winterthurer Sender «Radio TOP» freut sich Stadtpräsident Michael Künzle über die frohe Botschaft. Es sei ein schlechtes Zeichen für Winterthur gewesen, dass das Hochhaus so lange leer gestanden sei. «Immerhin wurde es saniert und sieht wieder gut aus. Und wenn jetzt wieder Leben einkehrt und Betrieb herrscht, dann ist das ein starkes Zeichen.» (rme/sda)