ZürichJüdische Schule bekommt schusssichere Räume
Ende Februar soll der Bau einer neuen jüdischen Mädchenschule in Auftrag gegeben werden. Ein Sicherheitszaun sowie schusssichere Räume sollen Schüler und Lehrer schützen.
Fünf Jahre lang suchte die Jüdische Schule Zürich (JSZ) vergeblich eine neue Räumlichkeit für rund 350 Schülerinnen in der Stadt Zürich. Der Mietvertrag am alten Standort in der Schöntalstrasse war ihnen gekündigt worden. Vor rund einem Jahr bot ihnen die Stadt ein Grundstück auf dem Sihlhölzli-Areal an, auf dem die JSZ ein provisorisches Schulgebäude für zehn bis zwanzig Jahre errichten kann. Wie die «NZZ» schreibt, ist die Baubewilligung für das Provisorium nun rechtskräftig geworden.
Und dieses hat es in sich: Neben 3250 Quadratmetern Nutzfläche wird der dreistöckige Holzbau auch mit einigen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Durch einen begrünten Sicherheitszaun mit Schleuse sollen die Primar- und Sekundarschülerinnen das Areal betreten. Zusätzlich sorgen schusssichere Bauelemente und Räume für die Sicherheit von Schülerinnen und Lehrpersonen.
«Es ist eine reine Vorsichtsmassnahme»
Warum muss sich die Jüdische Schule aber mit solchen Massnahmen schützen? «Es passiert immer wieder etwas im Ausland, und wir wollen die Personen in dem Gebäude so schützen», sagt JSZ-Vorstandsmitglied Salomon April zu 20 Minuten. Das Hauptaugenmerk sei darauf gelegt worden, dass sich nicht jeder einfach vor der Schule hinstellen kann. Angst vor einem Anschlag hat April aber nicht: «Es ist eine reine Vorsichtsmassnahme. Das ist das Mindeste, was wir tun können.»
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, warum jüdische Einrichtungen sicherer gemacht werden: Beispielsweise griff im Juli 2015 eine Horde Neonazis in Zürich am helllichten Tag einen orthodoxen Juden an. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im Juli 2018 als ein Mann ebenfalls in Zürich mit gezücktem Messer eine Gruppe orthodoxer Juden verfolgte und beschimpfte. Er konnte überwältigt werden. Eines der extremsten Beispiele der letzten Jahre ereignete sich 2018 im Bundesstaat Pennsylvania, wo ein Mann in einer Synagoge elf Menschen erschoss und sechs weitere verletzte.
Kosten von 12,6 Millionen Franken
Solche Vorfälle sollen mit den Sicherheitsmassnahmen in der jüdischen Mädchenschule verhindert werden. Das hat aber auch seinen Preis: 12,6 Millionen Franken sollen die Gesamtkosten des Projekts betragen. Hinzu kommen die Miet- und Entschädigungskosten für das Grundstück. Diese betragen jährlich rund 91'000 Franken. Das Projekt muss die Jüdische Schule Zürich selbst finanzieren. Um das zu schaffen, wurde eine Spendenaktion organisiert. Mit Erfolg: «Die Aktion ist sehr gut angelaufen», so April.
Es seien bis jetzt rund zwei Drittel der für den Bau benötigten Mittel eingegangen. Grossmehrheitlich haben die jüdische Gemeinde und zugehörige Stiftungen finanzielle Beiträge zugesichert. Die JSZ sei dennoch auch auf weitere Sponsoren angewiesen. Laut April ist man zuversichtlich, die Summe fristgerecht zusammenzubekommen. Der Auftrag an die Baufirma soll Ende Februar definitiv abgegeben werden.