Kantonsratskandidat lobt Angriff auf Israelis

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«Siebäsiech»Kantonsratskandidat lobt Angriff auf Israelis

Ein 19-Jähriger, der einen Soldaten und einen Rabbiner erschoss, sei ein «Siebäsiech», findet ein Kandidat für den Zürcher Kantonsrat.

von
ehs
Daniel Grässli will am Sonntag für die Partei der Arbeit in den Zürcher Kantonsrat gewählt werden. Auf Facebook lobt dabei den tödlichen Angriff eines Palästinensers auf einen israelischen Checkpoint.
Ein «Siebäsiech aka Rambo de Palestine» sei der 19-Jährige, der am 19. März einen israelischen Soldaten und einen Rabbiner erschossen hatte und tags darauf selbst erschossen wurde, so Grässli. Auf seiner Website schreibt Grässli, er möge Israel und den Axel-Springer-Verlag nicht.
Grässli selbst sagt zu seinem Post, er habe damit keine Gewalt verherrlicht, «sondern den Mut, gegen eine Besatzungsmacht Widerstand zu leisten». Zudem sei der Post auf seinem privaten Profil erschienen.
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Daniel Grässli will am Sonntag für die Partei der Arbeit in den Zürcher Kantonsrat gewählt werden. Auf Facebook lobt dabei den tödlichen Angriff eines Palästinensers auf einen israelischen Checkpoint.

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Daniel Grässli will am Sonntag in den Zürcher Kantonsrat gewählt werden. Der Kandidat der Partei der Arbeit (PdA) im Zürcher Kreis 11 und 12 macht fleissig Wahlwerbung – und lobt dabei den tödlichen Angriff eines Palästinensers auf einen israelischen Checkpoint.

Am 19. März hatte ein 19-Jähriger im Westjordanland mit einem Messer auf einen israelischen Soldaten eingestochen, ihm die Waffe entwendet und ihn damit erschossen. Er konnte entkommen, obwohl Soldaten auf ihn schossen. Der Mann fuhr zu einer Bushaltestelle und feurte auf wartende Zivilisten. Dabei wurde ein 47-Jähriger getötet. Einen Tag später wurde er bei einem Schusswechsel von der israelischen Armee erschossen.

«Er hat eine Vorbildfunktion»

PdA-Kandidat Grässli hat lobende Worte für den Mann übrig: Er nennt ihn auf Facebook «Siebäsiech aka Rambo de Palestine». Für den Tathergang, den er anders schildert, hat Grässli ein Bizeps-Emoji übrig. Der Tod des Manns macht ihn hingegen «niedergeschlagen».

Diese Aussagen seien gewaltverherrlichend, sagt Dominic Pugatsch von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA). «Als Politiker müsste sich Grässli fragen, für was er steht. Er hat eine Vorbildfunktion.» Wer sich als tolerant und offen gebe, dem stehe ein solcher Post schlecht an. Dass Grässli auf seiner Website angibt, Israel und den Axel-Springer-Verlag nicht zu mögen, deute auf seine Gesinnung hin: «Er hängt antisemitischen Verschwörungstheorien nach», so Pugatsch.

«Israel ist Besatzungsmacht»

Grässli sagt, er habe keine Gewalt verherrlicht, «sondern den Mut, Widerstand gegen eine Besatzungsmacht zu leisten». Der Post sei auf seinem persönlichen, nicht auf seinem politischen Profil erschienen. Seine Pflicht als Politiker diene dem Schweizer Volk und der ganzen Menschheit. Er glaube daran, dass man Solidarität mit den um Befreiung kämpfenden Völkern üben soll. Israel sei seit 71 Jahren eine «Besatzungsmacht, die ethnische Säuberung legitimiert». Mit seinem Post habe er eine Botschaft verbreiten wollen: «Widerstand ist Pflicht.»

Israelkritik sei kein Antisemitismus, sagt Grässli, denn er sei gegen Vertreibung und ethnische Säuberung. Er arbeite auch mit Aktivisten jüdischen Glaubens zusammen in der Palästina-Bewegung und zähle viele israelische Goa-DJs zu seinen Freunden.

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