Pilot gelingt nach Notruf spektakuläre Landung

Aktualisiert

Flughafen ZürichPilot gelingt nach Notruf spektakuläre Landung

Ein deutscher Privatpilot landete sein Flugzeug, obwohl der Motor ausgestiegen war. «Ich hatte viel Glück», sagt der Mann.

Jennifer Furer
von
Jennifer Furer
Peter Flume gelang am Flughafen Zürich Aussergewöhnliches.
Er landete seine Beechcraft Bonanza, obwohl der Motor auf 2500 Fuss über Grund ausgestiegen war.
Während des Motorausfalls und des Landeanflugs sei sein Puls nicht über 86 gestiegen, sagt Flume. Er wisse das, weil er im Nachhinein seine Pulsuhr konsultiert habe. «Als ich die Motorhaube meines Fliegers geöffnet hat, schoss mein Puls aber in die Höhe.»
1 / 6

Peter Flume gelang am Flughafen Zürich Aussergewöhnliches.

privat

Peter Flume befindet sich mit seiner Beechcraft Bonanza im Steigflug. Vor drei Minuten ist er vom Flughafen Zürich in Richtung Stuttgart gestartet. Es ist Freitagabend, 11. Oktober, 19.06 Uhr. Plötzlich hört er einen lauten Schlag. Sein Flieger verliert Leistung. «Mayday, mayday», ertönt es im Tower der Flugsicherung Skyguide. «Dann wurde es plötzlich ganz still», sagt der 54-Jährige.

Auf 2500 Fuss über Grund steigt der Motor seines Kleinfliegers aus, der Propeller dreht nicht mehr. «Ich wusste, dass ich jetzt irgendwie zurück zum Flughafen segeln musste, um dort zu landen.» Flume meldet sein Vorhaben Skyguide.

Feuerwehrautos und Rettungswagen am Boden

«Ich hatte gar keine Zeit, Panik zu schieben. Ich war hoch konzentriert und darauf fokussiert, alles richtig zu machen», sagt Flume, der seit 17 Jahren fliegt. Er habe solche Situationen gedanklich schon durchgespielt und trainiert. «Mir wurde bewusst: Jetzt gilt es ernst.»

Im Gleitflug steuert Flume seinen Flieger in Richtung Landebahn, wobei diese nur ihm als Landebahn dient, alle anderen Kleinflugzeuge und Airliner nutzen sie zu diesem Zeitpunkt als Startbahn. «Skyguide hat dafür gesorgt, dass die Bahn für meine Landung frei ist», sagt Flume. Die am Boden bereitstehende Feuerwehr und Rettungskräfte nimmt der Pilot in diesem Moment nicht wahr. «Ich war voll darauf konzentriert, mein Flugzeug sicher auf den Boden zu bringen.»

Wie durch ein Wunder landet Flume seinen Flieger ohne Motor sanft auf dem Rollfeld. «Ich habe die verbleibende Geschwindigkeit genutzt, um von der Landebahn abzurollen, damit der restliche Flugbetrieb nicht weiter gestört wird», sagt Flume. Dass seine Landung so reibungslos abgelaufen sei, sei schon aussergewöhnlich. «Ich hatte grosses Glück.»

Aussergewöhnlich ist nicht nur das Landemanöver des Deutschen. Ein Sprecher der Skyguide, die den Piloten während des Vorfalls über Funk begleitete, sagt auf Anfrage von 20 Minuten, dass ein solches Szenario, wie es sich an diesem Oktoberabend zugetragen habe, selten vorkomme.

Sust untersucht den Vorfall

Während des Ausfalls des Motors und des Landeanflugs sei sein Puls nicht über 86 gestiegen, sagt Flume. Er wisse das, weil er im Nachhinein seine Pulsuhr konsultiert habe. «Als ich die Motorhaube meines Fliegers geöffnet habe, schoss mein Puls aber in die Höhe.» Laut seiner Uhr war dieser bei über 100. «Ich sah, dass der Motor komplett kaputt war», so Flume. Über die Ursache kann der Deutsche nur spekulieren. «Ein Riss in der Kurbelwelle könnte zum Schaden geführt haben.»

Flume ruft seine Frau an, die ebenfalls Pilotin ist und an diesem Freitagabend in Stuttgart war. «Ich sagte ihr, was passiert ist, und fragte, ob sie mich mit dem Auto abholen könne», sagt der Pilot, denn sein Flugzeug musste er in Zürich zurücklassen, weil die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) ihn für die Aufarbeitung des Vorfalles analysieren muss.

Bereits neuen Motor bestellt

Flume freut sich bereits jetzt auf den Moment, wenn er seine Beechcraft Bonanza, mit der er bereits über 1300 Stunden geflogen ist, abholen kann. «Ich habe mir schon einen neuen Motor bestellt. Wenn alles erwartungsgemäss verläuft, ist mein Flieger im Dezember wieder flugtauglich.»

Angst, wieder zu fliegen, hat Flume nicht. «Der Vorfall hat mir gezeigt, dass sich mein Flugtraining, meine Ausbildung und mein fortlaufendes Auseinandersetzen mit schwierigen Situationen gelohnt haben – und dass ich in einem Notfall das Gelernte anwenden kann.»

Bange ist dem Deutschen ebenfalls nicht, wenn er daran denkt, wieder in seine 29-jährige Maschine zu steigen. «Es wird sicher ein spezieller Moment und eine gewisse Anspannung wird da sein. Aber ich liebe das Fliegen und freue mich, wieder in meiner Maschine zu sitzen.»

Deine Meinung zählt