Tötungsdelikt in Dietikon«Er war sehr religiös und trug weisse Gewänder»
In Dietikon ist es am Montagabend zu einem Tötungsdelikt gekommen. Ein Mann soll seine Frau erstochen haben. Der Nordmazedonier war der Polizei bekannt.
Eine 34-jährige Frau wurde gestern in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Ihr Ehemann (37), von dem sie getrennt lebte, soll sie erstochen haben. Der Mann flüchtete in den Kanton St. Gallen, konnte aber von der Kantonspolizei St. Gallen verhaftet werden.
Beim Opfer handelt es sich gemäss Recherchen von 20 Minuten um Luiza B.*. Sie lebte getrennt von ihrem Ehemann Ilir B.* Dieser war der Polizei bekannt: Im Februar 2018 wurde er wegen häuslicher Gewalt und Drohung gegen seine 34-jährige Ehefrau aktenkundig.
Gegen Kontakt- und Rayonverbot verstossen
Ilir B. wurde darauf verhaftet und erhielt ein Kontakt- und Rayonverbot. Er verstiess aber dagegen. Mitte November nahm sich der Gewaltschutz der Kantonspolizei Zürich dem Fall an. Ehefrau Luiza B. lehnte jedoch zweimal eine Einladung zum Gespräch mit den Fachleuten ab.
Doch Ilir B. lernte nicht daraus. Ende April meldete seine Frau, dass er ihr nachstelle. Die Frau wollte, dass er sie in Ruhe lässt. Laut der Kantonspolizei wurde er mit einer polizeilichen Massnahme gemäss dem Gewaltschutzgesetz belegt, die auch ein Kontakt- und Rayonverbot zur Ehefrau enthielt. Das Verbot wurde vom Gericht verlängert, in den drei Monaten bis zum Ablauf der Massnahme Ende Juli 2019 wurden keine Verstösse gemeldet.
Nachbarn beobachteten Ehemann
Am Sonntagmorgen, vier Wochen nach Ablauf des Kontaktverbots, versuchte Ilir B., mit seiner Ehefrau, mit der er sich das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder teilte, Kontakt aufzunehmen, traf jedoch vor Ort nur eine Verwandte an. Die Verwandte verständigte die Polizei, weil der Mann unablässig klingle und sich auffällig verhalte.
Nachbarn berichten gegenüber 20 Minuten, dass es zu einer lauten Auseinandersetzung gekommen sei. Der Mann habe herumgeschrien. Wörter wie «Puttana» (deutsch: Hure) seien gefallen. Er habe auch gesagt: «Wie konntest du nur?» Eine Anwohnerin meldete dies der Polizei.
«Ich fand ihn schon immer komisch»
Die ausgerückten Einsatzkräfte wiesen den Mann weg. Darauf gingen bei der Einsatzzentrale zwei weitere Anrufe ein, wonach der 37-Jährige erneut in Dietikon erschienen sei. Die ausgerückten Polizisten konnten ihn jedoch nicht antreffen.
Ein Mann, der den mutmasslichen Täter flüchtig kennt, erzählt: «Ich fand ihn schon immer komisch und habe ihn gemieden.» Von Bekannten der Familie habe er erfahren, dass die Kinder nun unglaublich leiden: «Der Kleine ruft die ganze Zeit nach seiner Mutter.»
«Er war sehr religiös»
Eine Frau, die neben der Familie in Winterthur gewohnt hat, sagt zu 20 Minuten, dass die Familie sehr religiös war. «Er hatte dauernd weisse Gewänder an und trug einen Vollbart.» Ein Kind habe schon sehr früh Kopftuch getragen.
Schon damals sei I. B. negativ aufgefallen: «Er hat immer laut geschrien und es hat getönt, als ob er seine Frau schlägt.» Zudem habe er sein Auto einfach auf einer Wiese geparkt.
Freundlich und zurückhaltend
Über das Opfer Luiza B. berichten die Nachbarn, dass sie unscheinbar und zurückhaltend war. Man habe sich immer freundlich gegrüsst. «Hätten wir von ihrem Mann und der Situation gewusst, hätten wir die Augen offen gehalten.»
Laut einer anderen Nachbarin habe die Frau bei der Post gearbeitet. «Wir haben uns ein paar Mal auf dem Spielplatz unterhalten.»
Auf Facebook trauern Dutzende um die 34-Jährige. Die Schwester des Opfers hat ein Bild einer schwarzen Schlaufe geteilt. In den Kommentaren drücken Freunde und Angehörige ihre Trauer und ihr Beileid aus. «Mein Beleid, möge Gott euch im Paradies vereinen», schreibt eine Nutzerin. Eine andere: «Möge Gott den Schmerz erträglicher machen.»
Untersuchungshaft beantragt
Die genauen Umstände und Hintergründe der Tat sind noch unklar. Ermittlungen sind im Gang. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen beim Zwangsmassnahmengericht Antrag auf Anordnung von Untersuchungshaft gegen den mutmasslichen Täter gestellt.
Neben der Kantonpolizei Zürich standen ein Rettungswagen von Schutz & Rettung Zürich, ein Notarzt, das Forensische Institut Zürich, das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich, ein Seelsorger sowie ein Care-Team im Einsatz.
*Name der Redaktion bekannt