WinterthurPolizei warnt vor TikTok und macht selbst mit
Die Stadtpolizei Winterthur warnt vor der Video-App TikTok. Versuchsweise ist sie sogar selbst im Netzwerk präsent.
«Hey, bist du aus Winti. Wusstest du, dass die Stadtpolizei eine Jugendpolizei hat? Wenn du Probleme hast, belästigt oder gemobbt wirst, dann melde dich bei uns.» So spricht die Winterthurer Social-Media-Polizistin Rahel Egli Jugendliche auf der Video-App TikTok an. Das soziale Netzwerk ist derzeit besonders bei Teenagern beliebt. Nutzer können dort selbst gedrehte Handy-Videos mit Musik unterlegen und verbreiten.
Nun aber warnt die Stadtpolizei Winterthur davor. Zwar seien konkrete Straftaten, die via TikTok verübt wurden, nicht bekannt. In letzter Zeit hatte die Jugendpolizei aber wiederholt mit dem Netzwerk zu tun, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag. Es komme offenbar vermehrt vor, dass Kinder auf diesem Weg blossgestellt, beleidigt oder gemobbt würden. Ebenfalls kann laut der Stapo nicht ausgeschlossen werden, dass sich auch erwachsene Personen, allenfalls mit schlechten Absichten, auf dem Netzwerk tummeln.
Einzigartiges Projekt
Seit Februar 2019 ist die Stadtpolizei Winterthur daher versuchsweise selbst auf dem Netzwerk präsent und ansprechbar, heisst es weiter. Rahel Egli verbreite Präventionstipps und stehe bei Fragen und Anliegen zur Verfügung.
Tatsächlich sind bisher über diesen Weg viele Fragen und Kommentare eingegangen, sagt Stapo-Sprecher Michael Wirz auf Anfrage. Dabei beschäftigen die Jugendlichen unterschiedliche Themen – sie wollen etwa Rechtsauskünfte zum Thema Imitationswaffen oder mehr über den Polizeiberuf wissen. Ebenfalls kommentieren sie, wie sie die Videos finden. «Strafanzeigen müssen aber immer noch bei der Polizei selbst eingereicht werden», so Wirz.
Bisher wurden die Kurzvideos der Stadtpolizei auf der Plattform bereits mehr als 300'000 Mal angesehen. «Viele Jugendliche erkennen wegen TikTok Rahel Egli auf der Strasse», so Wirz. Der Pilotversuch wird voraussichtlich noch bis zu den Sommerferien weitergeführt und dann ausgewertet. «Soweit ich weiss, ist das Projekt schweizweit einzigartig.»
Hinschauen und thematisieren
Die Stadtpolizei Winterthur appelliert in ihrer Mitteilung auch an die Erziehungsberechtigten. Sie sollen genau hinschauen und das Thema TikTok mit ihren Kindern ansprechen. «Insbesondere sollten sich die Jugendlichen bewusst sein, dass sich auch Erwachsene unter Umständen mit schlechten Absichten auf dem Netzwerk tummeln», heisst es.
Auch rät die Polizei davon ab, persönliche Daten wie Namen, Adressen oder Telefonnummern zu verbreiten. Ausserdem sollten keine allzu freizügigen Videos veröffentlicht werden.
Das Unternehmen TikTok schreibt zu den Mobbingvorwürfen: «TikTok hat sicherheitsrelevante Dienste in seine App integriert: Nutzer können auf einfache Weise Inhalte, Profile und Kommentare, die gegen die Community-Richtlinien des Unternehmens verstossen, melden. Diese Inhalte werden daraufhin geprüft und, falls sie gegen die Richtlinien verstossen, von der Plattform entfernt.» Ergänzend heisst es: «TikTok beschäftigt weltweit Moderatorenteams, die Inhalte und Profile rund um die Uhr prüfen.»