Schule kontrolliert Pinkelpausen der Kinder

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Dänikon-HüttikonSchule kontrolliert Pinkelpausen der Kinder

Die Primarschule Dänikon-Hüttikon schliesst in den Pausen ihre Toiletten ab und führt über die WC-Besuche der Schüler genau Buch. Die Eltern der Kinder sind empört.

von
vro

«Das ist absolut fragwürdig», sagt Andreas Ilg zu dem Brief, den er am Dienstag von der Schule seiner Kinder erhalten hat. Darin wird erklärt, dass die WC-Anlagen der Primarschule Dänikon-Hüttikon ab sofort vor Schulbeginn, während der grossen Pause, über Mittag und nach Schulschluss geschlossen werden. Lediglich während zehn Minuten können die Kinder in der Pause ihre Notdurft frei verrichten – danach wird das WC wieder verriegelt.

Ansonsten müssen die Schüler die Toiletten während der Unterrichtszeit benutzen. Und dann wird genau Protokoll geführt, wer wann aufs WC ging. «Ich bin genervt, dass die Schule auf solche Ideen kommt», sagt Ilg.

Vorgehen gegen Vandalen

Grund für die Massnahme seien «mutwillige Verunreinigungen und Vandalismus» in den sanitären Anlagen, schreibt die Schule. Wegen Schäden wie verstopften Siphons habe man auch schon eine Sanitärfirma rufen müssen. «Die Schule tut so, als wären wir Eltern nicht mehr in der Lage, unsere Kinder richtig zu erziehen», sagt Ilg. «Sie werfen alle in den gleichen Topf.»

Wie es scheint, stossen die Massnahmen auch bei den Kleinen auf Unmut. «Meine Kinder finden es nicht toll. Meine Tochter hat erzählt, dass eine Kollegin ein medizinisches Problem hat. Ihr Arzt habe ihr geraten, bei Schmerzen auf die Toilette zu gehen. Dieser Fall sei am Dienstag eingetreten, als die Türen geschlossen waren», erzählt Ilg.

Kinder sollen zu Hause auf die Toilette

Und die Schulleitung geht noch einen Schritt weiter. «Die Neuregelung bedingt, dass Ihre Kinder vor dem Abmarsch zur Schule das WC zu Hause benützen», schreibt sie im Brief. Auch diese Aufforderung stösst bei Ilg auf Unverständnis. «Der Schulweg dauert mindestens eine Viertelstunde. Wenn man nicht muss, muss man eben nicht. Dafür kann es sein, dass man dann nach 15 Minuten plötzlich auf die Toilette muss», sagt der Vater einer Fünftklässlerin und eines Zweitklässlers.

Dass die Verschmutzung in den WCs für die Schule ein Problem ist, glaubt Ilg zwar. Trotzdem gebe es andere Massnahmen, die sinnvoller wären. «Man könnte einen Schlüssel deponieren, den sich die Schüler holen müssen, wenn sie auf die Toilette wollen. Oder man könnte in den Pausen eine WC-Aufsicht einführen.» Dass die Anlagen einfach geschlossen werden, hält er für eine fantasielose Art, ein Problem zu lösen.

Die Schulleitung war für eine Stellungnahme bisher nicht erreichbar.

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