Out des HC DavosArno Del Curto hinterfragt man nicht
Der HCD ist bereits in den Viertelfinals gescheitert. Deshalb eine unverschämte Frage: Ist Arno Del Curto noch der Richtige?
Es war ein erschreckender Auftritt am Donnerstagabend. Dieses 2:5 gegen Biel, welches das 2:4-Out in der Viertelfinalserie bedeutet hat. Es fehlte an Opferbereitschaft, Intensität und defensiver Disziplin. Es war richtig blutleer, was der HC Davos zeigte.
In den guten Davoser Jahren, als noch Reto von Arx der grosse Leitwolf war, als noch Sandro Rizzi bei jedem Einsatz einen Knochenbruch riskierte, als sich noch Josef Marha auf eindrückliche Weise in den Dienst der Mannschaft stellte und als noch Beat Forster vor dem Tor aufräumte, da war ein Playoff-Spiel in Davos für die Gegner die Hölle. Inzwischen können diese, so wie Biel am Donnerstag, relativ ungestört einen Sieg einfahren.
HCD hat Identität verloren
Der HCD hat viel von seiner Identität verloren. Für seine Tugenden stehen fast nur noch Andres Ambühl, der in den entscheidenden Spielen verletzt fehlte, Perttu Lindgren, der die gesamte Saison verpasst hat, sowie die Gebrüder Dino und Marc Wieser. Für regelmässige Glanzlichter können daneben nur noch Enzo Corvi, Magnus Nygren und Félicien Du Bois sorgen. Der Rest ist biederer Durchschnitt oder noch nicht reif genug.
Zu viele haben in ihrer Entwicklung stagniert. Allen voran Dario Simion, der vor drei Jahren noch auf dem Weg zum Nati-Fixstarter und möglichen NHL-Powerstürmer schien, aber nun grenzenlos enttäuscht. Aber auch Fabian Heldner, Claude Paschoud, Mauro Jörg, Grégory Sciaroni und Samuel Walser. Die beiden Letztgenannten werden den Verein nun auch verlassen.
Die Spieler stürmen nicht mehr in Del Curtos Arme
Es ist für den HCD aber auch schwierig geworden, gute Transfers zu machen. Früher stürmten Perspektivenspieler richtiggehend nach Davos in die Arme von Übertrainer Arno Del Curto, der sie forderte und förderte. Sie lechzten auch danach, die Gewinnermentalität von Reto von Arx oder Sandro Rizzi in der Kabine und auf dem Eis aufsaugen zu können. Inzwischen bleiben sie lieber im Unterland, gehen nach Lugano oder in die Westschweiz, anstatt in die rauen Bündner Berge. Für nächste Saison liess sich bislang einzig Luca Hischier überzeugen. Ein richtig dicker Fisch wird kaum mehr an Land gezogen.
Irgendwie kommt der Verdacht auf, dass Arno Del Curto ein wenig von seiner Magie verloren hat. Aber so etwas auszusprechen, ziert sich nicht. Das ist respektlos. Einen Arno Del Curto hinterfragt man nicht. Dafür hat er zu viel geleistet. Für Davos. Für das Schweizer Eishockey. Für so viele Spieler, die durch seine Schule gingen.
Auf Tutti gegangen
Arno Del Curto ging in diesem Playoff auf Tutti und setzte zwischenzeitlich bis zu sechs Elite-Junioren ein. Er spielte eine Partie freiwillig nur mit drei Ausländern. Einen Harold Kreis oder Hans Kossmann hätte man für solche Massnahmen, wenn sie den Erfolg nicht gebracht hätten, durch den Fleischwolf gedreht. Arno Del Curto erhielt dafür jedoch sogar noch Applaus.
Viertelfinal-Aus hin, Stagnation einzelner Spieler her. Arno Del Curto hinterfragt man nicht. Das wäre völlig daneben. Wegen seiner Verdienste, wegen seiner Aura, er, der für sein Team durchs Feuer geht, und weil es eben nur einen Arno Del Curto gibt, während alle anderen Schweizer Trainer eh irgendwann und irgendwo scheitern.
Die vielleicht grösste Herausforderung nach 22 Jahren
Arno Del Curto steht nun vielleicht nach 22 Jahren in Davos vor der grössten Herausforderung seiner Trainerkarriere. Der 61-Jährige hat zwei junge Goalies, die den Beweis noch nicht erbracht haben, dass sie den Rekordmeister eines Tages wieder zu Ruhm und Ehre führen können. Vielleicht wird Arno Del Curto da was verändern, vielleicht auch nicht. Und er hat ein Kader, das nicht mehr die ganz grosse Ausstrahlung hat und den Anschluss zur Spitze ein wenig verloren zu haben scheint.
Ist Davos also bald in der Abstiegsrunde? Undenkbar! Nicht mit Arno Del Curto. Der Sommer wird in Davos nach dem frühen Saisonende lang. Verdammt lang. Arno Del Curto wird seine Spieler dadurch noch mehr antreiben, schulen und plagen können als in anderen Jahren. So lange, bis es der Hinterste und Letzte begriffen hat. Nein, Arno Del Curto hinterfragt man wirklich nicht. Er ist noch immer der Richtige.