Die Höchststrafe für Arno Del Curto

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Gefallener TrainerDie Höchststrafe für Arno Del Curto

Die Trainerlegende ist bei den ZSC Lions krachend gescheitert. Und trotzdem wäre es spannend, wenn die Zürcher an ihr festhalten würden.

Marcel Allemann
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Marcel Allemann

Das Tor zum 2:3, das dem ZSC das Genick bricht. (Video: SRF)

Erstmals seit 2006 haben es die ZSC Lions nicht ins Playoff geschafft. Es ist eine der grössten Überraschungen seit Einführung des Playoff-Modus und eine riesige Schmach für die erfolgsverwöhnte Organisation. Es mit dieser Mannschaft nicht in die Top 8 schaffen zu können, hielt vor der Saison kaum jemand für möglich. Sollte jemand im Herbst sein Vermögen darauf gewettet haben, ist dieser Jemand jetzt wohl saniert.

Die ZSC Lions müssen dieses Desaster nun erleben, obwohl der Verein Mitte Januar die Notbremse gezogen hat. Damals, noch auf Rang 6 klassiert, wurde der eher farblose Trainer Serge Aubin entlassen und mit Arno Del Curto der grösste Schweizer Trainer aller Zeiten installiert. Die Euphorie war riesig, Del Curto wurde im Hallenstadion empfangen wie ein Popstar. Und rasch einmal waren gute Ansätze zu erkennen. Doch mehr wurde es nicht.

Zwei Teams versenkt

Die Mannschaft schaffte es nicht, Konstanz in ihr Spiel zu bringen, Fortschritte waren stets von Rückschritten begleitet. Am Montagabend in Genf erhielten die ZSC Lions dafür die Quittung und wurden zum Abschluss der Qualifikation noch auf Rang 9 zurückgereicht. Wo immer sich Aubin, der damals seine Entlassung überhaupt nicht nachvollziehen konnte, jetzt gerade aufhält – er wird sich ein Lachen nicht verkneifen können.

Der Trainer war sichtlich angesäuert.

Del Curto ist nach der verpassten Quali angefressen. (Video: SRF)

Del Curto ist bei der Mission, die talentierteste, aber auch fragilste Mannschaft der Schweiz auf Kurs und ins Playoff zu bringen, krachend gescheitert. Die schillernde Trainerpersönlichkeit, dekoriert mit sechs Meistertiteln beim HC Davos, hat erstmals in ihrer Trainerkarriere eine Mannschaft nicht ins Playoff gebracht. Und das quasi gleich doppelt.

Denn als Del Curto Ende November nach 22 Jahren beim HCD zurücktrat, war der Rekordmeister hinsichtlich einer Playoff-Qualifikation bereits eklatant abgeschlagen. Und nun muss er in der bedeutungslosen Abstiegszwischenrunde auch noch zweimal zum Duell gegen seinen Ex-Club antreten. Arnos Playout-Team 1 gegen Arnos Playout-Team 2. Das ist die Höchststrafe. Manchmal können die Hockey-Götter brutal sein.

Eine reizvolle Vorstellung

Del Curto ist eine Legende. Und das wird er auch auf ewig bleiben. Aber sein Denkmal hat in dieser Saison grossen Schaden genommen. Muss er deshalb nun nach nur zwei Monaten wieder weg aus Zürich? Nicht unbedingt. Es wäre spannend zu erfahren, was der 62-Jährige aus den ZSC Lions herausholen würde, wenn er während einer kompletten Saison mit ihnen arbeiten könnte. Womöglich würde man dann, wenn das Team seine Vorstellungen umsetzen kann, die spektakulärsten ZSC Lions aller Zeiten sehen. Womöglich müsste man aber auch im Oktober oder November zur Erkenntnis gelangen, dass Del Curto seinen Zenit als Trainer überschritten hat. Einen Versuch wäre es aber allemal wert.

Die Frage ist jedoch, ob es sich eine Organisation wie die ZSC Lions nach dieser Schmach überhaupt leisten kann und will, den Trainer nicht auszuwechseln. Dafür braucht es auch eine gehörige Portion Mut.

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