In Windeseile vom Eis auf den Nati-Chefsessel

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Raeto RaffainerIn Windeseile vom Eis auf den Nati-Chefsessel

Vom NLB-Spieler innert kurzer Zeit zum Nati-Chef: Der Werdegang von Raeto Raffainer (33) beeindruckt.

Marcel Allemann
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Marcel Allemann
Raeto Raffainer hat das Tenu gewechselt. Von der Eishockey-Ausrüstung als Spieler der GCK Lions zum feinen Zwirn als Direktor der Nationalteams.
Die Saison 2014/15 nahm Raffainer noch als Spieler der GCK Lions in Angriff. Seit September 2014 war er aber verletzt.
In der NLA spielte er zuletzt von 2010-2013 bei Ambri. Davor war er für Davos, die ZSC Lions, den SC Bern und die Lakers auf dem Eis gestanden.
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Raeto Raffainer hat das Tenu gewechselt. Von der Eishockey-Ausrüstung als Spieler der GCK Lions zum feinen Zwirn als Direktor der Nationalteams.

SIHF

Raeto Raffainer hat eine solide Spieler-Karriere hinter sich. Für Davos, die ZSC Lions, Bern, Rappi und Ambri bestritt er 577 NLA-Spiele, sechsmal durfte er zudem das Nati-Dress tragen. Raffainer war keiner, der auf dem Eis mit dem Puck tanzte. Sein Höchstwert waren 21 Skorerpunkte (2005/06 mit dem SCB), durchschnittlich realisierte er jedoch im Schnitt rund 10 Skorerpunkte. Der Engadiner rechtfertigte seine Platz im Team stets über andere Werte: Kampfgeist, Leidenschaft, Sozialkompetenz. Er war ein Rollenspieler und in der Kabine sehr beliebt. Und so erstaunte es auch nicht, dass Raffainer, seine Karriere bei den GCK Lions in der NLB ausklingen liess, dort zum Ratgeber und Mitausbildner für die jungen Talente wurde und sich gleichzeitig mit Trainerkursen weiterbildete.

Frischer Wind für die Amtsstuben des Verbandes

Wie der ehemalige 20-Minuten-Praktikant (2004 im Verlag) nun innert kürzester Zeit vom Spieler – die Saison begann er noch bei den GCK Lions, ehe ihn eine Verletzung stoppte – zum Chef aller Nationalmannschaften wurde, ist beeindruckend. Und er kann den etwas verstaubten Amtsstuben bei Swiss Ice Hockey eigentlich nur guttun. «Ich wünsche mir einen guten Austausch mit den Klubs und hoffe, dass wir den Nationalspielern jeweils perfekte Bedingungen bieten können», sagt Raffainer, der sich seit Montag als Nachfolger von Ueli Schwarz im Amt und nun mit der Nati am Slovakia Cup in Banska Bystrica auf seiner ersten Amtsreise befindet. Natürlich beschäftigt ihn auch der Nachwuchs intensiv: «Hier haben wir Schwankungen, stärkere und weniger starke Jahrgänge. Deshalb setze ich darauf ein Hauptaugenmerk. Das Ziel ist es, mit Konstanz guten Nachwuchs für die Schweizer Nationalmannschaften zu produzieren.»

Raffainers Gegenfrage: «Wie alt muss man für diesen Job idealerweise sein?»

Dass Raffainer diese Aufgabe mit derselben Leidenschaft, die ihn bereits als Spieler auszeichnete, angehen wird, steht ausser Frage. Die Frage sei jedoch erlaubt, ob er bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe, als faktisch wichtigster Funktionär des Schweizer Eishockeys, nicht zu sehr ins kalte Wasser geworfen wird? Und ob er mit seinen 33 Jahren nicht auch eine Spur zu jung ist für diesen Job? «Wie alt muss man denn idealerweise sein?», fragt Raffainer schlagfertig zurück. 20 Minuten hakt nach: Womöglich älter als die routiniertesten Nationalspieler – wie die 37-jährigen Mathias Seger, Martin Plüss und Mark Streit oder der 35-jährige Julien Vauclair? «Ich habe da keine Bedenken – im Gegenteil», entgegnet der neue, starke Mann bei Swiss Ice Hockey, «da ich bis vor kurzem selber noch gespielt habe, kann ich mit den älteren Nationalspielern auf Augenhöhe kommunizieren.»

Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass Raeto Raffainer seine unbeschwerte, erfrischende Art beibehalten kann und nicht beginnt, mit Amtsschimmel zu wiehern. Auch wenn er sich nun ins Zentrum eines Verbandes und einer Struktur begibt, in denen die verschiedensten Interessen und Lobbyisten aufeinanderprallen.

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