HandelsbilanzFrau Canepas Barometer sichert den Transfersieg
Geht es nach der Meinung der «Hündeler» und von FCZ-Präsidentengattin Heliane Canepa, steigt der FC Zürich am Wochenende als Sieger der Winter-Wechselbörse in die Rückrunde 2011/12.

Heliane Canepa sammelt auf ihren Hunde-Spaziergängen Feedback - und dieses fällt in der Winterpause durchaus positiv aus.
Sechs Spieler haben in der Winterpause den FCZ verlassen. Darunter die Leistungsträger Admir Mehmedi, Ricardo Rodriguez und Dusan Djuric. Mit ein wenig Hausverstand müsste man spätestens jetzt sein Veto einlegen und fragen: der FCZ ein Transfersieger?
Der Zeitpunkt für einen Umbruch kann besser nicht sein als in einer Rückrunde, in der es um fast nichts mehr geht. Der Meisterzug ist für den FCZ mit 17 Punkten Rückstand auf Leader Basel abgefahren und die Abstiegsgefahr nach dem Xamax-Konkurs praktisch gebannt. Eine bessere Gelegenheit zur Blutauffrischung kommt nicht so schnell. Zudem konnten die Zürcher erstmals auch viel Geld mit dem Verkauf ihrer Spieler verdienen.
Schöner Nebeneffekt: Weniger Lohnkosten
Die kolportierten 17 Millionen Franken (8,5 Millionen Euro brachte allein der Rodriguez-Deal ein) sind für einen Schweizer Verein viel Geld. Und für einen Klub, der jährlich ein strukturelles Defizit von 5 Millionen Franken aufweist, noch viel mehr. Die Zahl bestätigt FCZ-Präsident Ancillo Canepa nicht. Nur so viel: Rund siebzig Prozent der Einnahmen fliessen zurück in den Klub.
Die geschätzten 450 000 Franken für den nicht fremdfinanzierten Xavier Margairaz sogar zu hundert Prozent. Die Einnahmen aus den Verkäufen von Djuric und Alphonse musste der FCZ mit drei oder vier Investoren teilen. Canepa: «Oft werden bei Transfers aber Packages abgeschlossen und Beträge gestaffelt gezahlt.» Im aktuellen Fall machte der FCZ doppelt Gewinn, bestätigte Canepa einen angenehmen Nebeneffekt: Der Klub spare in den Fällen Djuric und Margairaz zusätzlich hohe Lohnkosten.
FCZ vertraut auf die gute Nase der Hündeler
Mit Stefan Glarner, Pedro Henrique, Asmir Kajevic, Rafael Ramazotti und Loris Benito sind fünf weitgehend unbekannte Spieler gekommen. Dennoch ist Canepa überzeugt, mit der Blutauffrischung alles richtig gemacht zu haben. In seinem Umfeld habe er durchwegs nur positives Feedback bekommen. Der beste Barometer aber sei seine Frau Heliane. «Sie führt jeden Tag den Hund aus und erhält auf ihren Spaziergängen zu 99,9 Prozent die Bestätigung, dass wir richtig gehandelt haben. Und Hündeler haben eine gute Nase», so der FCZ-Präsident mit einem Schmunzeln.
Trotz der wenig klingenden Namen sind sich Canepa und Sportchef Fredy Bickel sicher, dass die Qualität der Mannschaft nicht geringer geworden ist. «Vielleicht – aber nur vielleicht – ist der eine oder andere nach den Titelgewinnen etwas zufriedener gewesen. Wenn du mit dem FCZ dreimal Meister geworden bist, kannst du nicht gleich hungrig sein», mutmasst Trainer Urs Fischer. Diesem möglichen Makel habe man entgegengewirkt. Nach dem Umbruch kann der Coach den Neuaufbau in Angriff nehmen und der zuletzt blutleer wirkenden Truppe in Ruhe neue Leidenschaft einhauchen. Um statt als Transferverlierer des Winters, im Sommer als Transfersieger dazustehen.
Basel kann Shaqiri und Xhaka halten
Ebenfalls als Transfersieger feiern lassen kann sich der FC Basel - so paradox es klingen mag. Allein schon der Fakt, dass er mit Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka seine wertvollsten und in Europa begehrten Juwelen in den eigenen Reihen halten konnte, kann als Sieg gewertet werden. Zumal der FCB dank den Transfererlösen im vergangenen Jahr sehr gut dasteht und nicht auf die Einnahmen im Winter angewiesen war. Ausserdem garantiert die Teilnahme an der Champions League bereits für das aktuelle Kalenderjahr einen Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe.
Sion holt acht Neue
Quantitativ die grösste Bewegung hatte in der Winterpause Sion zu verzeichnen. Acht Abgängen stehen sieben Zuzüge gegenüber. Den Einnahmen von 7,7 Millionen Franken aus dem Verkauf von Giovanni Sio an Wolfsburg stehen laut transfermarkt.ch 1,2 Millionen Franken an Ausgaben gegenüber. Mit Vullnet Basha, Geoffrey Tréand und Sébastien Wüthrich hat sich Präsident Christian Constantin grosszügig an den «Gratis-Spielern» aus Neuenburg bedient – und diesmal regelkonform. Das allein ist auch schon ein Sieg, und zwar für den Schweizer Fussball. Trotz dem Start bei minus fünf Zählern (nach dem Punktabzug durch die Liga) und als Schlusslicht werden die Sittener die Rückrunde nicht kampflos aufgeben.
Mit sechs Neuverpflichtungen und vier Abgängen meldet sich YB aus der Pause zurück. Ein Ausrufezeichen setzen die Berner mit der Verstärkung der Offensive durch Raúl Bobadilla. Den Gladbach-Stürmer liessen sich die Hauptstädter aber auch kolportierte 2,5 Millionen Franken kosten. Ob ein Millionen-Transfer genug ist, als Transfersieger zu gelten?
Mit Yakin hat der FCL an Substanz verloren
Zu den Verlierern zählt der FCL. Die Innerschweizer haben in Hakan Yakin viel Kreativität und bei ruhenden Bällen enorm viel an Substanz verloren. Zwar hat Trainer Murat Yakin mit Moshe Ohayon für Ersatz gesorgt, aber der Israeli wird sich in den grossen Fussstapfen seines Vorgängers erst beweisen müssen.
Wenig aktiv sind GC, Thun, Servette und vor allem auch Lausanne am Transfermarkt gewesen. Die Truppe von Trainer Martin Rueda hat in 18 Vorrunden-Partien 44 Gegentore kassiert. Zumindest eine Verstärkung der Abwehr wäre wohl vorstellbar gewesen. Geholt haben die Waadtländer mit Sekou Sanogo, der bei Thun kaum zum Einsatz gekommen war, und Nestor Susaeta (2 Einsätze in der Primera Division) zwei Mittelfeldspieler.
Im Gegensatz zum internationalen Transferfenster ist dasjenige in der Schweiz noch geöffnet. Das heisst, die Super-League-Vereine können trotz Rückrundenstart am Wochenende noch bis 15. Februar Spieler verpflichten.
Transferübersicht Saison 2011/12 (Winter)
Transferübersicht Saison 2011/12 (Winter)
FC Basel. Zuzüge: - Abgänge: Pascal Schürpf (Aarau), Fwayo Tembo (Etoile du Sahel/Tun), Sandro Wieser (Hoffenheim/De), Taulant Xhaka (GC).
GC. Zuzüge: Sehar Fejzulahi (Wil), Johann Vogel (Rückkehr), Taulant Xhaka (FCB). - Abgänge: Remo Freuler (?), Guillermo Vallori (1860 München/De).
Lausanne. Zuzüge: Sekou Sanogo (Thun), Nestor Susaeta (Rayo Vallecano(Spa). - Abgänge: Nicolas Marin (Dubai).
Luzern. Zuzüge: Philipp Muntwiler (SG(ab 1. Juli 2012), Moshe Ohayon (Legia Warschau/Pol), Gezim Shalaj (Kriens). - Abgänge: Daniel Fanger (Aarau), Cristian Ianu (Sion), Hakan Yakin (Bellinzona).
Xamax. Zuzüge: - Abgänge: Javier Arizmendi (?), Logan Bailly (Genk/Bel), Vullnet Basha, Söbatien Wüthrich, Geoffrey Tréand (alle Sion), Stéphane Besle (Metz/Fra), Vincent Bikana (?), Mickaël Facchinetti (Chievo(Ita), Victor Sanchez, Kalu Uche (beide Espanyol(Spa), Haris Seferovic (Lecce/Ita).
Servette. Zuzüge: Thierry Moutinho (Badajoz/Spa). - Abgänge: Mobulu MFuti (?), Matias Vitkieviez (YB).
Sion. Zuzüge: Aislan (Guarani/Bra), Milos Bakrac (OFK Belgrad/Ser), Vullnet Basha, Sébastien Wüthrich, Geoffrey Tréand (alle Xamax), Danilo (Honved Budapest/Ung), Cristian Ianu (Luzern), Xavier Margairaz (FCZ). - Abgänge: Pascal Feindouno (?), Gabri (?), Stefan Glarner (FCZ), Billy Ketkeophomphone (Tours/Fra), George Ogararu (?), Giovanni Sio (Wolfsburg), Fabrizio Zambrella (Giannina/Gri).
Thun. Zuzüge: Marco Schneuwly (YB), Fabiano Vieira Soares (Villa Nova/Bra). - Abgänge: David Da Costa (FCZ/ab 1. Juli 2012), Mauro Lustrinelli (Rücktritt), Sekou Sanogo (Lausanne), Ifet Taljevic (?).
YB. Zuzüge: Raul Bobadilla (Gladbach/De), Michael Frey (U21), Alexander Gonzalez (Caracas/Ven), Josef Martinez (Caracas/Ven), Josh Simpson (Manisaspor/Tür), Matias Vitkieviez (Servette). - Abgänge: François Affolter (Bremen/De), Emiliano Dudar (DC United/USA), Hassan Lingani (?), Marco Schneuwly (Thun).
Zürich. Zuzüge: Loris Benito (Aarau), David Da Costa (Thun/ab 1. Juli 2012), Stefan Glarner (Sion), Pedro Henrique (Caxias/Bra), Asmir Kajevic (Borca/Ser), Rafael Ramazotti (Avispa Fukuoka/Jap). - Abgänge: Alexandre Alphonse (Brest/Fra), Dusan Djuric (Valenciennes/Fra), Milan Gajic (U21), Xavier Margairaz (Sion), Admir Mehmedi (Dynamo Kiew/Ukr), Ricardo Rodriguez (Wolfsburg/De).