Firma aus Payerne100 Schweizer wollen schweben wie Astronauten
In der Schwerelosigkeit Kaffee trinken oder einen Salto machen: Ab 2015 bietet eine Schweizer Firma Zero-Gravity-Flüge an. Das Interesse am Astronauten-Training ist riesig.
Für Weltraumfans mit kleinem Budget wird ein Traum wahr: Seit einer Woche können sie sich ab rund 2400 Franken ein Ticket für einen ZeroG-Flug der Schweizer Gesellschaft Swiss Space System (S3) kaufen. Dank eines speziellen Flug-Manövers werden die Passagiere innerhalb von zwei Stunden 15-mal für jeweils 20 bis 25 Sekunden die Schwerelosigkeit erleben – und sich wie Astronauten fühlen können (siehe Box). «Diese Flüge sind der erste Schritt zu einem Weltall für alle», sagt Pascal Jaussi, CEO der Firma S3.
Seit einer Woche kann man Tickets für die Flüge kaufen. Und obwohl das Schweizer Flugzeug nicht wirklich ins All fliegt, wie beispielsweise Konkurrent Virgin Galactic, ist das Angebot gefragt. «Seit dem Aufschalten unseres Online-Bookings letzten Dienstag erfolgten bereits mehrere hundert Buchungen aus der ganzen Welt. Unter den Passagieren sind 100 Schweizer», sagt Grégoire Loretan, Sprecher von S3.
Das Flugzeug ZeroG kann 80 Passagiere befördern. Wie in anderen Passagierflugzeugen gibt es auch im Flugzeug von S3 verschiedene Sitzkategorien: Party Zone, Premium Zone und VIP Room. Besonders beliebt seien die ersten beiden Kategorien, obwohl auch Plätze in der besten und teuersten Kategorie bereits gebucht werden, sagt Loretan: «Wir haben auch Kunden, die das ganze Flugzeug reserviert haben, zum Beispiel für einen Event.»
Schweizer Startort wird in den nächsten Wochen bekannt gegeben
Billig ist das Astronauten-Abenteuer nicht: In der billigsten Katergorie, der Party Zone, kostet ein Billett rund 2400 Franken. Für 6100 Franken kann man sich einen Sitz in der Premium Zone sichern, wo zusätzlich spielerische Aktivitäten mit Flüssigkeiten oder Ballons durchgeführt werden. Für 61'100 Franken kann man den ganzen VIP-Room mieten, in dem 12 Personen Platz haben und ein «massgeschneidertes Angebot» erhalten.
Abheben wird das S3-Flugzeug von weltweit 15 verschiedenen Städten; im Januar wird es seine Welttournee in Asien beginnen. Anschliessend werden Flüge im Nahen Osten, in Europa, in den USA und im November schliesslich in Südamerika angeboten. «An jedem Ort wird das Flugzeug je nach Nachfrage etwa ein Wochenende bleiben und während dieser Zeit mehrere Male abheben», so Loretan. Für die Schweiz stehen der 6. und 7. Juni 2015 als Startdatum fest, der genau Abflugort wird jedoch erst in den nächsten Wochen bekannt gegeben.
Schwerelosigkeit-Flug statt Ferien
Einer der ersten Schweizer, der nächstes Jahr mit S3 abheben wird, ist Jens Faulhaber (43) aus Bern. Er kann es kaum erwarten: «Als Geschwindigkeits-Liebhaber war es schon immer ein Traum von mir, wie ein Astronaut die Schwerelosigkeit zu spüren.» Um sich das Premium-Ticket zu leisten, verzichtet der IT-Mitarbeiter gern auf die Ferien: «Ich freue mich riesig und bin sehr gespannt darauf, die Kräfteeinwirkung zu spüren.» Bei den ersten Parabelmanövern, die das Schwerelosigkeits-Gefühl ermöglichen, werde er mit ein bisschen Übelkeit kämpfen müssen, vermutet er. «Das wird sich aber bestimmt bald legen.»
S3 sorgte bereits mit anderen Ankündigungen für Furore. So hat die Firma letztes Jahr angekündigt, zusammen mit der ETH Lausanne einen Satelliten bauen zu wollen, der das All von Schrott befreit. Weitere Pläne sehen vor, einen Jet zu bauen, der mehr als die dreifache Überschallgeschwindigkeit fliegen kann.
Mit diesem Video, in dem der frühere Snowboard-Olympiasieger Gian Simmen durch die Luft fliegt, wirbt S3 für den Flug:

Schwerelosigkeit dank Parabelflug
Das Schwerelosigkeits-Erlebnis ist dank des sogenannten Parabelflugs möglich, ein bestimmtes Flugmanövers, das eine verminderte Schwerkraft simuliert. Die Maschine geht zuerst in einem Steigflug in die Höhe und drosselt dann in einer zweiten Phase die Triebwerke, sodass der Schub den Luftwiderstand ausgleicht. Die Schwerkraftabnahme ist dann deutlich zu spüren. Anschliessend beginnt die Schwerelosigkeits-Phase. Die Maschine steigt weiter bis zum höchsten zu erreichenden Punkt, im Fall von ZeroG 10 Kilometer, um dann zwischen 20 und 25 Sekunden lang eine Art freien Fall zu erleben. In der letzten Phase gleicht der Pilot die Schwerelosigkeit bei einem 45 Grad-Winkel aus, sodass die Passagiere wieder sanft auf den Boden der Kabine zurückkommen. Das Prozedere beginnt dann wieder von vorne. Im Fall von ZeroG wird dies 15 Mal durchgeführt.