TraditionsanlassNach 10 Jahren wird wieder am Zürcher Kaiser-Ball getanzt
Junge Erwachsene «debütieren» beim Tanz in Reih und Glied: Erstmals seit zehn Jahren findet wieder der grösste Zürcher Debütantenball statt.
Darum gehts
Debütantenbälle gehen auf eine aristokratische Tradition zurück.
Doch auch heute finden die Anlässe statt.
Der Kaiser-Ball ist die Zürcher Version des klassischen Tanzballs.
Was ist der Kaiser-Ball?
Kaiser-Ball nennt sich die Zürcher Version des Debütantinnenballs. Er fand 1968 erstmals statt. In den 80er-Jahren bildete Marianne Kaiser die Zürcher Debütantinnen und Debütanten des Opernballs in Wien aus, wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt. Kaiser brachte ihre Erfahrung aus der Wiener Ballkultur zurück nach Zürich.
Der letzte Zürcher Kaiser-Ball fand 2014 statt und ist somit zehn Jahre her. Am 3. Februar kehrt der Kaiser-Ball nun zurück und findet im X-Tra in Zürich statt.
Was ist ein Debütantenball?
Ein Debütantenball bzw. Debütantinnenball ist eine traditionelle Tanzveranstaltung. Sie geht darauf zurück, dass in Grossbritannien junge aristokratische Frauen (Debütantinnen) im Alter von 18 Jahren «in die Gesellschaft eingeführt» wurden. Dies geschah im Rahmen eines festlichen Balls. Nach dem Ball galten die Frauen gesellschaftlich als heiratsfähig – sie hatten «debütiert».
Die Tradition der Vorstellung bei Hofe fand in London letztmals 1958 statt; danach erklärte Königin Elisabeth II. die Vorstellung bei Hofe als nicht mehr zeitgemäss. Die Tradition der Bälle hat allerdings weitere Verbreitung gefunden.
Zu den berühmtesten Debütantinnenbällen zählen der Wiener Opernball in Wien (1935–1939 und seit 1956), der International Debutante Ball im Waldorf-Astoria in New York (seit 1954), der Semperopernball in Dresden (1925–1939 und seit 2006), der Chrysanthemenball in München (seit 1925) sowie der Bal des débutantes in Paris (seit 1992).
Wieso gehen Jugendliche 2024 an so einen Ball?
Gegenüber der NZZ streichen mehrere Jugendliche vor allem das Ambiente und den eleganten, altbewährten Stil, der am Kaiser-Ball gross geschrieben wird, heraus. «In einem Hoodie zu tanzen, wäre nicht dasselbe», sagt ein 17-Jähriger zur Zeitung. Die Damen tragen gemäss der Website des Kaiser-Balls ein weisses, langes Kleid, die Herren erscheinen im Frack.
Würdest du einen solchen Ball besuchen?
Auch sind viele Jugendliche davon fasziniert, wie eine althergebrachte Tradition mit ihren eigenen Gesetzen den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft hat. Die Veranstaltung weckt Erinnerungen an Filme wie «Stolz und Vorurteil», der auf dem Roman von Jane Austen basiert. Auf die Frage, ob das Ganze denn nicht auch etwas altmodisch sei, antwortet eine 26-Jährige der NZZ: «Der Kaiser-Ball ist gehoben, nicht alt.»
Wer darf den Ball besuchen?
Wie Marianne Kaiser sagt, kann jede und jeder am Zürcher Kaiser-Ball teilnehmen, egal aus welcher Gesellschaftsschicht. Auch Tanzerfahrung sei nicht nötig, darüber verfüge nur knapp die Hälfte der Jugendlichen.
Eröffnet wird der Ball von den Debütierenden: Jugendliche und junge Erwachsene, die zwischen 15 und 29 Jahren alt sind. Sie tanzen paarweise eine Choreografie, welche sie zuvor an vier Sonntagen unter der Leitung von Marianne Kaiser einstudierten.
Doch auch wer nicht zu den Debütierenden gehört, kann den Kaiser-Ball besuchen. Tickets sind im Vorverkauf erhältlich. Die männlichen Ballgäste werden gebeten, im dunklen Anzug oder Smoking zu erscheinen, die weiblichen Gäste sollen ein Abend- oder Ballkleid tragen.
Wie viel kostet der Eintritt?
Während das Wiener Pendant sehr exklusiv ist und eine Eintrittskarte ab 385 Euro aufwärts kostet, ist der Kaiser-Ball erschwinglicher. Eine sogenannte Flanierkarte kostet 70 Franken. Sie berechtigt zu Aufenthalt und Tanz in den drei Sälen.
Für Debütierende sind hingegen sowohl der Ball als auch die Einstudierung der Tänze kostenlos.
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