12-Jährige lockte Sinan (13) in den Wald – dort wartete der Killer (14)

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Tötungsdelikt in Sinsheim (D)12-Jährige lockte Sinan (13) in den Wald – dort wartete der Killer (14)

Bei den Eifersuchtsstreitigkeiten zwischen einem 14-Jährigen und einem 13-jährigen Schüler soll ein Mädchen eine wichtige Rolle gespielt haben. Sie soll das Messer besorgt und später auch das Opfer in die Falle gelockt haben.

Das Opfer wurde am 24. Februar 2021 in der Nähe eines Waldrandes in Sinsheim-Eschelbach in Baden-Württemberg gefunden.
Ein 14-Jähriger wurde noch am selben Tag festgenommen.
Passanten hatten die Leiche entdeckt.
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Das Opfer wurde am 24. Februar 2021 in der Nähe eines Waldrandes in Sinsheim-Eschelbach in Baden-Württemberg gefunden.

Sebastian Gollnow/dpa

Darum gehts

  • Der 13-jährige Sinan T. wurde tot am Waldrand in Sinsheim (D) gefunden.

  • Ein 14-Jähriger und ein 12-jähriges Mädchen wurden festgenommen.

  • Das Mädchen soll einen aktiven Part in der Tat gespielt haben. Sie wurde mittlerweile freigelassen, weil sie noch strafunmündig ist.

Im deutschen Sinsheim-Eschelbach sitzt der Schock immer noch tief: Am Mittwoch hatte ein 14-Jähriger den 13 Jahre alten Sinan T. in einem Feldgebiet am Waldrand mit einem Küchenmesser erstochen. Kurz nach der Tat nahm die Polizei den mutmasslichen Mörder am Tatort fest – er stand neben dem blutüberströmten Opfer mit dem Messer in der Hand. Das Motiv war aller Wahrscheinlichkeit nach Eifersucht. Es habe Streitigkeiten um ein Mädchen zwischen dem verdächtigen 14-Jährigen und dem Opfer gegeben.

Am Freitag wurden neue Details bekannt: Offenbar hat das Mädchen eine aktive Rolle in der Tat gespielt. Laut «Bild» hatte die 12-Jährige ihren Freund Sinan mit einer Ausrede in den Wald gelockt. Der 13-Jährige war am frühen Mittwochnachmittag mit seinem Cousin und einem Freund von Sinsheim ins neun Kilometer entfernte Eschelbach gefahren. Sinan sollte dort seine Freundin treffen, die beiden waren seit vier Monaten ein Paar.

Das Mädchen soll das Messer besorgt haben

Das Mädchen überzeugte Sinan aber, mit ihr alleine in den Wald zu laufen. Dort wartete der 14-jährige Tatverdächtige. Nach einem kurzen Kampf – davon bezeugen die mit Blut und Schmutz befleckten Kleider des 14-Jährigen – verletzte der mutmassliche Mörder Sinan tödlich. Neben ihm stand noch das Mädchen.

Die Polizei nahm beide fest. Sie befragten sie im Beisein der Eltern. Die 12-Jährige wurde mittlerweile freigelassen, weil sie noch strafunmündig ist. Laut «Bild» soll sie das Küchenmesser besorgt haben.

Vater des 14-Jährigen nahm sich vor einigen Jahren das Leben

Der 14-Jährige befindet sich in Untersuchungshaft. Doch der Jugendliche schweigt. Es ist seine zweite schwere Tat. Im vergangenen November hatte er an seiner früheren Schule im nahe gelegenen Östringen einen 13-jährigen Mitschüler mit einem Messer verletzt. Der Angreifer war nach einer Pause in das Klassenzimmer seines Opfers gekommen und hatte ihm mehrere Stichverletzungen am Oberkörper zugefügt. Der schwer verletzte Schüler wurde mit einem Rettungshelikopter in eine Klinik geflogen.

Hintergrund soll ein monatelanger Streit der damaligen Siebtklässler gewesen sein. Die Polizei sagte am Donnerstag an einer Medienkonferenz, dass der Teenager Opfer von Mobbingangriffen gewesen sei. Seine Mitschüler schikanierten ihn, weil sein Vater sich vor einigen Jahren das Leben genommen hatte. Seither zog seine Mutter ihn und drei Geschwister alleine auf.

«Er ist ein wahrer Teufel»

Die Tat wurde nicht strafrechtlich verfolgt, weil der Angreifer zu jenem Zeitpunkt noch nicht strafmündig war. Doch im kleinen Sinsheim kennen die meisten Nachbarn den 14-Jährigen. Er soll oft aggressiv gewesen sein, erzählen sie Reportern der Bild-Zeitung. Ein Anwohner sagt: «Die ganzen Jugendlichen hatten Angst vor ihm. Er ist ein wahrer Teufel.»

Die Staatsanwaltschaft geht im jüngsten Fall von Mord aus, weil der Beschuldigte das Merkmal der Heimtücke erfülle. Die Polizei will auch Anhaltspunkten für eine mögliche Tatbeteiligung des Mädchens nachgehen. Denn für den leitenden Ermittler ist klar: Es handelt sich um eine geplante Tat. «Wenn man sich gezielt ein Messer beschafft und das Opfer an den Waldrand lockt, dann gehe ich von einer Tötungsabsicht aus», sagte der Mannheimer Polizeivizepräsident Siegfried Kollmar.

Rechtliche Grundlage

Dem jugendlichen Tatverdächtigen drohen zehn Jahre Haft. Doch Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sind nach deutschem Recht auch nur «bedingt strafmündig». Für sie gilt das Jugendgerichtsgesetz (JGG). Strafrechtlich verantwortlich wird ein Jugendlicher zudem nur, «wenn er zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung reif genug ist, das Unrecht der Tat einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln».

Wer also noch auf dem Niveau eines Kindes ist, kann nicht bestraft werden. Die Einschätzung trifft in der Regel ein Sachverständiger. Wer dagegen jünger ist als 14, gilt nach dem Gesetz als Kind und kann nicht belangt werden.

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirche

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Tel. 147

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