Brisante Umfrage1400 sexuelle Belästigungen von SBB-Mitarbeitern
Gemäss interner Umfrage wurden in zwei Jahren 800 Mitarbeiterinnen der SBB sexuell belästigt – und Sexismus sei «Alltag».
Darum gehts
Eine interne Umfrage der SBB zeigt, dass 12 Prozent der Mitarbeitenden Diskriminierung erleben – vier Prozent berichten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Besonders Frauen sind betroffen: 800 Frauen gaben an, sexuell belästigt worden zu sein.
Die SBB verspricht, gegen das Verhalten vorzugehen, und betont ihre Nulltoleranz-Politik.
Die SBB haben Ende 2023 ihre 35'000 Mitarbeitenden zum Thema Diskriminierung, Mobbing und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz befragt, wie der «SonntagsBlick» berichtet. Nun erschienen die Ergebnisse in einer internen Mitteilung, die bisher nicht veröffentlicht wurde: Zwölf Prozent der Befragten berichteten von Diskriminierung, sieben Prozent von Mobbing und vier Prozent von sexueller Belästigung.
In der Mitteilung heisst es weiter, dass 1400 SBB-Mitarbeitende (4 Prozent) in den vergangenen zwei Jahren bei der Arbeit sexuell belästigt wurden. Zwölf Prozent aller Frauen sollen gemäss informierten Quelle angegeben haben, sexuell belästigt worden zu sein – das wären 800 Frauen.
Wie sollte mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz umgegangen werden?
Der «SonntagsBlick» berichtet beispielsweise von einem Zugchef, der eine Lokführerin am Telefon fragte: «Bist du schon da?» Die Frau entgegnete, dass sei gleich in der Lok sei, woraufhin dieser antwortete: «Ah, jetzt sehe ich deinen Knackarsch.»
Esther Weber ist Fachgruppenleiterin Frauen des Lokpersonalverbands und selbst Lokführerin. Sie bestätigt: «Die interne sexualisierte Gewalt gegenüber dem Lokpersonal ist erschreckend.» Dabei sei die vorherrschende Stammtischkultur unter dem Lokpersonal offenbar so verbreitet, dass sie von manchen als Normalität empfunden werde: «Eine betroffene Frau sagte mir, das sei halt normal, das gehöre dazu.»
SBB hält Umfrage-Ergebnisse unter Verschluss
Auch im Führerstand komme es laut Weber häufig zu unangenehmen Situationen: «Die Lokführer können die Enge und das Unbeobachtetsein ausnutzen und den meist jüngeren Frauen auch körperlich näherkommen.» Hohe Negativwerte erhielt gemäss einer anderen Quelle auch der Bereich Infrastruktur, wobei bei den Arbeiten an Gleisen oder im Tunnelbau die Frauenquote besonders gering – und das Risiko erhöht.
Die detaillierten Zahlen der Umfrage hält die SBB-Führung bisher unter Verschluss, aktuell erfolge eine Auswertung der Ergebnisse. Weder Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar (64) noch CEO Vincent Ducrot (61) wollten sich gegenüber «SonntagsBlick» zur Umfrage äussern.
Doch SBB-Personalchef Markus Jordi beteuert: «Die geschilderten Fälle verstossen alle gegen den Verhaltenskodex der SBB. Ich verurteile solches Verhalten in aller Schärfe.» Man gehe den gemeldeten Fällen nach, wobei eine Nulltoleranz gelte.
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