Weltumfahrung185 000 km, fünf Kontinente, 18 Pneus
«Lebe deinen Traum, jetzt oder nie», hat sich der Thurgauer Mathias Schmid gesagt. Seit fünf Jahren ist er mit seinem Töff unterwegs und denkt schon an seinen nächsten Lebenstraum.
Bei seiner ersten «grossen» Reise 1983 schaffte es der Thurgauer Mathias Schmid nicht einmal über die Landesgrenzen: Auf einer Töffli-Tour mit seinen Kumpels fuhr der damals 14-jährige Bursche ins Tessin. Auf dem Rückweg kam ihm die für seinen Lebensweg folgenreiche Idee: «Ich will mit dem Töff um die Welt fahren.»
27 Jahre später sitzt Schmid in einem Kaff in der Nähe von Windhoek, Namibia. «Nur noch 8000 Kilometer bis in die Schweiz – ich bin schon fast zu Hause», sagt er im Gespräch mit 20 Minuten Online.
Jubel mit der Schweizer Nati
2005 ist er mit seiner 370 Kilo schweren Honda XL600 Transalp im Thurgau gestartet, nun zeigt der Tacho sagenhafte 185 000 Kilometer an, in seinem Pass finden sich Stempel von 38 Ländern. Seit Anfang Mai ist er in Afrika – dem fünften und letzten Kontinent seiner Weltreise, die ausgiebiger fast nicht sein könnte.
Die letzten Monate kurvte er kreuz und quer durch Südafrika. «Eigentlich wollte ich im Spätherbst zu Hause sein. Es dauerte aber nicht lange, bis mich das WM-Fieber packte.» Schmid reiste mit dem Töff der Schweizer Nati hinterher und erlebte den sensationellen 1:0-Sieg gegen Spanien live im Stadion. Die Verlängerungsroute führt ihn nun an die Ostküste Afrikas: «Es erwarten mich sehr schlechte Strassen und Steine werfende Jugendliche», sagt Schmid. Angst hat er keine: «Afrika ist nicht so gefährlich, wie alle denken.»
Rucksack gegen Töff getauscht
«Leben deinen Traum, jetzt oder nie», habe er sich vor fünf Jahren gesagt, als er mit dem Töff zu seiner Weltumfahrung gestartet ist. Teil eins der Weltrundfahrt führte ihn über die Seidenstrasse von der Türkei über Iran, Pakistan nach Indien. «Die Leute in Iran waren extrem freundlich, obwohl wir uns kaum verständigen konnten. Indien hingegen erwies sich als Höllentrip für Töfffahrer: Mörderischer Verkehr und fehlende Gullideckel machten den Trip zum Himmelfahrtskommando.»
Nachdem er Südostasien, Kanada und die USA abgefahren hatte, entschloss er sich, die ganze Panamericana bis nach Feuerland zu tuckern. Dort startete er 1993 seine Töff-Karriere. «Damals habe ich in Santiago de Chile meinen Backpacker-Rucksack gegen einen Töff getauscht und wir fuhren mit Jeansjacken durchs Andenhochland.» Obschon er den jugendlichen Leichtsinn mittlerweile abgelegt hat, ist Schmid nicht vor heiklen Situationen verschont geblieben. «In Australien hat mich beim Holzsuchen in der Wüste – wo es von giften Schlangen wimmelt - etwas gebissen. 1800 Kilometer vom nächsten Spital entfernt ist die gebissene Stelle innert Minuten stark angeschwollen, da kam ich arg ins Schwitzen.»
Den schlimmsten Moment von all seinen Trips erlebte er auf der Panamericana in San Salvador. «Auf der Strasse lag irgendetwas. Zuerst dachte ich, es sei eine Kuh, doch es war ein Mensch. Kein Auto hat angehalten, die Einheimischen fuhren einfach vorbei. Wenn ich den Töff stoppe, bin ich ebenfalls tot, dachte ich, und fuhr weiter.»
Backpacker als zweiter Lebenstraum
In all den Jahren habe sich die Art des Reisens bei vielen stark geändert. «Viele Overlands, wie man Langzeitreisende nennt, haben mittlerweile ein GPS und finden den Weg fast überall alleine. Früher fragte man meistens bei den Einwohnern im Dorf nach dem Weg.» Den Grossteil seiner Weltreise fuhr Schmid alleine durch die Länder, jobbte unterwegs und brachte sich so immer irgendwie über die Runden. Seinen Rucksack voller Lebenserfahrung will Schmid sich zu Nutze machen. «Zuerst will ich meinen Töff-Shop wieder eröffnen. Dann möchte ich vielleicht ein Backpackers für Overlands in der Ostschweizer eröffnen.»
Die Reise
Den Trip von Mathias Schmid können Sie auf seiner Webseite www.globalbiking.com verfolgen.