2.60 Fr für Hahnenwasser – Gast flippt aus

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Ricken SG2.60 Fr für Hahnenwasser – Gast flippt aus

Gerhard Wolf musste nach dem Kaffee zwei Gläser Hahnenwasser separat bezahlen. Der Möbelrestaurator ist empört. Die Wirtin verteidigt sich.

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Gerhard Wolf und zwei seiner Kundinnen wollten im Restaurant Bildhus ...
... die Aussicht auf den Zürichsee geniessen.
Doch diese Rechnung brachte Wolf zum Kochen. Zwei Gläser Leitungswasser für 5.20 Franken. Der 74-Jährige verstand die Welt nicht mehr.
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Gerhard Wolf und zwei seiner Kundinnen wollten im Restaurant Bildhus ...

Fejsal Sulejmani

«Sowas habe ich noch nie erlebt», sagt Gerhard Wolf. Der Lichtensteiger hatte vergangenen Sonntag Besuch von zwei Kundinnen aus Deutschland. Bei schönem Wetter wollte er ihnen in Ricken die Aussicht auf den Zürichsee zeigen. «Wir kehrten im Restaurant Bildhus ein. Nach dem Kaffee bestellte ich bei der Kellnerin zwei Gläser Hahnenwasser», erzählt der 74-jährige Rentner, der in Wattwil Möbel restauriert. Als er die Rechnung begleichen wollte, bemerkte eine seiner zwei Begleiterinnen, dass er auch das Leitungswasser bezahlen muss. «Ich konnte es kaum fassen und habe sofort ausgerufen», sagt Wolf.

«In anderen Ländern ist es gratis»

Die beiden Frauen aus Deutschland hätten laut Wolf nur den Kopf geschüttelt. Im Nachbarland sei Hahnenwasser kostenlos. «Ich habe schon etliche Länder auf dieser Welt besucht, in den meisten gehört ein Glas Wasser zum Kaffee hinzu. Sonst kann man einfach darum bitten. Nie zahlte ich dafür zusätzlich», so der 74-Jährige. Bei Touristen würde eine solche Praxis schlechten Eindruck hinterlassen.

«Gleich nebenan steht ein Brunnen. Hätte ich gewusst, dass ich pro drei Deziliter Leitungswasser 2.60 Franken zahlen muss, wäre ich natürlich zum Brunnen gegangen», sagt der frühere Holzingenieur Wolf. Auch wäre er bereit, einen Franken für ein Glas zu bezahlen. Das Ganze sei eine Abzockerei und er werde das Lokal nie mehr besuchen.

Restaurant verteidigt sich

Bea Artho, Wirtin des Restaurants Bildhus in Ricken, verteidigt gegenüber 20 Minuten die geltende Praxis: «Ein Glas Wasser zu servieren ist nicht gratis, dahinter steht eine Serviceleistung, und die soll auch bezahlt werden.» Den allermeisten ihrer Kunden leuchte das auch völlig ein, so Artho. Die Wirtin weiter: «Alle paar Monate kommt dann jemand, dem das nicht passt, aber damit können wir leben. Der Gast von letzter Woche war leider schon weg, als ich von seiner Reklamation erfuhr, sonst hätte ich ihm unseren Standpunkt gern dargelegt.»

Verrechnung ist Wirten überlassen

Der Branchenverband gibt Bea Artho recht: «Es ist jedem Wirt selber überlassen, etwas fürs Hahnenwasser zu verlangen», so Linus Thalmann, Vorstandsmitglied von Gastro St. Gallen. Der Kunde habe eine Dienstleistung angefordert und auch erhalten. Thalmann: «Der einzige Unterschied besteht in diesem Fall darin, dass der Einstandspreis fürs Wassers tiefer ist, alle anderen Kosten bleiben bestehen.»

Eine Ausnahme bildet der Kanton Tessin: Hier können Gäste gemäss kantonalem Gastgewerbegesetz ein Gratis-Wasser verlangen, wenn sie eine Hauptmahlzeit konsumieren.

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