Tote Frauen im Maisfeld2 Männer liessen Sara und Hanan sterben – aus Angst vor Deportation
Sara und Hanan starben qualvoll in einem Maisfeld nahe Mailand. Jetzt weiss die Polizei: Sie waren nicht alleine.
Darum gehts
«Hilfe, ein Mähdrescher hat uns überfahren. Meine Freundin ist tot und ich bin verletzt», meldete eine Frau am Freitag dem italienischen Notruf.
Über 24 Stunden später fand man Sara und Hanan – tot in einem Maisfeld nahe Mailand.
Die Polizei identifizierte nun zwei Marokkaner, die die beiden Frauen an jenem Abend begleiteten – und im schwersten Moment alleine liessen.
Sara El Jaafari (28) und Hanan Nekhla (32) waren nicht alleine, als sie von einem landwirtschaftlichen Gefährt auf einem Maisfeld bei San Giuliano in der Nähe von Mailand überfahren wurden. Die beiden Marokkanerinnen waren am Freitagabend in Begleitung zweier Männer im Alter von 21 und 35 Jahren, auch beide aus Marokko, um in dem dichten Maisfeld ungestört Drogen zu konsumieren und zu übernachten.
Die italienische Polizei hat am Mittwoch beide Männer identifiziert und einen von ihnen festgenommen, berichtet «Il Giorno». Bei seiner Einvernahme gestand der 35-Jährige, nach dem Unfall geflüchtet zu sein. Er habe Angst gehabt, deportiert zu werden, sagte er. Der Marokkaner erzählte den Ermittlern und Ermittlerinnen, dass er durch den Lärm der Maschine wachgeworden und wegen der drohenden Gefahr weggerannt sei. Die beiden Frauen hätten kein Chance gehabt, sagte er.
Hanan starb auf der Unfallstelle, Sara verblutete
Wie «Milano Today» schreibt, hatten die vier auf dem Feld provisorische Betten mit Decken eingerichtet. Die Polizei fand am Tag danach nicht nur die Leichen von Sara und Hanan, sondern auch Alkoholflaschen, Reste von Alufolien und mehrere Handys. Die Männer hatten zwar die SIM-Karten aus den Mobiltelefonen entfernt, doch aufgrund der Nachrichten konnten die Ermittelnden die Männer ausfindig machen. Zuletzt hatten sie Kontakt mit einem Kokaindealer gehabt.
Die Forensiker und Forensikerinnen haben mittlerweile die Autopsien an den beiden Leichen durchgeführt. Hanan starb noch auf der Unfallstelle, heisst es im Bericht. Sara hingegen dürfte einen schmerzhaften Todeskampf erfahren haben: Ihre Beine und ihr Becken waren vom landwirtschaftlichen Fahrzeug zerquetscht worden, sie ist schliesslich verblutet. Die Frau hatte nach dem Unfall den Notruf gewählt, aber nicht ihren Standort kommunizieren können. Die Rettungskräfte fanden sie erst am Samstagabend. Aber auch wenn man sie rasch gefunden hätte, hätten die Sanitäter sie nicht mehr retten können, kamen die Forensiker und Forensikerinnen in ihrem Bericht zum Schluss.
Die zuständige Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen den Landwirt, der das Gefährt, das zum Pestizid-Spritzen verwendet wird, steuerte. Ihm wird Totschlag vorgeworfen. Der 28-Jährige gab jedoch an, nichts vom Unfall bemerkt zu haben. Einerseits, weil die Maispflanzen etwa drei Meter hoch sind, und auch, weil das Fahrzeug sehr laut sei.
Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorge, Tel. 044 206 30 67
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen
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