Travail.Suisse2015 gibt es kaum mehr Lohn
Im kommenden Jahr werden Arbeitnehmer in der Schweiz durchschnittlich eine Gehaltserhöhung von weniger als einem Prozent erhalten. Die Gewerkschaften sind enttäuscht.

Das Portemonnaie wird im nächsten Jahr kaum voller als dieses Jahr.
Zwischen null und 1,8 Prozent mehr Lohn erhalten Arbeitnehmer im kommenden Jahr. Dies teilte der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse am Montag mit. Im Durchschnitt würden die Löhne jedoch um weniger als ein Prozent steigen.
Travail.Suisse bezeichnet dies unter Verweis auf die guten Wachstumsprognosen für die Schweizer Wirtschaft als zu wenig. Die Verhandlungen seien äusserst zäh gewesen, schreibt der Gewerkschafts-Dachverband. Viele Unternehmen hätten auf die Lohnbremse getreten.
Ungenügende Resultate
Als Nachteil in den Lohnverhandlungen habe sich die sehr tiefe Teuerung erwiesen. Travail.Suisse weist indes auch daraufhin, dass die erreichten Lohnerhöhungen dafür Reallohnerhöhungen entsprächen. Das bedeutet, dass die Kaufkraft tatsächlich steigt und die Lohnerhöhung nicht von höheren Preisen aufgefressen wird.
Dennoch seien die Resultate der Lohnverhandlungen ungenügend. In auffallend vielen Bereichen habe in der Lohnrunde überhaupt keine sozialpartnerschaftliche Lösung erzielt werden können, schreibt der Verband, dem unter anderem die Gewerkschaft Syna angehört. Insbesondere im Gewerbe stecke die Sozialpartnerschaft in einer schwierigen Lage. Im Bauhauptgewerbe sei diese nach dem Abbruch der Verhandlungen durch die Arbeitgeber regelrecht blockiert.
Gefahr von Willkür
Kritisch sieht Travail.Suisse die Tendenz zu individuellen Lohnerhöhungen. In den letzten drei Jahren hätte diese stark zugenommen. Dabei bestehe die Gefahr von Willkür und Bevorzugung, schreibt der Verband, besonders wenn in den Betrieben keine transparenten Lohnsysteme existierten.
Als Lichtblick nennt Travail.Suisse den per Anfang 2015 in Kraft tretenden neuen Gesamtarbeitsvertrag für die Bäcker-, Konditoren- und Confiseurbranche. Dieser bringe neben einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen auch eine Anhebung der Mindestlöhne um bis zu 5,9 Prozent.
Arbeitgeber anderer Meinung
Die Perspektive der Arbeitgeber stimmt mit derjenigen von Travail.Suisse nicht überein. «Ein Teil des Produktivitätswachstum muss immer auch in Investitionen fliessen. Von diesen Investitionen profitieren dann die Mitarbeiter ebenfalls», so der Arbeitgeberverband.
Und weiter: «Nach wie vor ist die wirtschaftliche Situation in der Schweiz unsicher. Insbesondere die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative sowie die strukturellen Probleme in Europa stellen die Schweizer Wirtschaft vor Herausforderungen.»
(sda)