Kriminalstatistik 2020Schwere Straftaten haben um neun Prozent zugenommen
Das Bundesamt für Statistik erfasst in seiner Kriminalstatistik neu auch Straftaten im digitalen Raum. 2020 war die häufigste davon Cyberbetrug. Einen Anstieg gab es bei den schweren Gewaltstraftaten.
Darum gehts
Das Bundesamt für Statistik hat die Schweizer Kriminalstatistik aktualisiert.
Sie erfasst erstmals auch Straftaten im digitalen Raum.
Letztes Jahr gab es in der Schweiz zudem über 30’000 Einbruch- und Einschleichdiebstähle.
Die Polizei hat im Jahr 2020 24’398 Straftaten mit einer digitalen Komponente registriert. Gemäss den ersten Ergebnissen der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundesamtes für Statistik betraf die grosse Mehrheit Cyberbetrug (16’395 Straftaten). Dazu zählen unter anderem betrügerische Machenschaften in Zusammenhang mit Onlineshops, Immobilienanzeigen oder Vortäuschen einer Liebesbeziehung. Im gleichen Jahr wurden 32’819 Einbruch- und Einschleichdiebstähle gezählt.
In der neuen Kriminalstatistik werden erstmals Straftaten mit einer digitalen Komponente veröffentlicht. Sie umfassen sämtliche Straftaten, die im digitalen Raum begangen werden, also in den Telekommunikationsnetzen und insbesondere im Internet.
Die Frauenhäuser sind voll
Bei den Gewaltstraftaten im häuslichen Bereich gab es letztes Jahr keine signifikante Erhöhung. Die Statistik erfasst allerdings nur Straftaten, die gemeldet und polizeilich registriert werden. Aus einer früheren Studie ist bekannt, dass nur rund 20 Prozent der Fälle häuslicher Gewalt überhaupt der Polizei gemeldet werden.
Es gebe allerdings Hinweise darauf, dass es vermehrt Konflikte innerhalb von Familien gibt. Die Opferberatungsstellen würden in gewissen Kantonen eine Tendenz zur Zunahme von Neumeldungen feststellen. Frauenhäuser seien weitgehend ausgelastet und müssten Hilfesuchende teils an Unterkünfte in anderen Kantonen vermitteln. Auch mehrere Kantone würden einen Zuwachs an Interventionen beobachten. Die Corona-Pandemie verstärke zudem Risikofaktoren, die häusliche Gewalt begünstigen. Etwa wirtschaftliche Not und Suchtprobleme, die potenziell zu Stresssituationen innerhalb des Haushalts führen.
90 Einbrüche pro Tag
2020 wurden schweizweit 32’819 Einbruch- und Einschleichdiebstähle registriert. Das sind 9,9 Prozent weniger als 2019. Seit 2012 ist die Anzahl konstant rückläufig. Während die meisten Arten von Diebstahl wie Diebstahl ohne nähere Spezifikation (–14,6 Prozent) und Taschendiebstahl (–28,7 Prozent) zurückgegangen sind, haben Diebstahl ab/aus Fahrzeug (+15,4 Prozent) und Fahrzeugeinbruchdiebstahl (+7,4 Prozent) zugenommen. Auch die polizeilich gemeldeten E-Bike-Diebstähle sind im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen, auf 6082 Straftaten. Das ist ein Plus von 37,5 Prozent.
Im Jahr 2020 registrierte die Polizei 47 zudem vollendete Tötungsdelikte. 2019 waren es noch 46. 28 davon wurden im häuslichen Bereich verübt. 2019 waren es 29. Bei elf dieser 28 Todesopfer handelte es sich um Frauen, die von ihrem aktuellen oder ehemaligen Partner getötet wurden, und bei neun um Kinder, die von einem Elternteil getötet wurden.
Neun Prozent mehr schwere Gewaltstraftaten
1668 schwere Gewaltstraftaten wurden verzeigt; das sind 137 Straftaten bzw. 8,9 Prozent mehr als 2019 (1531 Straftaten). Der Anstieg ist insbesondere auf die Zunahme der versuchten Tötungsdelikte (+45 Straftaten), der Vergewaltigung (+34) und der schweren Körperverletzung (+32) zurückzuführen.
In der Statistik sind die polizeilich registrierten Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch (StGB), das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) und das Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG) erfasst. Zwischen 2019 und 2020 ist die Anzahl der Straftaten gegen alle drei Gesetze gesunken: –2,4 Prozent beim StGB, –9,4 Prozent beim BetmG und –11,5 Prozent beim AIG.
Betrüger wandern in digitalen Raum ab
Die 24’398 digitalen Straftaten verteilen sich auf drei Bereiche: Wirtschaftskriminalität mit einem Anteil von 84,2 Prozent, Sexualdelikte mit 10,7 Prozent und Rufschädigung und unlauteres Verhalten mit 5,1 Prozent. Mit insgesamt 16’395 Straftaten deutlich am stärksten vertreten ist Cyberbetrug, ein Teilbereich der Cyber-Wirtschaftskriminalität.
Einige der Widerhandlungen werden überwiegend «digital» verübt, zum Beispiel Datenbeschädigung, bei der 82,7 Prozent der Straftaten ein Cyber-Tatvorgehen aufweisen. Das Gleiche gilt für Pornografie (81,3 Prozent), Geldwäscherei (79,3 Prozent) und Betrug (70,4 Prozent). Insgesamt seien in Zusammenhang mit digitalen Straftaten 15’714 Geschädigte registriert worden, heisst es in der Mitteilung. 8056 davon waren Männer (58 Prozent), 5822 Frauen (42 Prozent) und 1834 juristische Personen.