Crowdfunding-Projekt300'000 Euro für Schweizer Game gesucht
Das Simulations-Game «Train Fever» könnte eines der grössten Schweizer Spiele werden – falls mit Crowd-Funding 370'000 Franken zusammenkommen.
Unscheinbar steht sie da, stolz ist Zahl trotzdem: 300'000 Euro, umgerechnet 370'000 Franken. So viel wollen Basil Weber und seine vier Mitstreiter von der Schaffhauser Firma Urban Games mithilfe der Crowdfunding-Plattform Gambitious.com zusammenbringen, um eines der ambitioniertesten Gameprojekte der Schweiz fertigzustellen - «Train Fever».
Wissenschaftliche Basis
Der Weg ist noch weit: Gut 80'000 Franken (66'000 Euro) sind bis jetzt zusammengekommen – die Crowd-Funding-Aktion läuft jedoch nur noch bis Ende Februar. Basil Weber lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, er hat noch mehrere Trumpfkarten im Ärmel.
Doch von vorne: Seit 2009 programmieren Basil, sein Bruder Urban und drei Mitstreiter an «Train Fever», einer Aufbau-Simulation, mit der Städte mit Zugstrecken verbunden und mit Buslinien erschlossen werden können. «Train Fever» brilliert dabei nicht nur mit einer eindrücklichen Grafik, sondern hat anderen Transport-Simulationen auch sonst einiges voraus. So fusst die dynamische Simulation der Stadtentwicklung auf realen wissenschaftlichen Erkenntnissen (siehe Infobox). Wenn der Spieler beispielsweise eine neue Buslinie einführt, verändert sich auch laufend das Stadtbild.
Theoretisch könnte «Train Fever» eines Tages tatsächlich zur Simulation echter Städteplanung eingesetzt werden. Das Spiel basiert laut Weber nicht wie verwandte Games auf einem Raster, auf dem sich Häuser und Strassen nur rechtwinklig oder in einem 45-Grad-Winkel ausrichten lassen; in «Train Fever» kann frei gestaltet werden.
«Train Fever» fiebert dem Geld entgegen
Sie hätten am Anfang viele Fehler gemacht, verrät Weber. «Wir waren naiv, was das Tempo der Entwicklung betrifft», sagt er. Bei Jobs in gamenahen Firmen hätten sie jedoch einiges gelernt, das bald in «Train Fever» einfloss. 2011 entschied sich Urban Games, die Entwicklung zu professionalisieren und baute in den nächsten beiden Jahren einen Prototypen, der nun als vollwertiges Game auf den Markt kommen soll.
Fürs Crowdfunding entschieden sie sich, weil sie bei den klassischen Publishern mit Bedingungen konfrontiert wurden, die ihnen nicht passten. Mit Gambitious.com fanden sie zudem eine erst im September gegründete holländische Plattform, die mehr Flexibilität als zum Beispiel Kickstarter.com erlaubt. So werden Interessierte, die für «Train Fever» Geld investieren, am Verkaufserfolg beteiligt. Da einige der Kleininvestoren lieber mit einem Game entschädigt werden, habe man mit Gambitious dafür einen Weg gefunden.
Grünes Licht so gut wie sicher
Zudem habe ein institutioneller Anleger aus der Region Schaffhausen weitere 60'000 Franken versprochen. Da «Train Fever» sowohl auf Gambitious wie auch auf der Steam-Plattform Greenlight bei den Usern sehr gut ankommt, habe sich ein namhafter deutscher Publisher gemeldet, der Interesse am Vertrieb habe und möglicherweise zusätzlich Geld einschiesst. Kurz: «Train Fever» könnte trotz dem noch fehlenden Betrag bald grünes Licht für die Fertigstellung erhalten. «Ein Jahr brauchen wir noch», sagt Weber. Mit den 300'000 Euro werden während dieser Zeit die Löhne, Mieten, Software-Lizenzen und die benötigte Hardware bezahlt.
Für den 29-Jährigen Basil Weber würde damit ein grosser Traum in Erfüllung gehen. Denn seit er als 15-Jähriger «Transport Tycoon» gespielt hatte, wollte er einen inoffiziellen Nachfolger erstellen. «Train Fever» sei sogar der Grund fürs Informatik-Studium an der ETH gewesen.
Bis Ende Februar können Interessierte auf der Crowd-Funding-Plattform Gambitious «Train Fever» unterstützen.
Gameplay-Video «Train Fever
Gametrailer «Train Fever»

«Train Fever»
Die Aufbau-Simulation «Train Fever» macht Spieler zum Transport- und Städteplaner. Indem Spieler zum Beispiel zwei Städte mit einer Eisenbahnlinie verbinden, verändern sie die Wirtschaft der beiden Orte. Zusätzliche Buslinien innerhalb der Ortschaften sorgen für weiteres Wachstum. Die Städte verändern sich dynamisch, die Berechnungen basieren auf realen wissenschaftlichen Untersuchungen.
Aktuell kann eine virtuelle Fläche von hundert Quadratkilometern bebaut werden; sie könnte allerdings am Ende noch grösser sein. Für das Game wurde zudem extra eine Grafikengine entwickelt, die «Train Fever» in ein visuell brillantes Kleid packt. Das Spiel soll im ersten Halbjahr 2014 erscheinen.