Viktoriaplatz Bern30er-Zone? In Bern will die Stadt jetzt Tempo 20
Bern will eine viel befahrene Kreuzung mit Tempo 20 limitieren. Ein Novum in der Schweiz und ein rotes Tuch für manche Autofahrer.
Tram, Busse, Autos, Velofahrer und Fussgänger: Alle Kreuzen auf dem Viktoriaplatz. (Video: pal)
Fussgänger, Velofahrer, ÖV-Linien, Rechtsvortritt: Der Viktoriaplatz lehrt Fahrschüler und ungeübte Automobilisten das Fürchten. Sorgt er ab Sommer auch für rote Köpfe? Wie die «Berner Zeitung» berichtet, plant die Stadt, auf dem Areal Tempo 20 einzuführen. Laut Bericht wäre es der erste 20er-Abschnitt auf einer Hauptverkehrsachse in der Schweiz.
Bisher gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h – wobei die meisten Verkehrsteilnehmer die Kreuzung wegen der unübersichtlichen Lage deutlich langsamer passieren, wie ein Augenschein vor Ort zeigt. Weil der Knotenpunkt, den auch Trams und Busse von Bernmobil kreuzen, vom Bundesamt für Strassen Astra als Unfallschwerpunkt definiert ist, will die Stadt die Tempolimite deutlich senken.
5 Unfälle in zwei Jahren
Vertreter der Autolobby tun sich schwer mit dem Vorhaben. Heute gebe es verhältnismässig sehr wenig Unfälle, meint etwa Stefan Plüss, Leiter Verkehrssicherheit der TCS-Sektion Bern. Laut Astra wurden zwischen 2015 und 2017 fünf Unfälle auf der Kreuzung registriert. Fazit: zwei Schwerverletzte, eine leicht verletzte Person und zwei Unfälle, die nur mit Sachschaden ausgingen. «Die Automobilisten passen sich schon heute sehr gut an die Strassenverhältnisse an. Es braucht keine zusätzlichen Regeln», schliesst Plüss daraus.
Auch FDP-Stadtrat Oliver Berger sagt: «Eine sachliche Rechtfertigung für Tempo 20 auf einer Hauptachse gibt es nicht.» Aus diesem Grund überlegt sich seine Partei auch, dagegen anzukämpfen: «Wir behalten uns vor, einen politischen Vorstoss zur Verhinderung der 20er-Zone einzureichen.» Vorerst gelte es jedoch abzuwarten: «Meines Wissens hat es eine Einsprache gegeben; das Verfahren ist aber noch hängig und der Ausgang daher ungewiss», so der Stadtrat.
Pro von der Velofahrerin
Auch wenn noch unklar ist, ob die drastische Temporeduktion kommt: Eine nicht repräsentative Umfrage beim Verkehrsknotenpunkt zeigt, dass die meisten Verkehrsteilnehmer bereits eine Meinung zum Begehren haben. Diese fallen jedoch äusserst unterschiedlich aus. «Als Velofahrerin begrüsse ich die geplante Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich habe grossen Respekt vor dem Viktoriaplatz und seinem hohen Verkehrsaufkommen», so etwa eine jüngere Bernerin gegenüber 20 Minuten.
Ein Autofahrer hingegen ist damit nicht einverstanden:«Ich finde eine 20er-Zone ist völlig übertrieben. 30 oder 40 km/h könnte ich noch nachvollziehen aber 20? Niemals.» Auch wenn die Mehrheit der Autofahrer Tempo 20 ablehnt, gibt es unter ihnen auch Befürworter: «Viele Autofahrer sind mit der Kreuzung überfordert, 20 km/h sind daher durchaus angebracht», so ein Lenker.
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