Mengenrabatte für Medikamente: Ständerat will Pharma verpflichten

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400 Millionen FrankenStänderat will Pharmaindustrie zu Mengenrabatten verpflichten

Pharmaunternehmen sollen Mengenrabatte auf Medikamente mit hohem Umsatz gewähren müssen. Das hat der Ständerat beschlossen.

Pharmaunternehmen sollen künftig Mengenrabatte auf Medikamente gewähren, welche grosse Umsätze einbringen.
«Die Massnahme zielt auf wenige etablierte Produkte ab, die aber einen grossen Teil des Medikamentenumsatzes ausmachen», sagte Ständerat Erich Ettlin (Mitte) im Rat.
Die Idee stammt aus einer Motion von FDP-Ständerat Josef Dittli. Diese wurde von National- und Ständerat angenommen, jedoch nie umgesetzt.
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Pharmaunternehmen sollen künftig Mengenrabatte auf Medikamente gewähren, welche grosse Umsätze einbringen.

Bernd Weißbrod/dpa

Darum gehts

  • Machen Pharmaunternehmen einen besonders hohen Umsatz mit einem Medikament, sollen sie darauf einen Mengenrabatt gewähren müssen.

  • Das hat der Ständerat im Rahmen eines Massnahmenpakets zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen beschlossen.

  • Dadurch könnten rund 400 Millionen Franken in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung eingespart werden.

Der Ständerat hat am Donnerstagmorgen ein Massnahmenpaket zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen verabschiedet. Insgesamt wird das Einsparpotenzial auf rund 850 Millionen Franken geschätzt. Mit 400 Millionen einen grossen Teil davon ausmachen soll die Einführung eines sogenannten Kostenfolgemodells.

Machen Pharmaunternehmen mit einem Arzneimittel einen besonders hohen Umsatz, würden sie demnach dazu verpflichtet, einen Teil davon an die Krankenversicherer zurückzuzahlen – de facto also einen Mengenrabatt zu gewähren. Ab einem gewissen Umsatz seien nämlich die Fixkosten für den Hersteller gedeckt, danach steige die Gewinnmarge, so die Begründung.

Sollen Pharmaunternehmen Mengenrabatte auf Medikamente gewähren müssen?

Ständerat winkt Gesetz widerstandslos durch

Diese Idee geht auf eine Motion von FDP-Ständerat Josef Dittli zurück, welche bereits vor vier Jahren von National- und Ständerat deutlich angenommen, bislang aber nicht umgesetzt wurde. Auch im jetzt behandelten Massnahmenpaket wäre sie nicht vorgesehen gewesen, die zuständige Kommission des Ständerates fügte sie jedoch kurzfristig hinzu. «Die Massnahme zielt auf wenige etablierte Produkte ab, die aber einen grossen Teil des Medikamentenumsatzes ausmachen», sagte Erich Ettlin (Mitte) im Namen der Kommission.

Die Idee des Kostenfolgemodells stammt aus einer Motion von FDP-Ständerat Josef Dittli.

Die Idee des Kostenfolgemodells stammt aus einer Motion von FDP-Ständerat Josef Dittli.

20min/Matthias Spicher

Dieses Vorgehen sorgte für Kritik – vonseiten der Pharmalobby, aber auch im Ständerat. Durch das kurzfristige Einfügen fand nämlich keine Vernehmlassung statt. Die vorgeschlagene Gesetzesänderung wurde im Ständerat trotzdem widerstandslos durchgewunken.

Jetzt geht das Geschäft zurück in den Nationalrat, der voraussichtlich im Herbst darüber berät. Es ist damit zu rechnen, dass die Pharmaindustrie versuchen wird, dort für ein Nein zu den gesetzlichen Mengenrabatten auf Medikamente zu lobbyieren.

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