Screening der Hamas-Gräueltaten: Unerträgliche Bilder

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45 Minuten lang TötenScreening der Hamas-Gräueltaten: Unerträgliche Bilder

Gegen die Umdeutung der Fakten vom 7. Oktober zeigen Schweizer Juden die unerträglichen Bilder des Terrors. Nicht viele wollen sie sehen.

Ifat Reshef spricht über die Attacken der Hamas auf Israel vom 7. Oktober.

Ifat Reshef spricht über die Attacken der Hamas auf Israel vom 7. Oktober.

Gaudenz Looser

Darum gehts

  • Eine Dokumentation der Gräueltaten vom 7. Oktober soll Journalisten und Journalistinnen und Politiker und Politikerinnen sensibilisieren.

  • Der Verein «N.A.I.N. Switzerland» setzt sich für die Dokumentation und Aufrechterhaltung der Erinnerung an die Ereignisse ein.

  • Der Film basiert auf verschiedenen Quellen, darunter Bodycams der Terroristen, Dashcams, Handyaufnahmen von Opfern und Sicherheitskameras.

Es gibt zwei besonders unerträgliche Szenen in den 45 Minuten Horror im Filmdokument, das die Gräueltaten der Hamas vom 7. Oktober unkommentiert dokumentiert. Die eine: ein gepflegtes Wohnzimmer. Draussen hört man Schüsse. Der Vater nimmt seine zwei Söhne, – sie sind vielleicht acht und elf Jahre alt – und eilt mit ihnen nach draussen in den Raketenschutzbunker. Als sie im Eingang verschwunden sind, erscheint eine Hand mit einer Granate am Bildrand und wirft diese in den Eingang. Nach der Explosion sinkt der Vater leblos ins Bild. Danach kommen die Söhne heraus. Sie sind benommen und bluten. Die Hamaskämpfer kommen ins Bild und bringen die Kinder wieder ins Haus. Die Kinder werden in die Küche gesetzt. «Papa ist tot, das ist kein Scherz», sagt der eine zum anderen. «Ich weiss», sagt der andere. «Ich glaube, wir werden sterben», sagt der erste. Da bemerkt er die Augenverletzung seines Bruders. «Kannst du noch sehen mit diesem Auge», ruft er entsetzt. «Nein, ich sehe nur mit dem anderen», sagt der andere… Während des ganzen Dialogs steht ein Hamas-Kämpfer am geöffneten Kühlschrank der Familie und erfrischt sich mit Getränken.

Blendest du beim Konflikt zwischen Israel und der Hamas Teilaspekte aus?

Die zweite besonders unerträgliche Szene zeigt ekstatisch jubelnde Hamas-Kämpfer, die die Leichen der Getöteten auf abartigste Weise schänden und verstümmeln. Dabei rufen sie glückselig immer wieder «Allahu Akbar» und andere Segnungen, während sie auf Gesichter treten und Köpfe abschneiden.

«Negierung des Passierten ist in vollem Gange»

Der Verein «N.A.I.N. Switzerland» («Never Again is Now») ist ein Zusammenschluss von Schweizer Juden, die sich nach der Attacke der Hamas auf Israel kommunikativ für Israel und gegen antisemitische Propaganda einsetzen. In Zusammenarbeit mit der israelischen Botschaft haben sie es sich zum Ziel gesetzt, die Schrecken des 7. Oktober zu dokumentieren und die faktenorientierte Erinnerung daran aufrechtzuerhalten. Ja, das sei bereits drei Monate nach der Tat notwendig, die Negierung des Passierten sei bereits in vollem Gange, erklärte die israelische Botschafterin Ifat Reshef anlässlich des Screenings für Journalisten und Journalistinnen am Dienstagnachmittag in Zürich. Der Film zeigt einen Zusammenschnitt der Ereignisse des 7. Oktober. Quellen sind Bodycams der Terroristen und von Ersthelfern, Dashcams, Handyaufnahmen von Opfern, Sicherheitskameras von Häusern und Traffic-Cams. Gezeigt werden die Körper und das Sterben von 138 Israelis – rund zehn Prozent der Opfer vom 7. Oktober. Und obwohl die Aufnahmen nur sehr schwer zu ertragen sind, habe man längst nicht die schlimmsten Szenen gezeigt. Die Bilder der Verletzungen von toten jungen Frauen lassen erahnen, welche noch schlimmere Qualen und Misshandlungen sie vor ihrer Erschiessung erleiden mussten.

Eingeladen waren rund 90 Medienschaffende aus der Deutschschweiz – es kamen rund 20. Zu den Gründen dafür heisst es vom Verein auf Anfrage, etwa 25 Journalistinnen und Journalisten hätten die Teilnahme aus terminlichen Gründen abgesagt. Vereinzelt hätten Personen die Teilnahme mit Blick auf den mutmasslichen Inhalt abgesagt.

«Zurückhaltung» bei der Politik

Beim gezeigten Inhalt handelt es sich um einen Zusammenschnitt von originalem Filmmaterial der Terrorangriffe der Hamas vom 7. Oktober 2023. Ähnliche Screenings fanden in diversen anderen europäischen Grossstädten sowie in Genf bereits statt. Das Screening vom Dienstag ist das erste und einzige seiner Art in der Deutschschweiz. Eine Veröffentlichung des Filmes ist angesichts der zu wahrenden Persönlichkeitsrechte und der darin veranschaulichten Gewalt nicht geplant.

Sie habe angeregt, dass der Film auch Schweizer Politikern zugänglich gemacht werde, erzählt Reshef im Gespräch mit den anwesenden Journalisten und Journalistinnen. Doch entsprechende Vorschläge seien mit «Zurückhaltung» quittiert worden.

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