Hier erhalten die Prostituierten ihre Quarantäne-Verfügung

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Corona-Fall im Zürcher RotlichtmilieuHier erhalten die Prostituierten ihre Quarantäne-Verfügung

Im Zürcher Rotlichtmilieu ist es nach Sonntag auch am Dienstag zu einem Polizeieinsatz gekommen. Rund 50 Frauen und zwei Polizisten sind in Quarantäne.

Darum gehts

  • An der Langstrasse ist es am Sonntag zu einem Polizeieinsatz im Rotlichtmilieu gekommen.
  • Wegen eines positiven Corona-Tests einer Frau müssen rund 50 Frauen in Quarantäne.
  • Sie wohnen auf engem Raum zusammen an der Langstrasse 108, wo sich auch die Lugano-Bar befindet.
  • Ebenfalls in Quarantäne sind zwei Polizisten. Sie waren beim Einsatz bedrängt worden.

Mehrere Polizeiautos an der Langstrasse – am Sonntag fand im Zürcher Rotlichtmilieu ein Einsatz statt. «Etwa zehn Polizisten in weissen Ganzkörperanzügen und mit Masken sind ins Haus gegangen», berichtet ein Reporter, der vor Ort war. Später seien noch mehr Polizisten in Anzügen gekommen. In einer Mitteilung vom Dienstag spricht die Stadtpolizei Zürich von einem «aussergewöhnlichen Fall».

Am Sonntag fand an der Langstrasse ein Polizeieinsatz statt wegen eines Corona-Falls im Zürcher Rotlichtmilieu.
Im betroffenen Haus befindet sich auch die als Kontaktbar bekannte Lugano-Bar, in der sich regelmässig Freier und Prostituierte treffen.
In den oberen Stockwerken sind rund 50 Frauen in Quarantäne.
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Am Sonntag fand an der Langstrasse ein Polizeieinsatz statt wegen eines Corona-Falls im Zürcher Rotlichtmilieu.

BRK News

Beim Einsatz handelte es sich um einen Auftrag des Contact-Tracing-Teams des Kantonsärztlichen Dienstes Zürich vom Sonntagmorgen, wie die Stadtpolizei Zürich am Dienstag mitteilt. Die Beamten sollten einer Frau an der Langstrasse 108 ausrichten, dass sie sich beim Contact-Tracing melden müsse. Bei ihr war am 28. August ein Corona-Test durchgeführt worden, und sie war telefonisch nicht erreichbar.

sac

Am Dienstagnachmittag erschien die Polizei erneut beim Gebäude, wie Reporter vor Ort berichten. Die Beamten trugen Schutzanzüge und Masken. Wie die Stadtpolizei auf Anfrage sagt, leisten die Polizisten Amtshilfe. Den Sexarbeiterinnen wird eine Quarantäne-Verfügung ausgehändigt.

Bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich heisst es auf Anfrage, dass man aus Datenschutzgründen keine Angaben machen könne. Aber: «Der Fall zeigt die Herausforderungen, vor die das Contact Tracing gestellt wird. Der Erfolg der Nachverfolgung hängt auch davon ab, ob alle Kontakte des Indexfalles korrekt angegeben worden sind.»

Der Verein Incontro versorgt die Frauen im Quarantäne-Haus an der Langstrasse mit Lebensmittel und Hygieneartikel.

Video: 20 Minuten

50 Frauen auf engem Raum

Die betroffene Frau konnte erst am Sonntagnachmittag kurz vor 15 Uhr angetroffen und orientiert werden, dass sie positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Weitere Abklärungen der Stadtpolizei zeigten, dass in der Liegenschaft rund 50 Frauen auf engem Raum zusammenwohnen. Im Haus befindet sich auch die als Kontaktbar bekannte Lugano-Bar, in der sich regelmässig Freier und Sexarbeiterinnen treffen. Der Kantonsärztliche Dienst hat verfügt, dass sich die rund 50 Frauen in Quarantäne begeben müssen, heisst es weiter. Die positiv getestete 23-jährige Frau wurde bereits am Sonntag in ein Isolationszimmer gebracht.

Die zwei Polizisten, welche die Frau über das positive Resultat informierten, wurden von den emotional reagierenden Kolleginnen körperlich bedrängt. Dadurch verschoben sich laut der Mitteilung ihre getragenen Gesichtsmasken. Darum wurde entschieden, dass sich die beiden Polizisten nach dem Einsatz ebenfalls in Quarantäne begeben müssen.

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