SNB-Hilfspaket50 Milliarden von der Nationalbank – ist die Credit Suisse jetzt über den Berg?
Die Schweizerische Nationalbank greift der CS im Notfall mit bis zu 50 Milliarden Franken unter die Arme. Wird sich die Lage um die Bank nun beruhigen? Ein Ökonom schätzt ein.
Darum gehts
Die Schweizerische Nationalbank habe richtig gehandelt, sagt Ex-UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff.
Gegen die SNB zu wetten, sei nicht clever – sie habe riesige Mittel, um systemrelevante Banken zu unterstützen.
Noch unklar sei, ob die Ankündigung der SNB nun den Abfluss der Kundengelder stoppe.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) haben angekündigt, die angeschlagene Credit Suisse (CS) mit bis zu 50 Milliarden Franken zu unterstützen. Die Börse reagiert darauf positiv: Am Donnerstagmorgen war die Aktie der CS vorbörslich mehr als 30 Prozent im Plus.
Wie geht es jetzt weiter? Ex-UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff nimmt auf Anfrage von 20 Minuten Stellung.
Wird die Ankündigung der SNB die Märkte beruhigen?
Wellershoff bezeichnet die Ankündigung der SNB und der Finma als wichtigen Schritt, um die Lage um die CS vorerst mal zu beruhigen. Die Grundprobleme seien damit aber nicht vom Tisch: Die Inflation sei noch immer hoch, und die steigenden Zinsen seien eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum. Dass der Markt die CS überhaupt infrage stellte, habe auch damit zu tun.
Reichen 50 Milliarden Franken?
Ja, die SNB habe mit den 50 Milliarden das richtige Signal ausgesendet, sagt Wellershoff. Sie sage so dem Markt, dass er mit kurzfristigen Spekulationen und Wetten gegen die CS vorsichtig sein soll. Die Mittel, die die SNB habe, um systemrelevante Banken zu unterstützen, seien riesig. «Gegen die Zentralbanken zu wetten, wenn es um Liquidität geht, ist übermütig und keine gute Idee», sagt der Ex-Chefökonom der UBS.
Kaufst du jetzt CS-Aktien?
Wofür braucht die CS so viel Geld? Sie sagt doch, es gehe ihr gut
Die Dynamik, die eine Bankenkrise entfachen kann, habe mit der Realität oft nicht viel zu tun, so Wellershoff. Auch darum sei die Ankündigung der SNB wichtig gewesen. Die Finanzströme bewegten sich heute so schnell, dass es zu selbsterfüllenden Prophezeiungen kommen könne. «Wenn die Märkte verrückt spielen, können sie jede Bank in Schwierigkeiten bringen – egal, wie gut sie aufgestellt ist», sagt Wellershoff.
Der Starökonom Nouriel Roubini sagt, die CS sei zu gross für eine Rettung.
«Ich kenne Roubini seit vielen Jahren, er war ein guter Kollege meines Supervisors in Harvard, aber Roubini hatte schon immer eine Neigung zu dramatischen Aussagen», sagt Wellershoff.
Wie gut ist die CS wirklich aufgestellt?
Diese Frage sei schwierig zu beantworten, spekulieren wolle er nicht, sagt Wellershoff. Denn die Kapitalisierung der Bank hänge stark davon ab, welche Risiken die CS mit ihren Geschäften eingegangen sei. Auch das Verhalten der Kundschaft und die Art und Weise der Kreditvergabe spielten eine grosse Rolle.
Wird die SNB mit dem Geld Gewinn machen, so wie 2008 bei der UBS?
Nein, die Nationalbank erhalte bloss einen Zins von der CS für die Kredite, die kurzfristig die Liquidität der CS sicherstellen sollen, sagt Wellershoff. Das sei anders als 2008, als die Nationalbank und der Bund einen Teil der Wertpapiere der UBS übernahmen und beim Ausstieg einen Gewinn damit erzielten. Auch das Gegenteil werde wohl kaum passieren: Dass die SNB mit der CS-Rettung Geld verliere, sei höchst unwahrscheinlich.
Wird der Abfluss von Kundengeldern jetzt gestoppt?
Das sei unklar: «Es geht hier um Vertrauen, und Vertrauen ist schwierig zu prognostizieren», so Wellershoff.
Der Aktienkurs der CS schlägt wie wild nach oben und unten aus, wird er sich nun beruhigen?
Das hänge stark davon ab, wie überzeugend die Bank, die Nationalbank und die Finma nun kommunizieren, wie Wellershoff sagt. «Da haben alle drei Institutionen im Moment ein Defizit.»
Bundesrat beruft wegen CS ausserordentliche Bundesratssitzung ein
Die Börse reagierte zuerst positiv auf die Unterstützung der CS: Am Donnerstagmorgen war die Aktie der Bank vorbörslich mehr als 30 Prozent mehr wert. Eine Aktie kostete demnach 2.27 Franken. Am Mittwoch schloss die CS bei 1.70 Franken. Kurz nach Börseneröffnung kostete eine CS-Aktie 2.17 Franken – und damit 28 Prozent mehr als am Vortag. Kurz nach zehn Uhr fiel die Aktie wieder unter zwei Franken. Der Bundesrat hat nun für den Donnerstag eine ausserordentliche Bundesratssitzung einberufen.
Bitcoin profitiert von der Bankenkrise, der Kurs steigt. Ist das die Lösung?
«Ich kann verstehen, dass nun viele ihr Geld in alternative Anlagen investieren», sagt Wellershoff. «Aber warum ausgerechnet in die Umwelt- und Dreckschleuder Bitcoin? Da gibt es definitiv bessere Alternativen.»
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.