59 Rehkitze in einer Woche durch Drohnen gerettet

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Appenzell Innerrhoden59 Rehkitze in einer Woche durch Drohnen gerettet

Seit einer Woche werden in Appenzell Innerrhoden Drohnen zur Rehkitz-Rettung eingesetzt. Insgesamt konnten schon 59 Jungtiere gerettet werden.

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Die Zeit der Heuernte hat begonnen. Und jedes Jahr bringt diese Zeit einen traurigen Nebeneffekt mit sich: Bis Ende Juni werden in der Schweiz Tausende Rehkitze, die sich in den Feldern aufhalten, übermäht. Im Kanton Appenzell Innerrhoden sind deshalb seit Beginn der Heuerntezeit vier Rehkitz-Rettungsdrohnen ständig im Einsatz. Durch Wärmebildkameras werden die Baby-Rehe im Gras aufgespürt und später weggetragen. Das Konzept scheint zu funktionieren: «Dank unermüdlichem Engagement der Jäger ist es in einer knappen Woche bereits gelungen, 59 Rehkitze vor dem Mähtod zu retten», schreibt die Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Appenzell Innerrhoden am Dienstag in einer Mitteilung.

Schon früher versuchte man durch diverse Methoden, die Tiere vor dem grausamen Tod zu retten. «Eine gängige Variante war und ist das Verblenden», sagt Jagdverwalter Ueli Nef. Dabei werden Gegenstände wie Säcke oder Leuchtlampen ins Feld gestellt. Diese sollen die Rehmutter beunruhigen: «Oft entscheidet sie dann, ihr Kitz wegzubringen.» Eine weitere, laut Nef weniger erfolgreiche Methode ist es, vor dem Mäher herzulaufen und die Wiese nach Rehkitzen abzusuchen: «Das gestaltet sich aber sehr schwierig, da das perfekte Versteck für Rehkitze zur Überlebensstrategie gehört.»

Seit einer Woche werden im Appenzell Innerrhoden Drohnen zur Rehkitz-Rettung eingesetzt. Insgesamt konnten schon 59 Jungtiere gerettet werden.

Diese Drohnenaufnahmen entstanden während der Suche nach Rehkitzen. (Video: Ueli Nef, Jagdverwaltung AI)

Vorsicht bei der Bergung

Die neuste Variante begeistert ihn dafür umso mehr: «Die Suche nach Rehkitzen mit den Drohnen stellte sich als hocheffizient heraus. Es ist möglich, sehr grosse Felder in einer sehr kurzen Zeit abzusuchen», sagt Nef. Nach dem Aufspüren durch die Wärmebildkamera an der Drohne sei es bei der Bergung wichtig, dass die Kitze nur mit Handschuhen oder mit einer Menge Gras angefasst werden. «Diese Tiere haben bis dahin kaum Eigengeruch. Wenn das nicht so bleibt, wird es beispielsweise für den Fuchs ein leichtes Spiel, das Kitz aufzuspüren», erklärt Nef. Gefundene Kitze werden an den Rand der Wiese getragen und mit einer Kiste zugedeckt, sodass weitergemäht werden kann.

Von den Drohnen Gebrauch machen können alle Landwirte, die sich über eine Einsatzzentrale bei den zuständigen Jägern und Wildhütern melden. Nicht nur den Tieren zuliebe haben die Landwirte ein Interesse an der Rettung. Im Konzept der Rehkitzrettung AI wird das Problem beschrieben: Durch die Rückstände eines vermähten Rehkitzes können Futtermittel mit Botulinum-Toxinen kontaminiert werden. Wenn Nutztiere wie zum Beispiel Kühe dieses Futter fressen, kann es zu einer tödlichen Vergiftung kommen.

4600 Franken Kosten pro Drohne

Der Drohnen-Dienst ist eine kostenlose Dienstleistung der Jagdverwaltung und des Jägervereins und laut Nef «sehr beliebt». Die 4600 Franken Kosten pro Flugobjekt wurden vom Kanton übernommen. «Eine der Drohnen haben die Jäger sogar selber finanziert», sagt Nef. Für ihn ist das ein Beweis dafür, dass der Jagdgemeinschaft viel am Tierschutz liegt.

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