Basel-Stadt60er-Jahre-Häuser sollen erhalten bleiben
Die Denkmalpflege sorgt sich um die Häuser aus den 50er- und 60er-Jahren: Sie hat 110 Bauten als schützenswert erhalten und versucht, Bauherren von Abrissen abzubringen.
Jeden Tag fahren die Basler an den Gebäuden an der Aeschenvorstadt vorbei, wohl ohne ihnen gross Beachtung zu schenken. Doch das sollten sie – dieser Meinung ist zumindest der Basler Denkmalschutz, der etliche dieser Gebäude für die Nachwelt erhalten möchte.
«Das Gebiet um den Bankverein ist das Zentrum der Architektur der 60er-Jahre», begründet Daniel Schneller, Leiter der Denkmalpflege Basel-Stadt. «Ich habe die Aufgabe, mich für die Bauten dieser Zeit einzusetzen, genauso wie sich meine Vorgänger vor 50 Jahren für die Bauten der 20er-Jahre eingesetzt haben.»
Dies sei nicht ganz einfach, da vielen Leute noch präsent sei, dass alte und schöne Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert den Bauten aus der Nachkriegszeit Platz machen mussten. Deshalb hätten die Menschen wenig Verständnis für den Erhalt dieser 60er-Bauten. «Doch es ist vor allem die innere Architektur, die sie bewundernswert macht», so Schneller.
Zeitzeugen des Aufbruchs
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung änderte sich auch die Architektur und der Aufbau der Bauten. «Die Gebäude aus den 60er-Jahren symbolisieren den Beginn der Konsumgesellschaft», sagt Schneller. So hätten diese meist ein offenes und transparentes Erdgeschoss mit Platz für kleine, mondäne Einkaufsgeschäfte.
Als Beispiel dafür steht das Anfos-Haus in der Aeschenvorstadt. Auf verschiedenen Seiten führen offene Eingänge in einen überdachten Lichthof, umgeben von zwei Stockwerken mit Schaufenstern. «Damals ging es um das Einkaufserlebnis», sagt Reto Bieli, Bauberater bei der Denkmalpflege. «Noch heute bauen die Architekten Herzog und De Meuron auf den Stil der 60er-Jahre. Man findet in ihren Gebäuden viele Elemente aus jener Zeit.» Im Vergleich zu Gebäuden des 18. und 19. Jahrhunderts spiele bei den 60er-Bauten die Fassade eine untergeordnete Rolle. «Die Funktionalität steht im Vordergrund.»
Nur kleiner Teil schützenswert
Unter Denkmalschutz steht kein Gebäude aus den 50er- und 60er-Jahren. Die Denkmalpflege Basel-Stadt hat aber insgesamt 110 Bauten aus den 60er-Jahren als schützenswert deklariert und sie in ihr Inventar aufgenommen. Das Ziel dahinter: Sie sollen der Nachwelt erhalten bleiben.
Dass Bauherren an den alten Gebäuden festhielten, habe auch mit der beschränkten Nutzung zu tun. «Kann anstelle des alten Gebäudes laut Zonenplan kein höheres gebaut, und somit nicht mehr Nutzen generiert werden, ist es einfacher, die Bauherrschaft von einem Umbau zu überzeugen, anstatt den 60er-Jahre-Bau abzureissen», sagt Bieli.
Ein geglücktes Beispiel sei das Gebäude der PriceWaterhouseCoopers an der St. Jakobs-Strasse 25, das in den letzten zwei Jahren totalsaniert wurde. «Der Umbau kostete gleich viel wie der Neubau vor rund 50 Jahren», so Bieli.