Ab jetzt unterschreibt der Pöstler für dich

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CoronavirusAb jetzt unterschreibt der Pöstler für dich

Die Post ergreift Massnahmen, um Angestellte und Pöstler besser zu schützen. Laut Gewerkschaft reicht das aber nicht aus.

von
B. Scherer
Fast alle Geschäfte bleiben wegen des Coronavirus geschlossen. Die Post nicht: Sie muss die Grundversorgung sicherstellen.
Das passt der Gewerkschaft der Angestellten nicht: Die Mitarbeitenden seien zu wenig geschützt.
Besonders die Pöstler begeben sich bei der Auslieferung von eingeschriebenen Briefen oder Paketen in Gefahr. Deshalb fordert die Gewerkschaft der Angestellten, dass die Zusteller den Kontakt mit den Kunden vermeiden können.
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Fast alle Geschäfte bleiben wegen des Coronavirus geschlossen. Die Post nicht: Sie muss die Grundversorgung sicherstellen.

Keystone/Dominic Favre

Wenn es unter der Woche am Vormittag an der Tür klingelt, steht meist der Pöstler vor dem Haus. Das ist auch in Zeiten des Coronavirus noch so. Denn obwohl fast alle Geschäfte geschlossen sind, bleibt die Post weiterhin offen. So wird die Grundversorgung aufrechterhalten.

Doch damit riskieren Pöstler jeden Tag eine Ansteckung. Deshalb fordert die Gewerkschaft der Angestellten, dass die Zusteller den Kontakt mit den Kunden vermeiden können. Sei das nicht möglich, ist der Bundesrat gefordert, einen Fristenstillstand zu verfügen. Damit würden eingeschriebene Briefe nicht mehr zugestellt werden, schreibt die Gewerkschaft Syndicom in einer Medienmitteilung.

Um Erlaubnis fragen und selber unterschreiben

Die Forderungen der Gewerkschaft stossen bei der Post auf offene Ohren: Von jetzt an unterschreibt der Pöstler selbst für den Empfang. «In der Praxis klingelt der Pöstler beim Kunden und bittet ihn um Erlaubnis, das Einschreiben oder die Zustellung selber unterschreiben zu dürfen», erklärt ein Mediensprecher. Rechtlich sei dies haltbar, da eine mündliche Erlaubnis eingeholt wird.

Wer selber unterschreiben wolle, könne dies aber weiterhin tun. Dabei müsse einfach ein eigener Stift verwendet werden. «Die Pöstler halten den Scanner, und die Kunden unterschreiben mit dem eigenen Stift, damit allfällige Viren nicht von Kunde zu Kunde und auch nicht auf die Mitarbeitenden der Post übertragen werden.» Jedoch sei darauf hinzuweisen, dass in diesem Fall wohl nicht genug Distanz zwischen Kunde und Pöstler eingehalten werden könne.

Das ist laut Gewerkschaft widersprüchlich: «Der Gesundheitsschutz darf nicht gegen die Grundversorgung ausgespielt werden», sagt Syndicom-Mediensprecher Christian Capacoel zu 20 Minuten. Dass im Zweifelsfall die Gesundheit der Bevölkerung und der Pöstler aufs Spiel gesetzt werde, sei unbegreiflich. Der Bundesrat müsse notwendige Sicherheitsmassnahmen einleiten.

Schalter sollen vorübergehend schliessen

Nicht nur die Pöstler setzen sich der Gefahr einer Ansteckung aus, auch die Mitarbeitenden der Postfilialen seien ungenügend geschützt, wie Syndicom weiter schreibt. «Es haben sich viele besorgte Angestellte bei uns gemeldet und beklagt, dass sie unzureichend geschützt und alleine gelassen werden», so Capacoel.

Deshalb fordert die Gewerkschaft, dass Poststellen, die die Gesundheitsstandards des Bundesamts für Gesundheit nicht erfüllen können, vorübergehend geschlossen werden. Gemeint sind damit Poststellen, die keine Scheiben am Schalter haben.

Linien am Boden und Plexiglas

Die Post hat bereits erste Massnahmen ergriffen: Am Mittwochmorgen waren Poststellen mit offenen Schaltern vorübergehend geschlossen. In dieser Zeit wurden Linien vor und hinter den Schaltern angebracht: Ist der Kunde nahe am Schalter, tritt der Postangestellte hinter die Linie und umgekehrt. «So kann das Social Distancing eingehalten werden», erklärt ein Post-Sprecher.

Auch Plexiglasscheiben würden an offenen Schaltern seit Mittwoch installiert werden. Die Installation der Vorrichtungen hat begonnen und werde nun nach und nach fortgeführt. Die Gewerkschaft zeigt sich verärgert über dieses Vorgehen: «Die Filialen, die nicht genügend ausgerüstet sind, müssen geschlossen werden – ob Plexiglasscheiben ausreichen, ist unsicher», sagt Capacoel von Syndicom. Nur so könnten die Angestellten genügend geschützt werden.

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