Aesch BL: «Man fühlt sich nicht mehr sicher», Petition gegen Asylzentrum

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Aesch BLNach Überfall: Geschädigte verlangen Schliessung von Asylzentrum

In Aesch BL machen Anwohnende das Bundesasylzentrum für die angeblich gestiegene Kriminalität im Dorf verantwortlich und verlangen nun dessen Schliessung per Petition.

In Aesch BL machen Anwohnende Asylsuchende, die in diesem unterirdischen Bundesasylzentrum untergebracht sind, für eine mutmasslich gestiegene Kriminalität im Dorf verantwortlich.  
Mit einer Petition fordert ein Anwohnerpaar nun, dass das Bundesasylzentrum geschlossen wird.
Betrieben wird das Bundesasylzentrum vom Staatssekretariat für Migration (SEM). Das SEM nimmt die Situation in Aesch BL als «relativ ruhig» wahr. 
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In Aesch BL machen Anwohnende Asylsuchende, die in diesem unterirdischen Bundesasylzentrum untergebracht sind, für eine mutmasslich gestiegene Kriminalität im Dorf verantwortlich.  

20min/Valentin Kunzelmann

Darum gehts

  • In der Baselbieter Gemeinde Aesch machen Anwohnende die Asylunterkunft im Dorf für die angeblich gestiegene Kriminalität im Dorf verantwortlich. 

  • Die zuständige Behörde und die Polizei beurteilen das jedoch anders. Die Situation in Aesch sehen sie als relativ ruhig. 

  • Von kriminellen Delikten wissen die Asylsuchenden vor Ort nichts. Diese vertreiben sich die freie Zeit mit Sport.  

Nach dem Raubüberfall war es für das Aescher Ehepaar D.* genug. Kurz vor Weihnachten wurden die Eheleute abends auf dem Heimweg angegriffen und der Frau die Handtasche geraubt. «Wir haben beide Verletzungen davon getragen», berichtet die Frau. Der Tatort an der Landkronstrasse liegt nahe dem Bundesasylzentrum (BAZ) in der Zivilschutzanlage unter der Mehrzweckhalle Löhrenacker. Beim Täter handelte es sich um einen 17-jährigen Gambier. Für das Ehepaar war der Zusammenhang damit klar.

Einen Tag später lancierten sie eine Online-Petition, die eine Schliessung des Bundesasylzentrums verlangt. Über 300 Personen haben bereits unterschrieben. Erst im Oktober hat die Gemeinde Aesch den Vertrag mit dem Bundesamt für Migration für die temporäre Unterbringung von bis zu 120 Asylsuchenden in der Zivilschutzanlage bis Ende 2024 verlängert.

Dass der Täter aus der Asylunterkunft kam, ist aber nicht klar. Für die dort untergebrachten gilt ab 20 Uhr eine Ausgangssperre. Das Ehepaar wurde nach 22 Uhr überfallen. In der Baselbieter Gemeinde Aesch gehen schon seit Wochen die Wogen hoch. In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Aesch BL, wenn du…» haben sich hässige Kommentare gehäuft, die die Asylsuchenden für allerlei Delikte im Dorf verantwortlich machen. Das Ehepaar D. spricht von einer «immensen Häufung». Die Situation habe sich verschlechtert, «Man fühlt sich nicht mehr sicher in Aesch», erzählt das Ehepaar gegenüber 20 Minuten. 

Die Baselbieter Polizei kann diesen Eindruck nicht bestätigen. «Grundsätzlich halten sich die Personen, die sich im Asylzentrum befinden, an die Regeln und sind der Polizei Basel-Landschaft nicht aufgefallen», teilt Mediensprecher Adrian Gaugler auf Anfrage mit. Bisher habe es nur vereinzelt Requisitionen im Asylzentrum gegeben. «Aktuell haben wir im Bereich Sicherheit in Aesch keinen Hotspot.»

Staatssekretariat für Migration sieht in Aesch eine relativ ruhige Situation

Für die Unterkunft in Aesch ist das Staatssekretariat für Migration (SEM) zuständig. «In Aesch nehmen wir die Situation als relativ ruhig wahr», so Daniel Bach, Leiter Stabsbereich Information und Kommunikation der Behörde. «Das SEM hat zudem eine Hotline für besorgte Bürgerinnen und Bürger eingerichtet, es gingen bisher allerdings «nur sehr wenige Meldungen ein», so Bach weiter. Ausserdem würden im Rahmen von monatlichen Begleitgruppensitzungen, mit allen Interessensvertretern Vorfälle in der Region besprochen. Aktuell gäbe es eine «saisonale bedingte Häufung von Einbruchdiebstählen in Häuser und Diebstählen aus Fahrzeugen. Diese konnten bisher aber nicht den Asylsuchenden aus dem BAZ Aesch zugeordnet werden», erklärt Bach. 

In aktuell mehr als 44 Bundesasylzentren betreut das SEM rund 7200 Personen. «Die allermeisten Asylsuchenden verhalten sich korrekt und anständig», so Bach. Bei Missachtungen der Hausregeln würden die entsprechenden Personen, beispielsweise durch Streichen des Ausgangs, sanktioniert. «Selbstverständlich arbeiten wir auch eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, wenn der Verdacht auf straffälliges Verhalten ausserhalb unserer Zentren besteht», stellt Bach klar. 

«Würden gerne mehr machen, oft ist uns langweilig»

Vor Ort bestätigen einige Asylsuchende den Eindruck von einer grossteils ruhigen Umgebung. Von Kriminalität wollen sie nichts wissen, so beispielsweise Ahmed: «Von Kriminalität habe ich bisher noch nichts gehört.» In der freien Zeit treiben die jungen Männer meist Sport oder gehen ins Dorfzentrum erklärt Mo: «Wir lieben Fussball, spielen aber auch Basketball oder Cricket.» Die Angebote in der unmittelbaren Nähe des Zentrums sind gross. «Wir würden gerne mehr machen, oft ist uns langweilig», ergänzt der Asylsuchende.

«Die Stimmung ist meistens gut», erzählt ein weiterer junger Mann. Von kriminellen Delikten hat auch er bisher nichts gehört. Es gäbe aber auch eine gute Betreuung durch das Personal in der Anlage. 

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