Taliban lassen Frauen nicht ausreisen – nicht mal mit «Mahram»

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AfghanistanTaliban lassen Frauen nicht ausreisen – nicht mal mit «Mahram»

Die Töne, die die Taliban-Regierung 2021 angeschlagen hat, sind längst verklungen. Frauen dürfen nicht studieren, nicht einmal, wenn sie ein Studien-Angebot aus Dubai haben. 

von
gux
Afghanische Frauen sitzen vor einer Moschee mit Blick auf den Natiopnalprak Band-e Haibat. 
Der Nationalpark liegt in der Provinz Bamijan, gut 310 Kilometer von der afghanischen Hauptstadt Kabul entfernt.
Afghanistan erklärte Band-e-Amir im April 2009 zu seinem ersten Naturschutzgebiet. 
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Afghanische Frauen sitzen vor einer Moschee mit Blick auf den Natiopnalprak Band-e Haibat. 

REUTERS

Darum gehts

  • Bei ihrer Machtübernahme 2021 hiess es, dass Mädchen und Frauen studieren und arbeiten könnten. 

  • Zwei Jahre später zeigt sich, dass das Lippenbekenntnisse waren.

  • Das unterstreicht auch der Fall, in dem 100 Afghaninnen Universitätsstipendien in Dubai erhielten.

  • Die Taliban liessen die Frauen nicht ausreisen, nicht einmal in männlicher Begleitung.

Die Taliban haben nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan nach dem Rückzug von US- und Nato-Soldaten 2021 grosse Einschränkungen für Mädchen und Frauen verhängt. Die Schliessung von Schönheitssalons oder das Verbot, den populären Nationalpark Band-e Haibat besuchen zu dürfen, sind noch die geringfügigsten. Mädchen dürfen nicht länger als in die sechste Klasse zur Schule gehen, junge Frauen nicht an die Uni – selbst wenn sie kurz vor dem Abschluss stehen.  

Stipendien eines emiratischen Milliardärs

Deswegen versuchen manche junge Frauen – viele standen vor dem Uniabschluss, als die Taliban wieder an die Macht kamen – ihre Ausbildung im Ausland fortzusetzen. Die Taliban lassen dies aber nicht zu, wie die BBC berichtet.

Demnach haben 100 Afghaninnen ein Stipendium für ein Studium an der Universität von Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten gewonnen. Der emiratische Milliardär und Geschäftsmann Scheich Khalaf Ahmad Al Habtoor hatte die Stipendien für afghanische Frauen letzten Dezember ins Leben gerufen, nachdem die Taliban Frauen den Zugang zur Universität verboten hatten.

60 Mädchen abgewiesen

«Als die Taliban-Beamten unsere Tickets und Studentenvisa sahen, sagten sie, dass es Mädchen nicht erlaubt ist, Afghanistan mit einem Studentenvisum zu verlassen», berichtet eine der Stipendiatinnen der BBC in Afghanistan. Mindestens 60 Mädchen wurden am Flughafen abgewiesen.

Die Taliban haben Alleinreisen für Frauen verboten. Sie erlauben ihnen nur ins Ausland zu reisen, wenn der Ehemann oder ein sogenannter Mahram dabei ist, ein verwandter männlicher Begleiter wie der Bruder, Onkel oder Vater. 

Auch ein «Mahram» reichte nicht

Aber im Fall des Dubai-Stipendiums reichte selbst das nicht aus. «Drei Mädchen, die einen Mahram hatten, befanden sich im Flugzeug», sagt eine Stipendiatin der BBC. «Aber Beamte des Ministeriums für Laster und Tugend haben sie aus dem Flugzeug geholt.»

Letztlich können nur einige wenige afghanische Studentinnen die Möglichkeit nutzen, in Dubai zu studieren. Sie lebten alle bereits im Ausland und sind offenbar bereits nach Dubai gereist.

2021: «Wir werden den Frauen erlauben, zu arbeiten und zu studieren»

Derlei Realitäten strafen die Taliban der Lüge: «Wir werden den Frauen erlauben, zu arbeiten und zu studieren», hatte Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid im August 2021 noch gesagt. «Frauen werden sehr aktiv sein, aber im Rahmen des Islam.»

Tatsächlich gehen nach Angaben der Vereinten Nationen mittlerweile rund 80 Prozent der Mädchen und jungen Frauen im schulpflichtigen Alter nicht zur Schule.

Auch arbeiten können Frauen in Afghanistan nicht mehr auf allen Stellen. So ist ihnen etwa die Arbeit in allen Nichtregierungsorganisationen sowie bei den Vereinten Nationen untersagt. In der Folge ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen zwischen August 2021 und März 2023 um 25 Prozent zurückgegangen.

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