So gelangten Ogi & Co. an die Adressen der Rentner

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AHV-AbstimmungSo gelangten Ogi & Co. an die Adressen der Rentner

Das Nein-Lager der 13. AHV-Rente verschickt Hunderttausende Briefe an Seniorinnen und Senioren. Darin plädieren drei Alt-Bundesräte für ein Nein zur Initiative. Das sorgt für viel Ärger.

Mehrere Alt-Bundesräte wenden sich per besorgtem Brief an alle Deutschschweizer Rentnerinnen und Rentner.
Unterschrieben ist der Brief von den Alt-Bundesräten Adolf Ogi (SVP), Doris Leuthard (Mitte) und Johann Schneider-Ammann (FDP).
Bei Seniorinnen und Senioren aus der 20-Minuten-Community sorgt das Schreiben für Unmut: «Ich wünsche keine Werbung und weiss nicht, woher sie meine Adresse haben», fragt sich 20-Minuten-Leserin P.Z.
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Mehrere Alt-Bundesräte wenden sich per besorgtem Brief an alle Deutschschweizer Rentnerinnen und Rentner.

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Darum gehts

  • Die Gegner der 13. AHV-Rente verschickten in den letzten Tagen Hunderttausende Briefe.

  • Darin sprechen sich Alt-Bundesrat Adolf Ogi, Alt-Bundesrätin Doris Leuthard und Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammann gegen eine 13. AHV-Rente aus.

  • Bei den Adressaten, also den Rentnerinnen und Rentnern, die den Brief erhielten, sorgt der Brief für Ärger.

  • Sie fragen sich zudem, woher das Nein-Lager ihre Adresse erhalten habe.

  • Die Schweizer Post bestätigt, dass sie der Nein-Allianz einen Adressbroker vermittelt habe – selbst jedoch keine Adressdaten verkauft habe.

In den vergangenen Tagen flatterte bei Schweizer Rentnerinnen und Rentnern ein Schreiben in den Briefkasten. Absender: Alt-Bundesrat Adolf Ogi, Alt-Bundesrätin Doris Leuthard und Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

Sie alle warnen vor einer Annahme der 13. AHV-Rente – und sprechen sich für ein Nein an der Urne am 3. März aus. Die magistrale Post sorgt bei Pensionärinnen und Pensionären aber mehrheitlich für Unmut, wie zahlreiche Reaktionen aus der 20-Minuten-Community zeigen.

«Sie sollen zur Rechenschaft gezogen werden»

«Ich wünsche keine Werbung und weiss nicht, woher sie meine Adresse haben», fragt sich 20-Minuten-Leserin P.Z. «Es ist nicht nur lästig, sondern – um mit ihren Worten zu argumentieren – ‹brandgefährlich›, wenn sie einen Adressenstamm unklarer Herkunft anschreiben.» Die Verantwortlichen müssten «zur Rechenschaft gezogen werden», fordert Z.

Leserin E.S. wundert sich derweil, weshalb sie den Brief überhaupt erhalten hat – wo sie doch erst 61-jährig sei. Und ein weiterer Leser überlege sich gar, Anzeige wegen «unerlaubter Weitergabe» seiner Adresse zu erstatten.

Hast du diesen Brief auch erhalten?

Doch woher hat das Nein-Komitee die Kontaktadressen so vieler Rentnerinnen und Rentner? Hat die Schweizer Post die Adressen weitergegeben?

Post verkauft keine Adressen – vermittelt aber Adressbroker

Zwar hat die Post ihre Finger tatsächlich im Spiel, wie sie auf Anfrage von 20 Minuten bestätigt. Kontaktdaten und Adressen von Schweizer Bürgerinnen und Bürger würde sie aber auf keinen Fall verkaufen. «Die Post betreibt grundsätzlich keinen Adressenhandel. Wir haben jedoch die Auftraggeber an einen sogenannten Adressbroker vermittelt, bei dem Adressen gemietet oder gekauft werden können», sagt Sprecherin Jacqueline Bühlmann. Zudem habe die Post den Versand der Briefe übernommen, was zur postalischen Grundversorgung gehöre.

Das heisst: Das Nein-Lager kaufte oder mietete die Adressdaten der Seniorinnen und Senioren bei einem Zwischenhändler, einem sogenannten Listbroker, welcher von der Post empfohlen wurde. Um wen oder welches Unternehmen es sich dabei handelt, ist unklar. Auch der Preis bleibt im Dunkeln.

Briefe gingen versehentlich an nicht-Rentner

Trotz der negativen Reaktionen hofft die Nein-Allianz gegen die 13. AHV-Rente, dass eine Mehrheit realisiere, dass es sich bei der «Umverteilungs-Initiative der Gewerkschaften» um «ein vergiftetes Geschenk» handle – zumal eine 13. AHV-Rente zu Mehrkosten von jährlich fünf Milliarden Franken führen würde, sagt SVP-Sprecherin Andrea Sommer im Namen der Nein-Allianz.

Dass die Briefe mit den prominenten Absendern auch bei Menschen landeten, die sich noch gar nicht im Pensionsalter befänden, sei ein Fehler, räumt sie ein. «Der Brief wurde an mehrere Hunderttausend Adressen versandt. Bei so grossen Versänden kann es gewisse Unschärfen geben, was wir bedauern.» Die Zahl der negativen Rückmeldungen sei aber «im Promillebereich», so Sommer.

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