Airbnb-Kriminalität: Studie zeigt Zusammenhang mit Verbrechen auf

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Studie in LondonForscher behaupten: Je mehr Airbnbs, umso mehr Kriminalität

Nach einem Einbruchsversuch bezeichnet die Freundin von Tennis-Star Taylor Fritz Airbnb-Unterkünfte als unsicher. Eine Studie hat tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Kurzzeitvermietungen und steigenden Kriminalitätszahlen gefunden.

«F*** off Airbnb» – was hier jemand an ein Haus geschmiert hat, könnten in London einige Menschen denken. Laut neuer Studie sorgen Airbnb-Vermietungen für ein Mehr an Kriminalität.
Die Autoren haben die Anzahl der als Airbnb-Mietobjekte gelisteten Objekte und der von der Polizei gemeldeten Zahl von Verbrechen in über 4800 Londoner Nachbarschaften zwischen 2014 und 2018 verglichen.
Der Fokus lag auf sechs Verbrechenskategorien: Raub, Einbruch, Diebstahl, antisoziales Verhalten, Gewalt und Körperverletzung.
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«F*** off Airbnb» – was hier jemand an ein Haus geschmiert hat, könnten in London einige Menschen denken. Laut neuer Studie sorgen Airbnb-Vermietungen für ein Mehr an Kriminalität.

IMAGO/Jürgen Ritter

Darum gehts

  • Die Freundin von Tennis-Star Taylor Fritz nennt Airbnb nach einem Einbruchsversuch unsicher.

  • Eine Studie zeigt, dass Airbnb-Vermietungen in London mit steigender Kriminalität verbunden sind.

  • Als Grund nennen die Forscher «leichte Opfer» wie Touristen und oft leere Wohnungen.

  • Airbnb weist die Studie als irreführend zurück und verweist auf andere Faktoren für Kriminalität.

«Airbnb ist SO unsicher» – diese Warnung postete Morgan Riddle, die Freundin von Tennis-Star Taylor Fritz, auf Instagram, nachdem jemand versucht hatte, in die über die Plattform gebuchte Ferienunterkunft in London einzudringen. «Sie werden in vielen Städten absichtlich ins Visier genommen», so Riddle weiter.

Nutzt du häufig Airbnbs?

Sorgen Airbnbs tatsächlich für mehr Kriminalfälle?

Laut einer neuen Studie haben Airbnb-Buchungen in London tatsächlich Auswirkungen auf die Kriminalstatistik. Allerdings anders, als es das Tennis-Traumpaar erlebte. Zu diesem Schluss kommen Charles Lanfear von der Universität Cambridge (Grossbritannien) und David Kirk von der University of Pennsylvania (USA).

Darum stand London im Fokus

London ist einer der beliebtesten Airbnb-Märkte der Welt. Schätzungsweise 4,5 Millionen Gäste übernachteten im Untersuchungszeitraum (November 2024 bis Mai 2018) in einem Londoner Airbnb. Aufgrund dieser Datenmenge fiel die Wahl auf die britische Hauptstadt.

Wie kommen die Forscher zu der Aussage?

Die beiden Kriminalsoziologen hatten für ihre Studie die Anzahl der als Airbnb-Mietobjekte gelisteten Objekte und der von der Polizei gemeldeten Zahl von Verbrechen in über 4800 Londoner Nachbarschaften zwischen 2014 und 2018 verglichen. Der Fokus lag auf sechs Verbrechenskategorien: Raub, Einbruch, Diebstahl, antisoziales Verhalten, Gewalt und Körperverletzung.

Welchen Zusammenhang zwischen Airbnb und Kriminalfällen deckte die Studie auf?

Die Analyse zeigte, dass mit der Zahl der aktiven Airbnb-Vermietungen auch die Zahl der Raubüberfälle, Einbrüche, Diebstähle und Gewalt steigt. Laut der Untersuchung entspricht ein Anstieg von aktiven Airbnb-Vermietungen um zehn Prozent einem jährlichen Plus von 1000 Raubüberfällen in ganz London.

Welche Erklärung gibt es dafür?

Die Forschenden führen dies eher auf die «sich verändernden kriminellen Möglichkeiten in den betreffenden Vierteln zurück, als auf die langsame Erosion des Gemeinschaftszusammenhalts und das, was Kriminologen soziale Kontrolle nennen», so Kirk. Sein Kollege Lanfear konkretisiert: Airbnb-Vermietungen führten zu «leichten potenziellen Opfern», etwa durch ortsunkundige Touristen oder Immobilien, die regelmässig leer stehen und damit ein leichtes Ziel für Einbrüche sind. Zudem würden Kurzzeitbewohner eher Schäden an Wohnungen verursachen als Langzeitmieter.

Was sagt Airbnb zu dem Studienergebnis?

Medienberichten zufolge bezeichnete eine Sprecherin der Plattform die Studie als «irreführend»: Der generelle Anstieg der Kriminalitätsraten sei darin nicht berücksichtigt worden und gehe nicht auf die saisonalen Reisehöhepunkte in London ein, «die einen weitaus grösseren Einfluss auf die Kriminalität haben als die zitierten, zehn Jahre alten Daten.» Auch gestiegene Lebenshaltungskosten, die zu vermehrten Straftaten führen könnten, seien in der Analyse nicht berücksichtigt worden. Zudem würden «nur 0,17 Prozent aller Wohnungen in London über die Plattform für mehr als 90 Nächte im Jahr vermietet.»

Wie sicher ist der Zusammenhang?

«Wir haben die plausibelsten alternativen Erklärungen geprüft, von Änderungen bei den Polizeistreifen über Touristen-Hotspots bis hin zu Fussballspielen», so Lanfear in einer Mitteilung. «Nichts änderte sich an der Kernerkenntnis, dass Airbnb-Vermietungen mit höheren Kriminalitätsraten in Londoner Stadtvierteln in Zusammenhang stehen.» Die Forscher weisen weiter darauf hin, dass es weniger die Plattform oder Airbnb-Vermieterinnen und -Vermieter seien, die die steigende Kriminalität zu spüren bekommen, sondern vor allem die Nachbarschaft betroffen sei. Ob die Ergebnisse der Studie von Kirk und Lanfear auch bei aktuelleren Daten so ausfallen würden, ist offen.

Die Studie wurde im Fachjournal «Criminology» veröffentlicht.

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