Kandidaten-KarussellMeyer schliesst Kandidatur nicht aus – das sind mögliche Berset-Nachfolger
Nachdem am Mittwoch klar wurde, dass sich Alain Berset vom Bundesrat verabschiedet, taucht nun die Frage nach seiner Nachfolge auf. Das sind die möglichen Nachfolgerinnen und Nachfolger.
SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer im 20-Minuten-Interview.
20minNachfolge Alain Berset: Darum gehts
SP-Bundesrat Alain Berset wird nicht mehr für die Wahlen antreten.
Somit wird sein Sitz ab Dezember frei.
Das Kandidatenkarussell beginnt: Wer kommt infrage?
Am Mittwoch gab Bundesrat und amtierender Bundespräsident Alain Berset (SP) überraschend bekannt, dass er bei den Bundesratswahlen nicht mehr antreten wird. Der Zeitpunkt für die SP ist gut – die Sommerpause hat gerade begonnen, für die Suche nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen ist genügend Zeit vorhanden. «Es ist ein Steilpass in einem Wahljahr, wenn tatsächlich ein Bundesratsrücktritt kommt», sagt Polit-Beobachter Mark Balsiger im Live-Interview bei 20 Minuten.
Doch wer kommt für Bersets Nachfolge infrage? Das sind die wahrscheinlichsten Kandidaten und Kandidatinnen für seinen Posten.
Daniel Jositsch (58)

Der Zürcher Daniel Jositsch kandidierte bereits letzten Herbst für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga – entgegen dem Willen seiner Partei. Versucht er sein Glück nun nochmals?
20 MinutenDer Zürcher Ständerat Daniel Jositsch versuchte sein Glück bereits vergangenen Herbst, als er sich auf eigene Faust und ohne Unterstützung seiner Partei als Nachfolger für SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga aufstellte. Die SP-Fraktion hatte vorgängig entschieden, nur Frauen für den Posten vorschlagen zu wollen. Jositsch selbst versicherte zwar, dass er den Entscheid der Fraktion akzeptiere und nicht für eine wilde Kandidatur zur Verfügung stehe. Allerdings sagte er öffentlich auch nie, dass er eine allfällige Wahl nicht annehmen würde. Dieser Entscheid führte zu internen Spannungen bei den Sozialdemokraten. Wie stünden seine Chancen bei einer Kandidatur für Bersets Sitz? «Die SP-Fraktion sieht ihn nur noch in Teilen nahe bei sich», meint Polit-Beobachter Balsiger. «Vom Parlament würde er aber definitiv gewählt werden.»
«Ich habe mich vor nicht allzu langer Zeit für dieses Amt interessiert – eine Kandidatur ist natürlich ein Thema», sagt Jositsch auf Anfrage von 20 Minuten. Er werde dies nun mit seinem näheren Umfeld diskutieren und mit der Parteileitung der SP Zürich besprechen. «Einen allfälligen Entscheid werde ich in den nächsten Tagen kommunizieren.»
Matthias Aebischer (55)

Weiterer möglicher Kandidat: Berner Nationalrat Matthias Aebischer.
20min/Matthias SpicherDer Berner Matthias Aebischer ist seit 2012 Mitglied des Nationalrats und wird ebenfalls als Favorit für den Sitz von Alain Berset gehandelt. Vor seiner politischen Karriere war er Journalist und Moderator beim SRF.
Cédric Wermuth (37)

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth könnte ebenfalls kandidieren.
20min/Matthias SpicherDer Co-Präsident der Sozialdemokraten Cédric Wermuth hat eine steile Politkarriere hinter sich: 1999 trat er der Juso bei – knappe zehn Jahre später präsidierte er sie schweizweit. 2010 trat er aber bereits wieder vom Präsidium zurück, ein Jahr später wurde er für den Aargau in den Nationalrat gewählt. Seit 2020 ist er Co-Präsident der SP Schweiz, gemeinsam mit Mattea Meyer.
Mattea Meyer (35)

Mattea Meyer ist Co-Präsidentin der SP Schweiz.
20min/Matthias SpicherDie SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer wurde 2015 zur Nationalrätin gewählt – vorher war sie Kantonsrätin im Kanton Zürich. Seit 2020 präsidiert sie zusammen mit Cédric Wermuth die SP Schweiz.
Im Interview mit 20 Minuten nimmt Meyer zu den drängendsten Fragen Stellung (siehe Video oben). Eine Kandidatur schliesst sie persönlich nicht kategorisch aus, sondern weicht der Frage aus. «Als Co-Präsidentin habe ich andere Sorgen momentan – nämlich wie wir erfolgreiche Gesamterneuerungswahlen im Oktober über die Bühne bringen», sagt Meyer. Ein absolutes Nein klingt anders. Dass Frauen für den Moment ebenfalls in Frage kommen, begründet sie mit der anders gelagerten Situation als nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga. Man habe nun den ganzen Sommer Zeit, sich Gedanken zu machen. Wenig Freude hat sie an den Äusserungen der Grünen, welche einen Angriff auf Bersets Sitz nicht ausschliessen.
Roger Nordmann (50)

Roger Nordmann ist SP-Fraktionspräsident.
20min/Matthias SpicherSP-Nationalrat und Fraktionspräsident Roger Nordmann startete seine politische Karriere als Mitglied des Gemeinderats in Lausanne. Später war er im grossen Rat des Kantons Waadt und wurde 2004 in den Nationalrat gewählt. Im Herbst will er erneut für den Nationalrat kandidieren.
Noch sei es viel zu früh für konkrete Pläne für eine allfällige Bundesratskandidatur, sagt er gegenüber 20 Minuten. «Das wird erst eine Frage, wenn die Fraktion das Vorgehen und allfällige Kriterien beschlossen hat», so Nordmann.
Flavia Wasserfallen (44)

SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen.
Adrian MoserDie Bernerin Flavia Wasserfallen ist seit 2018 im Nationalrat. Vorher gehörte sie dem Grossen Rat des Kantons Bern an, war Vizepräsidentin der Sozialdemokratischen Fraktion, Co-Präsidentin der SP Stadt Bern und Co-Generalsekretärin der SP Schweiz.
Barbara Gysi (59)

Die Ständeratswahl scheiterte – könnte eine Bundesratswahl klappen?
20min/Michael ScherrerViel politische Erfahrung bringt auch Barbara Gysi mit: Sie kandidierte 1995 bereits zum ersten Mal für den Nationalrat, scheiterte jedoch. 2011 kandidierte Gysi wiederholt für den Nationalrat – und erzielte mit 17’331 Stimmen neben den bisherigen Nationalräten Hildegard Fässler und Paul Rechsteiner das drittbeste Resultat auf der SP-Liste. Ende April dieses Jahres verlor sie das Rennen um den Ständeratssitz vom abgetretenen Paul Rechsteiner an die SVP-Politikerin Esther Friedli.
Eine Kandidatur schliesst Gysi nicht aus: «Ich werde mir eine Kandidatur überlegen, warte aber auch die Überlegungen des Fraktionspräsidiums ab», sagt sie gegenüber 20 Minuten. Klare Worte findet sie hingegen für den Rücktritt von Alain Berset: «Ich bedaure den Rücktritt von Bundespräsident Berset sehr, er hat sehr gute und für die Menschen wichtige Arbeit im Bundesrat geleistet. Sein Rücktritt kommt überraschend.»
Eric Nussbaumer (63)

Eric Nussbaumer ist seit 2007 im Nationalrat.
20min/Matthias SpicherSP-Nationalrat Eric Nussbaumer war vor seinem Nationalratsamt Mitglied der Gemeindekommission von Frenkendorf (BL) und des Landrats. Auch ist er Kapitän des FC Nationalrat.
Er wolle sich noch nicht dazu äussern, ob er für die Bundesratswahlen kandidiert, teilt aber mit, dass «ein politisches Exekutivamt immer eine spannende Aufgabe ist».
Beat Jans (58)

Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, Beat Jans.
20min/Steve LastDer Basler SP-Regierungsrat Beat Jans wird ebenfalls als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Alain Berset genannt. Er ist Vizepräsident der SP Schweiz und war von 2010 bis 2020 im Nationalrat.
Gegenüber 20 Minuten sagt Jans aber: «Ich fühle mich geehrt, für das Amt des Bundesrates ins Spiel gebracht zu werden, und natürlich wäre das eine sehr faszinierende Aufgabe für mich. Grundsätzlich ist es mir aber sehr wohl in Basel.» Seine Tätigkeit in der Basler Regierung sei erfüllend und bereite ihm grosse Freude. «Ob ich für die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset kandidiere, will ich mir deshalb gemeinsam mit meiner Familie überlegen. Dazu nehme ich mir über die Sommerferien Zeit und werde mich voraussichtlich Ende August dazu äussern.»
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