SchweizAlarmierend – jeder zweite Haushalt hat schwer abbaubare Gifte im Trinkwasser
Auf 29 Giftstoffe hat das Konsumentenmagazin «K-Tipp» das Trinkwasser ihrer Leserinnen und Lesern testen lassen. Rund die Hälfte der Proben fielen positiv aus.
Darum gehts
Das Schweizer Konsumentenmagazin «K-Tipp» hat Schweizer Trinkwasser aus allen Regionen analysieren lassen.
400 von 872 Proben wiesen gesundheitsgefährdende PFAS auf.
Eine Häufung zeigt sich im Norden der Schweiz.
Ausgangslage
Das Schweizer Konsumentenmagazin «K-Tipp» hat fast 1000 Trinkwasser-Proben aus der ganzen Schweiz analysiert. Über 1500 Schweizerinnen und Schweizer sind einem Aufruf vom April 2023 gefolgt und haben ihr Wasser aus dem heimischen Hahn dem «K-Tipp» zugesendet.
Ergebnisse
Ein deutsches Labor analysierte 872 der eingesendeten Proben auf PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Ein grosser Teil der Proben ist mittlerweile ausgewertet und zeigt: Bis zu 400 Proben waren mit den Chemikalien belastet.
Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde hat laut dem Bund einen gruppenbezogenen TWI (Tolerable Weekly Intake) von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Woche für PFAS festgelegt. Das vom «K-Tipp»-Labor untersuchte Wasser war in 17 Gemeinden so stark mit PFAS belastet, dass dieser Wert überschritten wird, wenn eine 60 Kilo schwere Person am Tag zwei Liter davon trinkt.
In Mineralwasser aus den PET-Flaschen wurde in zwei von zwanzig Wassern PFAS nachgewiesen. Die jeweiligen Verantwortlichen gaben gegenüber dem «K-Tipp» an, Massnahmen zu ergreifen.
Das sind PFAS
Es gibt mehrere Tausend Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Diese werden von der Industrie seit den 1950er-Jahren genutzt. Sie kommen in vielen Lebensbereichen zum Einsatz. Zum Beispiel: Schutzkleider oder Regenjacken sowie in einigen Kosmetika oder Medikamenten. Sie dienen als wasserdichte, aber atmungsaktive Schicht. In die Umwelt gelangen sie durch das Abwasser oder über die Abluft von Industriebetrieben.
Diese Regionen sind am meisten betroffen
Zu den stark belasteten Gebieten gehören laut dem «K-Tipp» unter anderem einige Gebiete in der Nordschweiz, darunter Zürcher Gemeinden wie Bülach und Glattfelden. Im Aargau sind unter anderem Mellingen und Rekingen betroffen. Die meisten Wasserproben stammten aus privaten Quellen und nicht aus den Reservoirs der Gemeinden. Die Wasserversorgung Bülach schreibt, dass man als einzelne Gemeinde «kaum Handlungsmöglichkeiten» habe.
Nur geringe Verunreinigungen wurden im Bündner, Walliser und Tessiner Trinkwasser nachgewiesen. Das Konsumentenmagazin merkt an, dass nur wenige Proben aus dem Süden der Schweiz eingesandt wurden.
Wie trinkst du dein Wasser?
Das passiert jetzt
Wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) gegenüber dem Konsumentenmagazin sagt, sollen die schweizerischen Grenzwerte für die PFAS-Belastung überarbeitet werden. Innerhalb der EU wird derweil ein Verbot aller PFAS geprüft. Kommt dieses durch, so dürften die giftigen Substanzen nur noch eingesetzt werden, wenn dies wirklich notwendig ist. Etwa bei Feuerwehr-Schutzkleidung, da nur mit PFAS behandelte Textilien Schutz vor Säuren oder Ölen bieten, wie das österreichische Umweltbundesamt mitteilt.
Doch laut der Europäischen Chemikalienagentur ECHA muss damit gerechnet werden, dass die Stoffe noch über Generationen hinweg in der Umwelt zu finden sind.
Tipps
Der «K-Tipp» schreibt in seinem Bericht, dass sich PFAS nicht komplett vermeiden lassen, da sie zurzeit zu stark verbreitet seien. Trotzdem können einige Vorsichtsmassnahmen ergriffen werden:
Eisen- oder Keramikpfannen verwenden statt Teflonpfannen
Natürliche Fette oder Wachse als Alternative zu Imprägniersprays
Mehrweggeschirr aus Glas oder Porzellan statt Einweggeschirr aus Karton
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