Regierung macht Druck - Alibaba will 14 Milliarden Franken gegen Armut in China spenden

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Regierung macht DruckAlibaba will 14 Milliarden Franken gegen Armut in China spenden

Internet-Gigant Alibaba hat angekündigt, rund 14 Milliarden Franken für die Bekämpfung der Armut in China ausgeben zu wollen. Ob dieser Schritt ganz freiwillig erfolgt ist, ist fraglich.

Eine Müllsammlerin in Peking: In China ist Armut noch weit verbreitet.
Ein Bettler in den Strassen von Shanghai: Laut Statistik besitzen die ärmsten zehn Prozent der Chinesinnen und Chinesen gerade mal 1,4 Prozent des Besitzes im Land.
Alibaba-CEO Daniel Zhang hat eine gewaltige Spende zur Armutsbekämpfung ausgelobt.
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Eine Müllsammlerin in Peking: In China ist Armut noch weit verbreitet.

AFP

Darum gehts

  • Alibaba will 14 Milliarden Franken für die Bekämpfung der Armut in China spenden. Auch andere Tech-Konzerne haben hohe Summen ausgelobt.

  • Zuvor hatte die Regierung Druck auf die Tech-Konzerne aufgebaut und verlangt, dass sie sich an Investitionen für die Infrastruktur des Landes beteiligen.

Der Online-Handelsriese Alibaba will eine staatliche Kampagne gegen Armut in China mit Milliardensummen unterstützen. In zehn Arbeitsbeschaffungsprogramme, die «Betreuung schutzbedürftiger Gruppen» und technologische Innovation, werde man 100 Milliarden Yuan (umgerechnet gut 14 Milliarden Franken) stecken, kündigte der Konzern am Freitag an. Davon sollen 20 Milliarden Yuan in einen Fonds fliessen, der die Einkommensungleichheit in Alibabas Heimatprovinz Zhejiang eindämmen soll. «Wir glauben fest, dass, wenn es der Gesellschaft gut geht und der Wirtschaft gut geht, sich dann auch Alibaba gut schlagen wird», erklärte Unternehmenschef Daniel Zhang.

Als Reaktion auf den Vorstoss wurde Alibaba von Anlegern und Anlegerinnen abgestraft: Im Handel an der Börse in Hongkong verloren die Papiere am Freitag über vier Prozent – Investoren und Investorinnen sorgten sich um die möglichen Folgen der Milliardeninvestitionen für die Geschäftszahlen des Konzerns.

Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich

Experten und Expertinnen sehen in der Initiative des Konzerns zudem keine Garantie dafür, dass Alibaba damit vor weiteren Regulierungen der staatlichen Behörden sicher ist. Auf Alibaba und andere Tech-Giganten, wie den Chat- und Spieledienst Tencent, übt die regierende Kommunistische Partei verstärkt Druck aus, politische und ökonomische Initiativen finanziell mitzutragen. So gab Staatspräsident Xi Jinping mit der Kampagne «Gemeinsamer Wohlstand» das Ziel aus, den durch Chinas Wirtschaftswachstum gewonnenen Reichtum gleichmässiger und breiter zu verteilen. Aktuell steht eine Elite, die mehr Milliardäre als die USA aufweist, einer bedürftigen Mehrheit in dem Land mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern gegenüber.

Zwar duldete die Führung in Peking lange, dass die Schere zwischen Reich und Arm in der Volksrepublik im Konjunkturboom der vergangenen 30 Jahre immer grösser wurde. Doch fordert der seit 2012 amtierende Xi nun eine Rückbesinnung der Partei auf ihre «Ursprungsmission», die eine Ausmerzung von Armut, Lohnanhebungen und Direktinvestitionen in strategische Technologie und andere Initiativen vorsieht.

Seit geraumer Zeit nimmt China vor allem Firmen aus dem jahrelang ungebremst gewachsenen Technologiesektor eng an die Leine. Alibaba selbst bekam eine Rekordstrafe aufgebrummt, weil der Konzern seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt haben soll. Seit Ende 2020 zieht China bei seinen Tech-Giganten auch im Hinblick auf fairen Wettbewerb, Datensicherheit und andere Standards verstärkt die Zügel an. Die Kontrollen führen Beobachter auf Sorgen der Führung zurück, dass die Unternehmen sonst zu gross und unabhängig werden könnten.

So haben es Chinas Technologie-Konzerne plötzlich eilig, ihr Geld unters Volk zu bringen. Lei Jun, Gründer des Smartphone-Herstellers Xiaomi, übertrug Aktien im Wert von umgerechnet 1,95 Milliarden Franken in eine Stiftung für wohltätige Zwecke. Der Internet-Händler Pinduoduo kündigte an, 1,4 Milliarden für die Entwicklung der ärmeren ländlichen Regionen Chinas bereitstellen zu wollen. Und auch der Internet-Gigant Tencent macht umgerechnet sieben Milliarden Franken an Spenden locker.

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(AFP/trx)

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