Auf Social Media«Frauen gehören in die Küche» – so geht Alisha Lehmann mit Hass-Kommentaren um
Rund zwei Monate vor Beginn der WM äussert sich Nati-Spielerin Alisha Lehmann in einem Interview zur Entwicklung des Frauenfussballs und zu Beleidigungen im Internet.
Darum gehts
Alisha Lehmann meldet sich in einem Interview in England zu Wort.
Dabei packt die Schweizer Fussballerin auch über die Schattenseiten als Social-Media-Star aus.
Lehmann erzählt, sie müsse sich immer wieder beleidigende Kommentare im Netz anhören.
Keine zwei Monate noch, dann rollt im neuseeländischen Dunedin der Ball, wenn die Schweizer Frauenfussball-Nati ihr WM-Auftaktspiel gegen die Philippinen bestreitet. Mit dabei beim Saison-Highlight wird aller Voraussicht auch Alisha Lehmann sein.
Die 24-Jährige ist bekanntermassen nicht nur als Fussballerin auf der Erfolgsspur, sondern auch in den sozialen Medien mit über 13 Millionen Followern und Followerinnen auf Instagram ein Superstar. In einem Interview mit Sky Sports UK äusserte sich Lehmann nun zu den Schattenseiten ihres Lebens als Social-Media-Bekanntheit.
Motivation aus Hass-Nachrichten
«Leute sagen mir oft ‹Frauen können nicht Fussball spielen, die gehören in die Küche›», schildert die Bernerin die Beleidigungen, die sie im Internet über sich ergehen lassen muss. Ihr selbst seien solche Kommentare «ziemlich egal», sagt Lehmann. Sie könne daraus sogar positive Energie ziehen. Zu schaffen mache es ihr aber, wenn ihre Angehörigen solche Sachen lesen müssten.
«Es stört mich mehr für meine Familie, manchmal fühle ich mich schlecht, wenn meine Mutter mir Sachen schickt», erklärt die Nati-Spielerin und meint, sie fordere ihre Mama dazu auf, jene Nachrichten zu ignorieren.
«Leute denken, Fussball sei Männersport»
«Es gibt immer Leute, die Frauenfussball nicht unterstützen, weil sie denken, es sei ein Männersport», erläutert Lehmann. Viele jener Leute hätten aber noch nie selbst ein Fussballspiel von Frauen gesehen. Wenn sie dann tatsächlich an die Partien kommen, sagen sie gemäss der Schweizerin oft: «Du kannst ja tatsächlich kicken.»
In ihrer Wahlheimat England sei die Euphorie um Frauenfussball aber gross und verhelfe ihr zu Höchstleistungen. «Ich spiele viel besser, wenn viele Fans da sind und sie schreien», führt der Aston-Villa-Profi aus und hält fest, dass die grossen Stadien in England während der letztjährigen EM oft ausverkauft waren.
Kritik an medizinischer Versorgung
Gerade im medizinischen Bereich sieht Lehmann aber im Frauenfussball immer noch Luft nach oben. Dies, nachdem sich letztes Jahr gleich mehrere prominente Fussballerinnen wie Beth Mead (Arsenal) oder Weltfussballerin Alexia Putellas (Barcelona) das Kreuzband rissen.
«Solche Verletzungen passieren bei uns Frauen häufiger, weil unsere Körper so anders sind. Es hat auch mit unserer Periode zu tun», erklärt Lehmann. Es benötige mehr Rücksichtnahme der Clubs auf den Menstruationszyklus der Spielerinnen und Ärzte, die Vollzeit beim Verein angestellt seien. Die Offensivspielerin weiter: «Die Vereine müssen uns die Möglichkeit geben und sagen: ‹Vielleicht trainierst du diese Woche etwas weniger.›»
Lehmann sieht sich primär als Fussballerin
Sie selbst sehe sich trotz Social-Media-Hype in erster Linie als Sportlerin. «Die Leute, die mich kennen, sehen mich immer als die Fussballerin», sagt Lehmann. Wenn sie mit ihren Freunden und ihrer Familie zusammen sei, spreche sie die ganze Zeit nur über Fussball.
«Sie meistert den Mix aus Privatem und Beruflichem wie fast keine Zweite», erklärte Caroline Schmidt von der Social-Media-Agentur Monami Anfang des Jahres gegenüber 20 Minuten. Damals hatte die wohl bekannteste Schweizer Fussballerin Tennis-Legende Roger Federer punkto Follower-Zahl auf Instagram überholt.
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