MissbrauchsskandalAls der Bruder des Papstes Ohrfeigen verteilte
Der ehemalige Regensburger Domkapellmeister und Papstbruder Georg Ratzinger hat sich von früheren Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der Domspatzen distanziert. Früher schlug er selber auch schon mal zu.
«Das Ausmass dieser brachialen Methoden von Direktor M. war mir nicht bekannt», sagte der mittlerweile 86-jährige Georg Ratzinger der «Passauer Neuen Presse» Das Problem des sexuellen Missbrauchs sei dabei nie zur Sprache gekommen, erklärte Ratzinger weiter. Gleichzeitig verurteilt er Direktor M.s Methoden: «Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich schon damals etwas gesagt.»
Ehemalige Schüler hatten in den vergangenen Tagen über heftige Prügelstrafen durch Internatsdirektor Johann M. berichtet, bei denen Kinder teilweise grün und blau geschlagen worden seien (20 Minuten Online berichtete).
Ratzinger verteilte selber Ohrfeigen – aber nur bis 1980
Georg Ratzinger räumte ein, einige seiner Sänger hätten ihm damals auf Konzertreisen erzählt, wie es ihnen in der Vorschule ergangen sei. Die Berichte seien aber bei ihm «nicht so angekommen, dass ich glaubte, etwas unternehmen zu müssen». Er selber habe während der Chorproben wiederholt Ohrfeigen ausgeteilt, dabei «aber eigentlich immer ein schlechtes Gewissen» gehabt.
Ohrfeigen seien «einfach die Reaktionsweise auf Verfehlungen oder bewusste Leistungsverweigerung» gewesen. Einige Pädagogen hätten eine «gewisse Rauheit» an den Tag gelegt. Er sei aber erleichtert gewesen, als 1980 die körperliche Züchtigung vom Gesetzgeber verboten worden sei. «Daran habe ich mich striktissime gehalten.» Es sei eine «gute Entwicklung, dass der Verzicht auf Ohrfeigen eine durchgehende Erkenntnis wurde».
Für die Misshandlungen während seiner Amtszeit bat er die Opfer im Interview mit der «Passauer Neuen Presse» um Verzeihung.
Ratzinger betonte, dass er von den bekanntgewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs bei den Regensburger Domspatzen nichts gewusst habe. Auch gerüchteweise sei «bei uns im Haus über diese Dinge nie gesprochen worden». Sein Bruder, Papst Benedikt XVI., könne bei der Bewältigung der Missbrauchsaffäre die Verantwortlichen ansprechen und mit ihnen eine klare Verurteilung aller Fälle formulieren.