Urheberrechts-Debatte«Als würde man uns ins Gesicht pinkeln»
Es sollte nur eine kleine Anfrage zum Thema Urheberrecht werden. Doch Pop-Poet Sven Regener gerät ob des Themas in Rage – und lässt ein Instant-Pamphlet vom Stapel.
Mit seiner Band Element of Crime ist Sven Regener eigentlich ein Mann der leisen Töne. Doch wird er auf die laufende Urheberrechtsdebatte angesprochen, kann er ganz schön wütend werden. Gegenüber dem Bayrischen Rundfunk wurde er seinen Frust über die Gratismentalität und den gesellschaftlichen und politischen Umgang mit Künstlern und ihren Werken los: «Es wird so getan, als ob wir Kunst machen als exzentrisches Hobby. Das Rumgetrampel darauf, dass wir uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werke geschaffen haben, ist im Grunde nichts anderes, als dass man uns ins Gesicht pinkelt und sagt: ‹Euer Kram ist eigentlich nichts wert. Wir wollen das umsonst haben. Und wir scheissen darauf, was du willst oder nicht.› Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert!»
Für Regener ist es eine Frage des Anstands und des Respekts, ob man für Musik bezahlt oder nicht: «Genau so wie es eine Frage des Respekts und Anstands ist, nichts im Supermarkt zu klauen, selbst wenn man weiss, dass man nicht erwischt wird.» Dabei macht er sich nicht nur Sorgen um sein eigenes Portemonnaie, sondern auch um die Musiklandschaft: «Leute zwischen 15 und 35 haben keine eigene, endemische Musik mehr. Die kleinen studentischen Indielabels haben alle zugemacht. Was bleibt, ist Schlager, Volksmusik und Rock für die Älteren.»
«Ihr kriegt unseren Kram nicht»
Besonders regt sich der Sänger in seiner atemlosen, fünfminütigen Wutrede auf, als er auf YouTube zu sprechen kommt: «YouTube gehört Google. Das ist ein milliardenschwerer Konzern, der aber nicht bereit ist, pro Klick zu bezahlen. Das ist gerade der Punkt, an dem wir Musiker sagen: ‹Nein, für dieses Geld kriegt ihr unseren Kram nicht.› Wir sehen nicht ein, dass Milliardengeschäfte gemacht werden, und wir kriegen davon nichts ab. Die Musiker sind Penner in der letzten Reihe, das ist eine Unverschämtheit.»
Und jeder junge Mensch müsse sich genau überlegen, ob er sich zum Lobbyisten eines Milliardenkonzerns machen lasse. Denn: «Ein Geschäftsmodell, welches darauf beruht, dass die, welche den Inhalt bringen, kein Geld bekommen, ist kein Geschäftsmodell. Das ist Scheisse. Ansonsten können sie sich ja die Lieder von Kim Schmitz vorsingen lassen.»